Beim 23. Kulturtag des Seniorenkreises Herrenberg/Gäu ging es nach Stuttgart ins Lindenmuseum zu der großen Landesausstellung. Dort begann um 11.00 Uhr die Führung.
Darüber berichtet die Organisatorin des Ausflugs, Gerlinde Kleemann:
Das Land der Azteken war schon 1500 v. Chr. besiedelt, allerdings von verschiedenen Völkern. Das Aztekenreich, wie es die Spanier vorgefunden hatten, gab es von ca. 1000 – 1521 n. Chr. In diesem Jahr endete es mit der Eroberung durch die Spanier unter Hernan Cortes`. Es gab auch zwei oder drei Volksgruppen, die sich den Azteken nicht unterworfen hatten, z. B. Die Tlaxcalteken. Als sie sahen, dass die Azteken den spanischen Eroberern nicht gewachsen waren, haben sie sich mit denen verbündet, so dass nicht nur der äußere Feind, sondern auch die inneren Gegner zum Untergang des Aztekenreiches führten.
Das heutige Mexiko City liegt auf dem riesigen Areal der früheren Hauptstadt des Aztekenreiches, Tenochtitlan`. Das Wissen über die Azteken stammt aus den Berichten ( Codices ) der spanischen Eroberer. Allerdings sind die Briefe, in denen Cortes´ seinem Kaiser berichtete, sehr kritisch zu sehen, denn er hat die Fakten vielfach, für sich passend, verbogen. Die Archäologie dagegen liefert wirkliche Fakten, gewonnen bei ihren Ausgrabungen.
Die geläufigen Nahrungsmittel der Azteken waren Avocado, Mais, Tomaten, Bohnen, Kürbiskerne, Amarant. Und auch Schokolade, die allerdings nicht für das gemeine Volk zur Verfügung stand. Das Schokoladengetränk war bitter und wurde mit Chili vermischt getrunken. Cortes` brachte die Schokolade auch nach Europa, wo das anfangs Bittere im Laufe der Zeit in Süße umgewandelt wurde. Auch hier war sie zunächst nur dem Adel vorbehalten, da sie sich das gemeine Volk gar nicht leisten konnte. Mais war das wichtigste Nahrungsmittel der Azteken, wobei jede Wachstumsphase einer Gottheit zugeordnet war. Es gab auch eine Flussgöttin, denn das Wasser war für das Wachstum sehr wichtig. Die Götter ( Regengötter/ Sonnengötter ) hatten auch zwei Seiten, denn wenn von einem etwas zu viel war, z. B. Sonne, dann vertrocknen die Pflanzen. Ist es aber zu wenig, dann entwickeln sie sich nicht gut.
Schlangen finden wir in sehr vielen Abbildungen auf Opfergefäßen. Die Tiere galten als Fruchtbarkeitsgötter. Es wurde auch den Göttern geopfert. Für die Azteken war alles, was es in der Natur gab, beseelt, sogar die Steine. Deshalb durfte nichts auf Tieren transportiert werden. Die Waren wurden von den Menschen selbst getragen. Den Überschuss brachte man auf den Markt nachdem der Tribut abgezogen worden war. Den forderten die Stadtstaaten, boten dafür aber ihren Schutz. Sie unterhielten starke Armeen. Die Adlerkrieger waren eine Elitetruppe, bestehend vorwiegend aus Angehörigen des Adels. Sie waren dem Herrscher zugeordnet.
Die Azteken boten den verschiedenen Volksgruppen ihres Reiches Schutz, verlangten aber dafür Tribut. Es gab zu diesem Zweck "Tributlisten", in Form von Bildern und damit trotz der vielen unterschiedlichen Sprachen für jeden verständlich. In der Regel durfte der lokale Herrscher weiter regieren. Aber auch der verlangte von seinen Leuten Tribut.
Die Bevölkerung dachte, die Azteken seien unbesiegbar. Erst durch die Spanier änderte sich diese Sichtweise und, wie schon erwähnt, schlossen sich manche Volksstämme den Spaniern an.
Tenochtitlan`, die Hauptstadt, lag mitten im Texcoco-See. Sie war streng geometrisch nach den vier Himmelsrichtungen aufgebaut. Im Zentrum lag das große Heiligtum. Es gab Dämme zum Festland, die durch hochziehbare Brücken unterbrochen waren. Über ihre Herkunft sagen die Azteken, sie kämen aus einem Land namens Actlan. Sie seien von einer Gottheit aufgefordert worden, ihr Land zu verlassen und dorthin zu ziehen, wohin diese Gottheit sie führen würde.
Der bekannte Herrscher Moctezuma galt als Nachfolger auf dem verwaisten Herrscherthron. Die Spanier unter Cortes kamen zunächst friedlich. Sie wurden sehr bestaunt, denn Pferde waren nicht bekannt. Eben so wenig wie Eisenrüstungen und Schwerter. Cortes wurde mit großartigen Gastgeschenken empfangen. Unter anderem waren Kästchen dabei, in denen Agavenstachel lagen, um sich selbst zu stechen und Blut zu opfern. Als die Spanier die üppigen Goldgeschenke sahen, veränderte sich ihr Verhalten schlagartig. Nun wussten sie, was sie hier in reichem Maße finden konnten.
Der Codex Borgia ist einer der wenigen, der der Vernichtung durch die Spanier entgangen ist. Von Tausenden anderer Codices blieben nur ca. 20 Stück übrig. Die Spanier vernichteten möglichst alle indigenen Bilderhandschriften, weil sie Wahrsagungen von Göttern enthielten. Die Azteken verfügten über profunde Kenntnisse der einheimischen Pflanzen sowie der Anatomie des menschlichen Körpers. So zogen die spanischen Eroberer die aztekischen Ärzte ihren eigenen vor.
Von den Federschilden gibt es weltweit nur noch vier Stück. Für die Schilde kaufte man die Federn des Quekal. Die beiden gezeigten Schilde stammen aus der Schatzkammer der württembergischen. Herzöge.
Im heiligen Tempelbezirk gab es auch Ausbildungszentren für die Adlerkrieger. Dem Templo Major ( großen Tempel ) gegenüber stand ein Schädelgestell, eine Art Schautempel. Dort wurden die Schädel der Geopferten aufgereiht. Das waren meist Kriegsgefangene, junge Männer. So ein Gestell konnte ca. 20 Schädel aufnehmen, nicht Hunderte oder noch mehr wie die Spanier behaupteten. 80 % der Opfer waren keine Menschenopfer, sondern vielerlei Gegenstände mit symbolischer Bedeutung. Bei Ausgrabungen wurde eine Kiste, im Wasser schräg liegend gefunden, die aus dem Jahr 1499 stammte. Die Opfer standen für das Leben. Die Menschen mussten sich bei den Göttern für die Erschaffung des Universums und des Lebens bedanken. Sie dankten durch Gebete, Musik, Tanz und Gesang, aber auch durch Opferung des eigenen Blutes.
Der Tag der Toten wird heute noch in Mexiko fröhlich gefeiert. Der Gott der Unterwelt, der Bereich der Toten, der Ahnen, wurde, in viele Stücke zerbrochen, im Haus der Adlerkrieger gefunden. Ahnenkult spielte in der aztekischen Religion eine zentrale Rolle.
Wie immer gab es auch in diesem Jahr beim Kulturausflug nach der Führung ein gemeinsames Mittagessen. Anschließend folgte der Gang über den Stuttgarter Weihnachtsmarkt, bevor es mit der S-Bahn zurück ins Gäu ging.