Samstag, 08.11.08, 17 Uhr 100 Jahre Neuapostolische Kirchengemeinde Tübingen, Brunsstr.
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- Festakt -
Das Kirchengebäude in Tübingen war gut gefüllt, als Bischof G. Kaltschmitt, Neuapostolische Kirche Süddeutschland, nach Klängen der romantischen, optisch wie akustisch eindrucksvollen Orgel, ans Rednerpult trat. Neben den Vertretern aus der politischen Gemeinde und vom Landkreis sowie Vertretern anderer Tübinger Kirchengemeinden, die später besondere Grußworte zum Kirchenjubiläum sprachen, freute sich G. Kaltschmitt, in der Festgemeinde auch Frau A. Wiedmann-Mauz, MdB, Stadträte und -innen und Vertreter von Tübinger Institutionen und Einrichtungen, Herrn Pfarrer Sgerea von der Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten sowie weitere Pfarrer/innen aus Tübingen/Derendingen und ihre Begleiter begrüßen zu dürfen.
G. Kaltschmitt zeigte sich dankbar für den Schutz des Staates und die Toleranz der Mitbürger in Tübingen gegenüber der Neuapostolischen Kirchengemeinde. "Nicht selbstverständlich, wenn man daran denkt, dass vor 70 Jahren u. a. auch in Tübingen Gotteshäuser, die jüdischen Synagogen, niedergebrannt wurden. Leider nicht nur tempi passati - Hass und Fanatismus von Religionen gegen Religionen in jüngerer Zeit nehmen Dimensionen an, die es gebieten, dass Christen näher zusammenrücken, sich ihren Glauben und ihre Glaubenskultur bewusster machen". Gemeindevorsteher R.-D. Kittel gab einen kurzen Abriss über "100 Jahre Neuapostolische Kirchengemeinde Tübingen" und ihr Gemeindeleben im Jahr 2008.
Dass gerade in Baden-Württemberg entscheidende Schritte eines verstärkten Miteinanders zwischen den Mitgliedskirchen der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen)und der Neuapostolischen Kirche gemacht wurden, zeigte, welche Vertreter anderer Kirchen nach den Grußworten von Landrat Joachim Walter, Landkreis Tübingen, und Baubürgermeisterin Ulla Schreiber, Stadt Tübingen, gemeinsam ans Rednerpult traten: Pastor M. Jäger, Ev.-methodistische Kirche, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Tübingen; Dekanin Dr. M. L. Kling-de Lazzer, Ev. Kirche; Dekan Thomas Steiger, Kath. Kirche. Einstimmiger Tenor ihrer jeweiligen Ansprachen war, dass Differenzen in Lehrfragen einer engeren Zusammenarbeit christlicher Kirchen nicht im Weg stehen dürfen.
Es folgte dann ein Vortrag zum Thema: "Der Einfluss des Pietismus auf die Neuapostolische Kirche in Württemberg", von Dr. K. - P. Krauss, Historiker und Geograph. Wer es bis dahin nicht gewusst hatte - im Württembergischen hat der Pietismus einen großen Einfluss auf das Entstehen Neuapostolischer Kirchengemeinden und auch deren Glaubenslehre und
-leben gehabt.
G. Kaltschmitt ging in seinen Schlussworten auf das besondere Datum 8./9.11. ein und wies, den Gedanken des ökumenischen Miteinanders noch einmal aufgreifend, darauf hin, dass Ende Mai 2009 in Düsseldorf der erste Europäische Jugendtag der Neuapostolischen Kirche stattfinden wird, zu dem
40 000 Jugendliche erwartet werden. Jugendliche des Kirchenbezirks Tübingen leisten ihren Beitrag dazu, indem an jedem Morgen Bonhoeffers "Von guten Mächten wunderbar geborgen" in gesungener Form vorgetragen wird, ergänzt durch Textbeiträge von G. Kaltschmitt
zu Bonhoeffers Leben.
Wie schon am Anfang, so stand auch am Ende ein von G. Kaltschmitt gesprochenes Gebet: "Herr, segne alle Kirchen und Gemeinden, wo Menschen sich in Deinem Namen versammeln."
"Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut..", ein gemeinsam gesungenes und allen Anwesenden aus ihren jeweiligen Kirchen bekanntes Lied, mit Schlussakkorden an der Orgel zum Ende des Refrains: "Gebt unserm Gott die Ehre" begleitet, die vermutlich noch auf dem Kirchenvorplatz zu hören waren, beendete einen Festakt im ökumenischen Sinn, den sich keiner unserer Vorfahren bei Gründung der Neuapostolischen Kirchengemeinde Tübingen im Jahr 1908 hätte vorstellen können.