Eingeladen wurde zum "Theater aus dem Köfferchen" und anschließendem adventlichen Beisammensein
"Einszweidrei, im Sauseschritt...
Läuft die Zeit; wir laufen mit."
(aus "Julchen 1877", Wilhelm Busch, 1832 -1908)
Diese Feststellung eines sehr norddeutschen Dichters, der sich im Bezirk Tübingen durchaus auch bei den Schwaben größerer Beliebtheit erfreut, stimmt einfach. Im Foyer der Herrenberger Kirche trafen sich 23 Kinder, ein gutes Dutzend Begleitpersonen und BetreuerInnen vom Kids-aktiv-Team um 14.30 Uhr. Dabei hatten sich in neuer Funktion - Betreuer, inzwischen Erwachsene - eingefunden, die "gerade gestern" noch als Akteure beim Kindermusical im Jahr 2012 (link...)auf der Bühne gestanden hatten. Ach ja, die Löwen damals in der Aufführung, hieß es. Und auch bei den Kindern war ein "Generationenwechsel" festzustellen. Viele neue, noch ziemlich junge Gesichter (und die dazugehörenden Kinder) wollten mit ins "kleine Theater". Auch aus Rottenburg und Tübingen war man in größerer Anzahl als sonst ins Gäu gekommen. Sehr zur Freude der dort Ansässigen.
Kurze Begrüßung durch Elisabeth (Marquart) vom Kids-aktiv-Team, die den weiteren Verlauf des Nachmittags vorstellte, und auf ging`s. Eine kleine Gruppe Erwachsener blieb zurück, um die adventliche Kaffeetafel vorzubereiten. Für die anderen folgte ein kurzer Fußweg, der niemanden überforderte. Und wenn doch, auf Vaters Schultern war gut reiten. Ziel war die Herrenberger Volkshochschule. Darin wurde es eng. Ein "Theater im Köfferchen" verträgt sich nicht mit einem großen Foyer. Herzlich begrüßt von der Theaterspielerin, sie arbeitet mit Handpuppen, ging es ins kleine Theaterzimmerchen. Das aber alles hatte, was man so braucht - eine Bühne, davor aufsteigende Sitzreihen und Platz hinterm Vorhang für die Requisiten. Die Erwachsenen ganz oben hinten auf den Rängen, davor die Kinder Platz genommen, und los ging es:
"Mati sucht das Weihnachtslicht" - ein Stück, das hoch im Norden Europas spielt, wo es tatsächlich zu Weihnachten Schnee gibt. Das Bühnenbild: Schneedecke, links ein kleines Häuschen, da wohnen Mati und sein Großvater, dazwischen eine große weiße Fläche und ganz rechts ein Höhleneingang. Mit leuchtender Laterne und Gesang in vermutlich nordischer Sprache trat die Erzählerin (und Spielerin mit den Handpuppen in Personalunion) vor die Bühne und versprach Groß und Klein, durch ein hoffentlich schönes Theatererlebnis die unerträglich lange Wartezeit aufs Weihnachtsfest verkürzen zu wollen.
Im Saal hatte alles Getuschel aufgehört. Ganz still war es geworden. Wuschel, der Hund, spielt zum Ärger von Mati mit Schneebällen und lässt sie im Abgrund verschwinden.
Großvater plagt sich im Haus mit Weihnachtsvorbereitungen, Abstauben, Plätzchen backen, Boden wischen, Feuerholz holen. Alles nichts für den eigentlich helfen wollenden Mati. Aber, wie ist es damit, das Weihnachtslicht zu holen? Ganz warm und ganz hell soll es sein. Zunächst aber versucht er sich daran, einen Schlitten hinter sich her ziehend, Feuerholz herbeizuschaffen. Will ihm nicht so recht gelingen. Seine Beute - ein überdimensionierter Tannenzapfen. Soll man auch mit heizen können, sagt Großvater immer. Aber alles kein richtiges Geschenk für den Opa. Also doch das Weihnachtslicht? Mati geht suchen...weit in die schneebedeckte Landschaft hinaus.
Um es kurz zu machen, ins Spiel kommt noch der Wolf, der in dem kleinen Jungen und seinem vierbeinigen Begleiter einen guten Weihnachtsbraten wittert. Das Raubtier drückt seine Begierde und sein Vorhaben in einem hierzulande etwas fremden Idiom aus: Der Wolf spricht einwandfreies Sächsisch. Ei verpipsch... Der Junge findet nicht mehr zurück, legt sich schließlich in den Schnee, kann und will nicht mehr. Außerdem hat er das Weihnachtslicht nicht gefunden. Was soll dann alles noch, wenn er doch kein Geschenk für den Opa hat. Der vermisst allmählich seinen Enkel und begibt sich auf die Suche. Nach langen Wegen findet er den, zusammen mit Wuschel, schlafend im Schnee. Alle beide bedeckt vom Wolf, der seine Fressgelüste, o Wunder, irgendwie vergessen hat und die beiden wärmt. Noch mal, ei verpipsch! Der Großvater bedankt sich beim Wolf. Und Mati - hätte immer noch so gern das Weihnachtslicht für den Opa und ist ganz traurig. Der kann ihn trösten: Das Weihnachtslicht ist doch da, wenn alle sich vertragen, wenn aus Feinden Freunde werden...
Opa, Mati und Wuschel sind einfach nur glücklich.... Der Wolf ist es auch sehr zufrieden, Freundschaft ist doch viel mehr wert als ein voller Bauch. Und dann hört man noch einmal den fremdländisch nordisch klingenden Gesang. Eine brennende Laterne - das Weihnachtslicht - wird in den Bühnenschnee gestellt. Das Licht im Sälchen geht wieder an. Großer Applaus. Und jede/r im Publikum bekommt ein "Weihnachtslicht" zum Mitnehmen. Ein Kristall, befestigt an einer langen roten Schnur. Hält man ihn ins Licht, funkelt er das ganze Jahr hindurch und ganz besonders jetzt in den nur noch zwei Wochen, bis endlich (!) Weihnachten da ist.
Die Erzählerin verabschiedete sich mit ihrem großen Wolf auf dem Arm von jedem Einzelnen am Ausgang ihres Mini-Theaters. Bei Lichte betrachtet und überhaupt, bei den schon etwas älteren Jungen ist dieser Wolf trotz langen, aufgerissenen Mauls mit vielen Zähnen drin kein Grund zum Fürchten. Was auch deutlich gesagt und ausgetestet wird. Mal eben wird aus Beweisgründen die Hand ins Wolfsmaul mit den Hauern gesteckt...
Es ging zurück zur Kirche und von da erst mal auf den Spielplatz gegenüber im Park. Elisabeth hatte in Anbetracht des alles andere als winterlichen Wetters kurzerhand umdisponiert und nach so viel Stillsitzen im Theater erst mal etwas Toben im Freien eingeplant, bevor es dann in der Kirche mit Punsch und Plätzchen adventlich wurde.
Ein gelungener Abschluss des "Kids-aktiv-Jahrs" 2016. Und, schaut mal auf die "Schwarzen Bretter" in euren Kirchen. Da sollte schon der Plan mit den Aktivitäten 2017 hängen. Vorfreude soll auch sehr schön sein. Aber jetzt erst einmal ein großes "Danke" an alle, die mit geholfen haben, im Jahr 2016 Groß und Klein viel Freude zu machen.