Irdischer Abschied von einer Glaubensschwester in der Gärtringer Kirche
"Der Liebe heißes Sehnen wird wunderbar gestillt,
der Glaube kommt zum Schauen, die Hoffnung wird erfüllt."
(aus Vers 2, Lied Nr. 447 Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Text und Musik Günter Brücher, 1930 - 2009)
Unter anderem dieses Lied sang der gemischte Chor, Dirigentin Bärbel Hagenlocher. Gemeindevorsteher Werner Löhmann leitete die Trauerfeier für Schwester Lieselotte Willig. Sie hatte fast ein Jahrzehnt zur Gemeinde "im Hintergrund" gehört. Zu den Gärtringer Glaubensgeschwistern, die alters- und/oder krankheitsbedingt nicht mehr zum Gottesdienst kommen können und von den Amtsträgern seelsorgerisch betreut werden. Sie kam zur Gemeinde, weil sie schwerkrank und auf 24-stündige Pflege angewiesen war. Zunächst in das Gärtringer, später in das Ehninger Pflegeheim und hatte von dort aus nie die Gottesdienste in den Gemeinden besuchen können.
"... du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; ..." (aus Mt 25, 21)
So lautete das Bibelwort, das der Vorsteher für die Trauerfeier gewählt hatte. Er erinnerte sich an seinen ersten Besuch am Pflegebett. Wie sollte er in einer solchen Situation Trost bringen können? Die Tochter war anwesend und stellte ihn der Mutter vor: "Da kommt unser Vorsteher." Die Kranke strahlte über das ganze Gesicht. Sie nahm aus den Besuchen der Amtsträger sichtbar Frieden und Freude, das war ihrem Gesicht anzumerken. Da gab es keine Vorwürfe, kein warum, wieso, weshalb ... Im Lauf der langen Pflegejahre baute sie ab, konnte das Vaterunser nach und nach nicht einmal mehr andeutungsweise mitsprechen, aber sie war mit ganzer Seele dabei. Das konnte sie mit ihrem ganzen Wesen und, soweit noch möglich, mit Körpersprache mitteilen. "Sie war ein großes Vorbild für mich.", schloss der Gemeindevorsteher, bevor er einen Abriss des Lebenslaufs der Glaubensschwester gab.
Geboren 1928, verlor sie im Alter von zehn Jahren schon ihren Vater. Nach ihrer Eheschließung war sie nicht mehr berufstätig. Ihre Fürsorge galt nicht nur der einzigen Tochter, sondern allen, die ihr nahe standen und die ihrer Hilfe bedurften. Das setzte sich fort, als sie mit Mitte vierzig Witwe wurde. Sie war für jeden da, dem sie beistehen konnte. Eine Krebserkrankung konnte sie besiegen. Aber im Jahr 2008 erlitt sie einen schweren Schlaganfall, der den Heimaufenthalt mit dauernder Pflege bis zu ihrem Lebensende notwendig machte.
"Sie hat verinnerlicht: Und dennoch bleibe ich stets an dir und du nimmst uns endlich in Gnaden an.", so ihr Gemeindevorsteher zum Schluss.