Gemeindevorsteher Erich Maier tritt in den Ruhestand – Gemeinsam mit den Nachbarn aus Öschelbronn erleben „seine“ Jettinger einen besonderen Abend.
„Wenn ein Vorsteher in Ruhestand geht, da gibt es zwischen ihm und der Gemeinde ein Stimmungsbild, das aus dem Rahmen fällt. Man hat so viel miteinander erlebt. Aber wir dürfen auch Dankbarkeit und Zuversicht spüren.“, so der Apostel im Eingangsgebet. „Noch gar nicht so lange her, dass ich hier gewesen bin (siehe Bericht 18.08.21)“, begann Martin Schnaufer. Der Anlass – ein wenig traurig, aber auch ein Zusammenkommen in zufriedener Erinnerung an die gemeinsame Zeit. Der Vorsteher hier ist in einer Situation, die die Verantwortung für die eigene Familie schwerer wiegen lässt als die Amtsaufgabe. Das gilt es zu respektieren.
„Gott schenkt uns sein Vertrauen – das ist keine „Zwangsbeglückung“. Seine Liebe ist da. An uns ist es, sich zu entscheiden.“ Er will jedem helfen. Das gilt bis zum Ende des Tausendjährigen Friedensreichs. Gott hält sich an seine eigene Regelung, die, dass der Mensch seinen freien Willen hat. Jeder trägt die Verantwortung für seine Seele. Was unsere Aufgaben sind, das bleiben sie auch. Der himmlische Vater weiß, wann er eingreifen muss. Der Mensch trägt auch die Verantwortung für seine Familie und seine Kinder. Nicht nur zum persönlichen Vorteil. Er hat auch Verantwortung für seine Gemeinde. Er ist nicht zufällig dort. Wenn es da mal „knirscht“, dann sind alle gefragt, sich einzubringen. Dazu kommt Verantwortung für den Nächsten. Gott traut dir zu, ein Zeugnis des Evangeliums zu sein.
Besonders Amtsträger befinden sich da in einer gewissen Zwangslage. Wer „ja“ zu seinem Amtsauftrag sagt, soll dadurch nicht seine Familie und seinen Beruf vernachlässigen. Es geht um die Balance. Gott sagt, lass dir dabei helfen und dir die Impulse vom Heiligen Geist geben. Die richtigen Schwerpunkte setzen, das bringt viel Segen. Euer Vorsteher ist da ein großes Vorbild.
„Und er fing an, vor ihnen zu reden: Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren. Und sie gaben alle Zeugnis von ihm und wunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund kamen, und sprachen: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ (Lk 4, 21, 22). Auf das Bibelwort für den Gottesdienst eingehend, erläuterte der Apostel zunächst dessen Kontext. Wir wissen, dass Jesus von jungen Jahren an am Sabbat an in die Synagoge zu gehen pflegte (vgl. Lk 7, 49). So tat er es auch, als er seinen Auftrag als Messias erfüllte. Hier geht es darum, dass er dort, im Tempel in Nazareth, aus dem Buch des Propheten Jesaja vorgelesen hatte. Anschließend sagte er, dass heute dieses Wort der Schrift erfüllt sei, dass das Gnadenjahr des Herrn mit seinem, des Messias Kommen, gekommen ist.(vgl. Lk 4, 19). In der anschließenden Diskussion kam der Einwand: „Ist das nicht Josefs Sohn?“ Jesus konnte argumentieren: Für ihn sprach, dass er sich vorbehaltlos um alle gekümmert hatte. Wir wollen uns daran ein Beispiel nehmen: Menschen nicht in „Kategorien“ einteilen. Damals wie heute kommt es auf diese Herzenseinstellung an. Wenn Jesus wiederkommt, werden die persönlichen Verhältnisse auch keine Rolle spielen. Entscheidend sind Glaube und Liebe.
Es ist immer möglich, Gott zu vertrauen. Mach dir die Größe des himmlischen Vaters bewusst. Dazu hat er seine Apostel gesandt: Jesus` Lehre weiterzutragen. Seine Himmelfahrt und seine Wiederkunft im Bewusstsein zu behalten. Die Apostel heute sind nicht dazu da, Wunder zu tun, sondern um das Evangelium zu verkünden. Es geht um dein Seelenheil. Jeder Christ ist eingeladen, das Evangelium zu verkünden. Wir haben selbst die Verantwortung für unser Leben. Aber, weil wir eine Zukunftshoffnung haben, können wir die Dinge um uns her unbefangener sehen.
