"Der schönste Weg ist der gemeinsame..."
... so war es zu lesen auf einem Herz, das zusammen mit vielen Blumen den Altar schmückte. Dass das so ist mit dem gemeinsamen Weg, nun, Priester i. R. Rolf Rinderknecht und seine Frau Hannelore hätten viel darüber zu berichten gewusst. Und dem Text sicherlich nicht widersprochen. Geplant war das Jubiläumsfest für den Mai des Jahrs 2020 gewesen und dann ... kam Corona dazwischen. Etwas, das weder die beiden noch sonst jemand sich hätte vorstellen können. Damals, vor 50 Jahren, als sie den Segen zur Hochzeit bekamen. Sie hatten sich zuvor versprochen, ihren Lebensweg gemeinsam gehen zu wollen. Ob fünfzig Jahre beim Jubiläumsfest oder etwas länger, wichtig für die beiden, damals wie heute und zukünftig, ist Gottes Segen, wie auch immer die äußeren Umstände sein mögen.
Und so fand das Fest halt Ende November statt. Die Gemeinde Jettingen hatte ein Hygienekonzept entsprechend den geltenden Bestimmungen entwickelt, so dass es dort wieder Präsenzgottesdienste gab. Ein Übriges zum feierlichen Ehejubiläum tat der strahlend blaue Himmel am vorletzten Sonntag im November. Die Kirche war - unter Berücksichtigung der Abstandsregeln - bis auf den letzten Platz "gefüllt", als Bezirksvorsteher Klaus von Bank, Tübingen, in Begleitung seines Vertreters Werner Lampprecht, nach vorn zum Altar ging.
"Wie groß ist des Allmächt`gen Güte! Ist der ein Mensch, den sie nicht rührt?" (Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 227, Text Christoph Fürchtegott Gellert, 1715 - 1769) erklang es zu Beginn von der Orgel. Die spielte der Vorsteher des Bezirks Sindelfingen, Bernd Rinderknecht, den es der Liebe wegen aus "unserem" Bezirk Tübingen dorthin verschlagen hatte. Vielen wird er noch aus früheren Zeiten als Leiter des Tübinger Bezirksjugendchors bekannt sein. Er ist der Sohn von Hannelore und Rolf Rinderknecht. Den Text des Eingangslieds sprach Schwiegertochter Sonja. Zusammen mit den beiden Enkeltöchtern war die engere Familie damit komplett. Eine musikalische, denn Rolf Rinderknecht und seine Frau sind engagierte und freudige Sänger im Jettinger Chor, der derzeit Corona bedingt nicht in Aktion treten kann. Leider.
Das Bibelwort für den Gottesdienst wies von der Gegenwart in die Zukunft und entsprach sicher auch dem, was das Paar über den Tag hinaus einen wird: "Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt." (2. Petr 3, 13). Das dritte Kapitel des zweiten Petrusbriefs ist überschrieben: "Gewissheit über das Kommen des Herrn" - eine Glaubenseinstellung, die beider Leben durch Freud und Leid hindurch geprägt hat. Die Zuversicht, Stärke und Trost insbesondere dann gibt, wenn es im Leben mal nicht so einfach zugeht. Fünfzig Jahre - sind eine lange Zeit, da kann vieles geschehen, Schönes und auch nicht so Angenehmes.
Zur Segenshandlung gab es, vorgetragen von Priester Manuel Boss und seiner Frau Carmen, ein Lied aus dem Jugendliederbuch der Neuapostolischen Kirche (Nr. 30, Text Nathan Söderblom, 1866 - 1931), dessen Text am Ende dieses Berichts stehen soll. Wie es in Pandemiezeiten eben so ist: Segenswünsche der Gottesdienstbesucher für das Paar und die Verabschiedung gab es im Freien, "natürlich" unter einem immer noch strahlend blauen Himmel. Wer sagt denn, dass der November nur die Farbe grau zu bieten hat.
"Herr, sei vor uns und leite uns. Herr, sei hinter uns und stütze uns.
Herr, sei unter uns und trage uns. Herr, sei über uns und segne uns.
Herr, sei in uns und erfülle uns, dass Geist, Seele und Leib dir recht dienen
und deinen Namen heiligen. Amen."