„Gott ist die Liebe“ (Chorliederbuch 1, Nr. 144; Text nach 1. Joh 4,16) , gesungen vom gemischten Chor, lautete der musikalische Schlusspunkt des Gottesdienstes unter Leitung von Bezirksältesten Bernhard Kienzle, Bezirk Sindelfingen.
Im Rahmen des Austauschs besuchte B. Kienzle die Gemeinde Gärtringen/Nufringen, kann man in dem Fall formulieren, denn die Bezirksnachbarn waren zum gemeinsamen Gottesdienst in die „Grenzgemeinde“ gekommen. Der Gottesdienst fand in Gärtringen statt, in der dem Bezirk Sindelfingen nächstgelegenen Gemeinde des Bezirks Tübingen.
Die Liebe Gottes zu den Menschen, sie zeigt sich denen, die guten Willens sind, die Gelegenheit haben, sie wahrzunehmen, und es vermögen, sie auch anzunehmen. Diese Liebe drückt sich aus in den Worten Lukas`:
„…So hat Gott auch den Heiden die Umkehr gegeben, die zum Leben führt!“ (aus Apg 11,18). Dieser Text aus dem Neuen Testament bestimmte den Inhalt des Gottesdienstes, der in der Neuapostolischen Kirche am ersten Sonntag im November der besonderen Fürbitte für die Seelen gewidmet war, die schon in die Ewigkeit gegangen sind.
„Ich habe schon vor dem Gottesdienst im Amtszimmer den Wunsch ausgesprochen, dass über dieser Gemeinde, Gärtringen/Nufringen, an diesem Sonntag ein tiefer Friede liegt. Denn dieser Tag soll niemanden belasten, sondern vielmehr den Seelen aus der jenseitigen Welt förderlich sein. Sie sind nicht nur Teil unserer Vergangenheit, sondern auch ein Teil unserer Zukunft.“ Das Motto, so B. Kienzle weiter, soll sein: „Sich dem anderen zur Verfügung stellen und den Weg zur Umkehr zeigen“. Dazu bedarf es des „Doppelgebots“ der Liebe, zum einen der zu Gott, zum anderen der zum Nächsten. Da hilft es, gelassen gegenüber denen zu sein, die anders denken, anders leben, andere Eigenschaften haben als man selbst, die vielleicht sogar der eigenen Natur zutiefst zuwider sind. Sonst kann man niemanden zur Einsicht, zur Umkehr bewegen. Und dabei kein Herz aus Stein haben. Vielmehr sich vornehmen: Ich will so sein, dass die Seelen „von drüben“ gern Einkehr halten. Die ihrerseits müssen erkennen können: „Ich liege mit meiner Einstellung falsch. Ich muss umkehren, ich will nicht weitermachen wie bisher.“
B. Kienzle gab ein Gedicht wieder, das Apostel Wolfgang Bott einmal zitiert hatte:
„Er pochte an manche Herzenstür, und drinnen rief’s: Herein!
Er bat um einen Bissen Brot, man gab ihm einen Stein.
Und so bekam er Stein auf Stein. Er trug sie heimatwärts
und baute sich ein Mauerwerk rings um sein eignes Herz.“
(Franz Karl Ginzkey, 1871 – 1963)
Gemeindevorsteher Werner Löhmann, Gärtringen, nahm in seinem Beitrag zum Gottesdienst Bezug auf die Worte des Dichters: “Wir wollen niemandem Steine geben, sondern Brot!“ Dieter Marquardt, Gemeindevorsteher in Nufringen, griff ein gerade aktuelles Geschehen auf. Es hatte Anfang November im Südwesten Deutschlands zwei Verkehrsunfälle mit mehreren Toten gegeben. Sein Appell: „Es bringt nicht weiter, die Schuldfrage zu klären. Wichtig ist, für den Betroffenen, den anderen da zu sein.“
Vor der Feier des heiligen Abendmahls, der engsten Gemeinschaft mit Jesus bis zu seiner Wiederkunft, wie B. Kienzle formulierte, war es ihm ein deutlich spürbares Herzensanliegen, noch einmal zum Ausdruck zu bringen: „Es braucht als Basis den Frieden, sonst findet man den Weg der Umkehr nicht!“
Die Geschwister einer Gemeinde für diesen Sonntagmorgen, Gärtringen/Nufringen, verabschiedeten sich nach dem Gottesdienst im ruhigen, friedvollen Miteinander. Auch das war deutlich zu spüren und ist – vielleicht – auch ein wenig auf den Fotos zu erkennen.