An diesem Mittwochabend erlebten vermutlich die wenigsten Glaubensgeschwister des Bezirks Tübingen den Wochengottesdienst in ihrer Heimatgemeinde.
Bischof Georg Kaltschmitt leitete den Gottesdienst in Jettingen. Dorthin eingeladen waren die Glaubensgeschwister aus Öschelbronn und Mötzingen. Nach Tübingen kam der stellvertretende Vorsteher des Bezirks Lörrach, Ralf Kuske, zum Gottesdienst, an dem auch die Mitglieder des Teilorts Pfrondorf vom östlichen Rand des Schönbuchs teilnahmen. Insoweit müssen die Fotos sprechen…In Herrenberg hatten sich auch die Nufringer, Nebringer und Gärtringer eingefunden. Den weitesten Weg an diesem Abend hatten zweifellos, einmal durch den Schwarzwald von der Schweizer Grenze bis ganz ans Ende des neuen Bereichs Freiburg/Tübingen, die beiden Dienstleiter aus Südbaden.
„…sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ (2. Tim 2, 13) lautete das zu Beginn verlesene Wort aus dem Neuen Testament. Was wären wir, wenn Gott nicht unsere Hoffnung wäre. Wenn ein Amtsträger nicht die berechtigte Zuversicht hätte, Gott hilft – dann hätte er, G. Brunke, an diesem Abend zu Haus bleiben und sich die Fahrt vom äußersten Südwesten bis an das nordöstliche Ende des Apostelbereichs sparen können. Selbst, wenn du untreu wirst – ich bleibe treu, ist die Zusage Gottes. Sie gibt Sicherheit, aber macht den Menschen auch klein und demütig.
Von der Hoffnung ist es gedanklich nicht weit bis zur Liebe, letztere ist der Grund für die Hoffnung. Damit ging G. Brunke noch einmal auf Gedanken ein, die im Gottesdienst am Sonntag zuvor unter Leitung von Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche International und Stammapostel Jean-Luc Schneider lebendig gemacht wurden. Der Dialog zwischen Jesus und Petrus mit der Kernfrage des Gottessohns an den Jünger: Hast du mich lieb? Hast du mich lieber, als die anderen mich haben? „Es geht um unsere ganz persönliche Liebe zu Gott, zu unserem Seelenbräutigam.“, so G. Brunke. Ja, aus Angst vor Verfolgung hat Petrus den Gottessohn verleugnet. Der Jünger hat darüber bitterlich geweint und keine Rechtfertigungsversuche unternommen. Und Jesus hat ihm keine Vorwürfe gemacht. Ganz allein vor Gott treten, nicht auf anderer Schicksal und Lebensumstände sehen. Vielmehr sich in die Hand des himmlischen Vaters begeben und die Hoffnung auf ihn setzen.
„Selbst dann, wenn wir untreu werden, bleibt Gott treu,“ wurde im Gottesdienst am Mittwochabend die Brücke von der Liebe zum himmlischen Vater zur Hoffnung geschlagen, die im zweiten Brief des Paulus an Timotheus zum Ausdruck kommt. Gott wird nie untreu. Im Irdischen bleibt es bei seiner Schöpfung. Es gab eine Sintflut und Gott versprach, nie wieder soll es eine geben. Gott ist auch im Geistigen treu. Er stand trotz aller Widerwärtigkeiten treu zu seinem Versprechen, das Volk Israel ins Gelobte Land zu führen. Er befreite es aus der babylonischen Gefangenschaft. Er versprach nach dem Sündenfall, den zu schicken, der „der Schlange den Kopf zertreten werde.“ Es geschah, auch wenn nur wenige darauf gewartet haben. Trotz aller Erfahrungen mit Gottes Treue und der Einhaltung seiner Zusagen war es nur einer geringen Zahl möglich, seinen Sohn als solchen zu akzeptieren. Der aber war seinem Vater treu – bis zum Schluss. Ein Vorbild der Treue. Wie schnell ist im alltäglichen Ärger ganz schnell Gott schuld an allem. Aber, erkennt man den eigenen Fehler, dann ist Gott der, der dem Menschen immer wieder diese Fehler vergibt. Nicht zu vergessen, Jesus hat sein Opfer aus Treue gegenüber seinem Vater gebracht.
Gott wird uns nicht verlassen, wenn wir selbst das nicht tun, ihn verlassen. Kehren wir um, wenn wir es getan haben sollten. Tragen wir in Geduld das, was uns auferlegt wird im Bewusstsein, dass es zum Würdigwerden unserer Seele dient.
Klaus Giringer, Gemeindevorsteher in Herrenberg, vertiefte diese Gedanken: Deine Liebe, deine Treue zu Gott sind entscheidend. Nicht treu sein können? Doch, dein Wille kann das schaffen. Dem gegenüber steht Gottes Treue, seine ausgestreckte Hand, die uns Hilfe gibt. Wenn ich auf ewig bei Gott sein will, dann tue ich auch etwas dafür. Er kennt deine Schwächen, deine Mühen, deine Sorgen. „Lasst uns diese besondere persönliche Beziehung zu Gott behalten, dann wird er seinen Segen darauf legen.“
Ein Priester aus Nufringen war dem Besucher aus Südbaden persönlich bekannt. Deshalb wurde gern die Gelegenheit genutzt, ihn am Altar hören zu können. Der Priester wusste ein recht schwäbisches Beispiel: Nach der Verlegung von elektrischem Licht in der Wohnung entdeckt ein Putzteufel, bis dahin voller Stolz auf seinen Hausfrauenehrgeiz in puncto Sauberkeit, dass, bei Lichte besehen, doch nicht alles so extra ist. Und die Frau zerschlägt die Lampe. Gott leuchtet in die Seele des Menschen und der – sucht den Fehler nicht bei sich, sondern bei dem, der ihn darauf hinweist. Wie oft sind wir untreu und verkennen Gottes Liebe, sein Bemühen, uns an das Ziel unseres Glaubens zu führen. Soll aber so nicht sein, lautete der Appell.
„Kommt gut nach Haus und eine gute Nacht“, wurde nach dem Gottesdienst vom Besucher „aus fernen Landen“ gewünscht. Gemeindevorsteher Giringer wusste, dass dies der vorletzte Gottesdienst des Bezirksvorstehers aus Baden war, den er geleitet hatte. Damit er auf jeden Fall gut heimkam, ohne auf dem langen Weg Gefahr zu laufen, zu verhungern und/oder zu verdursten und so etwa Gefahr laufen könnte, den viel zitierten, wohlverdienten Ruhestand zu verpassen, hatten die Schwaben alle Sparsamkeit mal vergessen und für ein inhaltsreiches, liebevoll verpacktes „Proviantpaket“ für den Gast gesorgt, das ihm nach dem Gottesdienst überreicht wurde und bis dahin als zusätzlicher Altarschmuck gedient hatte.