„Wirf dein Anliegen auf den Herrn…“ (aus den Psalmen, Vertonung Felix Mendelssohn-Bartholdy) Diese Melodie spielte das Nachwuchsorchester des Bezirks Tübingen unter Leitung von Peter Staigle als Erstes schon vor dem Gottesdienst.
Und noch einmal erklang sie, von den Jugendlichen zu Herzen gehend vorgetragen, als im Gottesdienst nach der Feier des heiligen Abendmahls entschlafener Seelen gedacht worden war und sie Gottes Gnade und Liebe anempfohlen worden waren. An diesem ersten Sonntag im November, an dem zum dritten Mal im Jahr neuapostolische Christen derer gedachten, die schon in die Ewigkeit gegangen sind, fand ein Austausch der Leiter der Bezirke Calw und Tübingen sowie deren Vertreter statt. So kam es, dass der Gottesdienst in Herrenberg von Manfred Pfrommer geleitet wurde. Auch die Mitglieder der neuapostolischen Kirchengemeinden Kuppingen, Nufringen und Gäufelden-Nebringen waren dazu eingeladen.
„Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.“ (2. Kor 4,18) Dieser Bibeltext bestimmte den Inhalt des Gottesdienstes. Das Sichtbare und das Unsichtbare, beides ist vorhanden. Wie kann es sein, dass das Unsichtbare sichtbar wird. An diesem Novembertag drängte sich ein Vergleich geradezu auf: Wer auf der Fahrt zur Kirche mal durchs Tal, mal über einen Höhenzug fuhr, hatte dichten Nebel - unten - und oben: Sonne. Aus dem Nebel heraus zeigte sich die Landschaft. Was vorher unsichtbar war, wurde sichtbar. „So möge es auch im Gottesdienst sein, egal, was vorher die klare Sicht versperrt hat. Wir wollen die Sehnsucht im Herzen wahrnehmen, damit wir das Unsichtbare sehen können. Um das Licht Gottes erkennen zu können, muss man aber auch bereit sein, die eigene Unzulänglichkeit zu erkennen.“
Der Vorsteher der Gemeinde Gäufelden-Nebringen, Hilmar Stockinger, ergänzte dazu: „Wie geht das, sehen, was ich nicht sehe? Die Antwort: nur mit dem Glauben.“ H. Stockinger zitierte die Jünger Jesus`, die geglaubt und erkannt hatten, dass er Gottes Sohn war. Klaus Giringer, Vorsteher der Gemeinde Herrenberg, verwies in seinem Beitrag darauf, dass man sein Leben eigentlich nicht versichern kann. Das ist und bleibt unsicher, denn schützen kann man allenfalls vor wirtschaftlichen Konsequenzen, die mit dem Verlust des eigenen Lebens für andere eintreten können. Die einzige wirkliche „Lebensversicherung“ ist der Glaube daran, dass hinter der Zeitlichkeit die Ewigkeit ist. Das Wissen, „There is a home beyond the river…“, wie es einmal in einem Gottesdienst in Südafrika, der via Satellit weltweit übertragen wurde, von einem Jugendlichen, fast noch ein Kind, gesungen worden ist.
M. Pfrommer wies abschließend darauf hin, dass viele in einer Opfersituation unverschuldet in die Ewigkeit gegangen sind, die hadern könnten, weil sie nicht leben durften: Soldaten, Zwangsarbeiter, Bombentote…Er wünschte, dass ihnen durch ihr persönliches, ungerechtes Schicksal nicht der Weg zum Ergreifen der göttlichen Gnade versperrt ist.
Möge auch die Botschaft, im Diesseits wie im Jenseits, angekommen sein, die der Gemeindegesang im Eingangslied (neuap. Gb. Nr. 111) mit der letzten Verszeile zum Ausdruck brachte:
„Im Reich der Liebe hast auch du noch Raum.“