Der Heilige Geist gibt Freiheit. Unversöhnlichkeit bindet. Lasst uns durch ein „Gnadenjahr“ eine Atmosphäre schaffen, die vermittelt: Komm zu Jesus, der liebt dich! Das gilt ganz besonders denen, die noch nie etwas von Erlösung gehört haben. Das sagte der Apostel im Hinblick auf den diesem Donnerstag folgenden ersten Sonntag im Monat November, an dem neuapostolische Christen in besonderer Fürbitte der Seelen im Jenseits gedenken. „Lasst uns mit Freude und Erwartung auf diesen Tag zugehen!“
Zum Gottesdienst gekommen war der Vorsteher des – noch - Nachbarbezirks Nagold, Hartmut Knecht. Er habe, wie er in seinem Beitrag zum Gottesdienst sagte, schon einmal Gäuluft schnuppern wollen. Er wies darauf hin, dass es eine Dauerverantwortung ist, das Evangelium zu verkünden. Komme ich der im Alltag eigentlich nach? Nehmen wir uns Jesus als Vorbild und leben wir das Evangelium. Das vermag mehr als tausend Worte.
Der Tübinger Bezirksvorsteher, Klaus von Bank, setzte fort: „Bist du dazu bereit, das Evangelium zu verkünden und deine Verantwortung zu übernehmen?“ Wenn du das tust, dann kannst du sicher sein, es gibt viele, die tragen sie mit dir. „Darüber darfst du dich freuen.“
Vor der Sündenvergebung und der Feier des heiligen Abendmahls wies der Apostel darauf hin: „Keine Macht kann verhindern, dass uns die Sünden vergeben werden.“ Wenn wir mit der richtigen Einstellung kommen: Mit Demut, Dankbarkeit und Freude. Diese Grundhaltung verändert und schließt Selbstgerechtigkeit und Trotz aus. „Lasst uns den Herrn erleben!“
Danach kam nach den Worten Schnaufers „der Augenblick, der uns leid tut.“ Er bat den Gemeindevorsteher, Priester Erich Maier, nach vorn zu sich an den Altar. 42 Jahre als Amtsträger, wie viel hätte es da zu berichten gegeben… Der Apostel hob besonders das persönliche Engagement Maiers hervor in dessen Zeit als Jugendleiter für den Bezirk Tübingen (siehe Bericht Altpapiersammlung 07.12.15 in Herrenberg). Legendär. „Ich bewundere Sie dafür, dass Sie Ihrem kirchlichen Auftrag trotz der Belastungen, die sich aus den schlimmen gesundheitlichen Einschränkungen Ihrer Ehefrau ergaben, so wahrgenommen haben. Wenn Sie nach langem Überlegen nun zu dem Entschluss gekommen sind, mehr für sie da sein zu wollen, dann ist das kein `nein` zu Gott, sondern ein `ja` zu Ihrer Verantwortung.“ Ich weiß, dass alle in der Gemeinde für Sie beide gebetet haben. Warum es nun so schlimm gekommen ist – wir können es nicht erklären. Aber wir dürfen Vertrauen in Gott und die Zukunft haben. Es wird keine Distanz auf Ihrer Seite zur Gemeinde geben. Ihr persönlicher Schwerpunkt ist halt etwas verschoben worden. „Sie haben so viel Liebe ausgesät, dafür haben Sie tiefe Dankbarkeit verdient. Gott möge Sie und Ihre Frau dafür segnen.“
Bezirksevangelist Werner Lampprecht hatte sich der Aufgabe gestellt, die Arbeit des Jettinger Gemeindevorstehers fortzusetzen. Dafür wurde ihm gedankt und viel Weisheit und Freude gewünscht. „Gutes Gelingen mit Gottes Hilfe und Segen.“
Nach dem Gottesdienst bedankte sich Apostel Martin Schnaufer bei der Gemeinde Jettingen, die ihren, jetzt ehemaligen Vorsteher in den letzten so schwer gewesenen Wochen begleitet und mitgetragen hat.