„Mag dein Wort mich stets berühren: Dieses eine, Herr, ist not.“
Ein wunderbarer Sommerabend mitten im Schwarzwald. Eine große Gottesdienstgemeinde hatte sich, teils physisch vor Ort (Pfalzgrafenweiler und Spielberg), teils in einer weiteren Kirche (Haiterbach mit Egenhausen), dort zur Übertragung per Livestream, zusammengefunden. Viele Gemeindevorsteher aus dem alten wie dem neuen (Gäugemeinden) Teil des Bezirks Nagold waren nach Pfalzgrafenweiler gekommen. Orgel und Klavier, ein Instrumentalensemble (Flöten und Streicher) in wechselnden Besetzungen sowie ein gemischter Chor sorgten für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes. Zu Beginn erklang das Lied, dessen Refrain eingangs zitiert ist („Wie Maria will ich lauschen, Jesu deinem Segenswort.“ (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 128, Text nach Mina Steiner (1902 – 1961), Musik Johann Michael Haydn, 1737 – 1806)
„Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Qualen behaftet, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er machte sie gesund.“ (aus Mt 4, 24). Nach der Verlesung des Bibeltextes ging der Apostel auf das von der Gemeinde gesungene Eingangslied ein. „Du durchdringest alles.“ (Gesangbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 103, Beginn Vers 2; Text Gerhard Tersteegen, 1697 -1769) Ihm, Gott, bleibt nichts verborgen? Könnte man als Bedrohung empfinden. Martin Schnaufer erinnerte an Psalm 139, der überschrieben ist: „Gott - allwissend und allgegenwärtig“. Für einen Menschen schwer zu begreifen: Gott ist dabei. Egal, was geschieht. So abstrus es manchmal erscheinen mag. Diese Sicherheit soll uns durch nichts verloren gehen. Wo das Verstehen aufhört, beginnt das Vertrauen. Auf die Größe der Perspektive, auf ewig bei ihm zu sein, die er uns eröffnet. Er ist der Einzige, und dieser große Gott ist unser Vater.
Auf das Bibelwort für den Gottesdienst eingehend erläuterte Schnaufer dessen Kontext: Jesus nahm seine Lehrtätigkeit auf. Die Kunde von ihm verbreitete sich durch ganz Syrien (vgl. Mt 4, 24). Der Apostel erinnerte an den Entschlafenengottesdienst am vorhergehenden Sonntag. Die Größe des göttlichen Werks, den Seelen „hüben wie drüben“ die Chance zur Erlösung anzubieten. Gottes Liebe, die sich auf alle bezieht. Damit wird auch das Wesen Christi sichtbar: Alle durch seinen Opfertod zu erlösen. Bis durch seine Wiederkunft die Trennung zwischen Lebenden und Toten aufgehoben wird und alle gemeinsam ihn sehen können wie er ist. Als er auf Erden war, brachten die Leute alle Kranken zu ihm, die er gesund machte. Weil es für ihn keine Begrenzungen gab. Unsere persönliche Begrenzungen, die „Krankheit“ unserer Seele, sie sind kein bleibendes Hindernis. Durch seine Macht kann alles geheilt werden. Wenn wir unsere Hilfsbedürftigkeit wahrnehmen, uns ihm zuwenden und uns in Demut vor ihm neigen.
Alle machte er gesund: „Besessene“ – Habgier, Egoismus, ich bin allein der, der zählt … solche Einstellung macht undankbar. Lasst uns nicht besessen sein davon. Abraham – er war superreich, aber für ihn bedeutete das keine Gefahr. Er konnte damit umgehen. Der irdische Wohlstand war nicht sein Lebenszweck.
„Mondsüchtige“ – Sie meinen, alles müsse irgendwie funktionieren, ohne eigenes Zutun. Falsch. Ich muss mir schon einen Kopf darum machen, wie ich zu meinem Seelenheil gelange.
„Gelähmte“ - es sind Menschen, die nicht mehr so richtig handlungsfähig sind. Sie lassen sich von irgendwelchen Dingen gefangen nehmen. Sünde bremst und lähmt. Als Erstes sprach Jesus zu dem Gelähmten, den seine Freunde zu ihm gebracht, von oben durch die Decke herunter gelassen hatten: Dir sind dein Sünden vergeben (vgl. Mk 2, 3, 4).
In einer Gemeinde sind wir nicht allein gelassen. Sie ist eine Gemeinschaft, die von Liebe getragen wird. Bei dem, was dir im Weg steht, beziehe Jesus mit ein. Braut und Bräutigam passen zusammen. „Er machte sie (alle) gesund.“ Jesus löst nicht alle irdischen Probleme für uns. Wesentlich ist, dabei zu sein, wenn er wiederkommt, um die Seinen zu sich zu nehmen.
Wolfgang Roller, stellvertretender Leiter des Bezirks Nagold, betonte, dass Gott und sein Sohn immer dafür gesorgt haben, dass die Menschen zu ihnen kommen sollten. Glaubst du noch an die göttliche Liebe? Es ist immer noch dieselbe Liebe zu den Menschen. Unser Glaube ist der Schlüssel dazu.
Der Apostel setzte fort: Menschliche Schwächen anderer sind nicht das Entscheidende. Sie dürfen uns nicht irritieren. Wichtig ist der Glaube daran, dass der Herr Jesus es ist, der seine Kirche regiert (Art 4 Katechismus der Neuapostolischen Kirche). Beim „Bodenpersonal“ mag es immer wieder Enttäuschungen geben, wurde schmunzelnd hinzugesetzt. Wenn du damit mal ein Problem hast, dann bitte nicht darum, dass der betreffende Amtsträger ein anderer wird, sondern vielmehr darum, mit ihm trotzdem umgehen zu können.
Nach Sündenvergebung und Feier des heiligen Abendmahls wurde ein Diakon aus der Gemeinde Pfalzgrafenweiler in den Ruhestand verabschiedet. Als immer zuverlässig hatte ihn der Vorsteher in einem Schreiben für den Apostel gewürdigt. Insbesondere auch, wenn es um technische Belange ging. Das war in letzter Zeit besonders die Möglichkeit der Livestream-Übertragung. Um die er sich auch zukünftig kümmern wird, so seine beruhigende Zusage, weil er auch weiter für seine Gemeinde da sein will. „Bei meinem Ja zum Herrn will ich bleiben.“, fasste der Apostel die Einstellung des jetzt Diakon im Ruhestand zusammen. Der Dank aller galt seiner Ehefrau und ihm.
„Alles Gute für euch“, verabschiedete sich Martin Schnaufer. Noch einmal traten die Musizierenden in Aktion und ließen das für diesen Abend letzte Loblied steigen, mit dem Gott „Lob, Preis und Dank und Ehre“ dafür gebracht wurden, dass er zugesagt hat, die Menschen auf ewig zu befreien.“
(Chorbuch Nr. 268, Textdichter unbekannt).