Für den musikalischen Rahmen sorgt ein Streichensemble, zum Teil mit Orgelbegleitung.
„Geisteswind aus Himmelshöhen, rausch mit Macht durch unsre Reihn …
… Herr, belebe deine Glieder, zieh uns alle himmelan!“
(Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Nr. 82, Musik Christoph Willibald Gluck, 1714 – 1787)
Im Eingangsgebet dankte der Bischof für die Gabe des Heiligen Geistes auch in unseren Tagen. Er bat um Kraft und Mut auf dem Weg vorwärts, dem Glaubensziel zu. Um eine Veränderung der irdischen Verhältnisse, damit es auch zukünftig Gottesdienste geben kann „Schenk Hilfe angesichts des großen Leids in der Welt, und Frieden dort, wo wir als Menschen versagt haben.“
Es gibt Situationen, da fehlen uns die Worte. „Geisteswind“, zitierte Urs Heiniger aus dem Text des Lieds, dessen Melodie teils nach Verlesung des Bibelworts für den Gottesdienst und teils nach der Lesung gespielt worden war. „Geisteswind, das ist unser Pfingsterleben.“ Es soll unsere Herzen erfassen, die oft verzagt und mutlos sind. Das Pfingstfest, der Geburtstag der Kirche Christi, soll nicht der Tradition geschuldet gefeiert, sondern auch heute erlebt werden: Der Sohn war zum Vater zurückgegangen und dadurch konnte der Geist Gottes zu den Menschen kommen.
„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1. Kor 3, 16). Ergänzt wurde das Textwort durch eine Lesung (1. Kor 12, 1 – 11): „Viele Gaben – ein Geist“, so die Überschrift des zwölften Kapitels. „Was alles mit dem Heiligen Geist verbunden sind, welche Kräfte, das soll uns heute besonders bewusst werden.“, begann der Bischof. Geisteswind, das bedeutet Himmelsfeuer und so neuen Mut. Zugleich verbrennt das Feuer das, was uns von Gott trennt. Allerdings nicht quasi auf „Knopfdruck“. Das zeigen die unterschiedlichen Reaktionen der vor rund 2.000 Jahren Anwesenden: Die einen waren begeistert, andere hat es geärgert oder belustigt. Letztere versuchten, das Geschehen mit ihrem Verstand einzuordnen und – scheiterten. Die Menschen heute sind nicht anders. Wir aber, wir wollen unser Herz öffnen, um den Geist aufzunehmen. „Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid …“ Das Irdische zählt nicht dabei. Jesus sprach davon, dass er das jüdische Heiligtum, Salomons Tempel in drei Tagen vernichten und wieder aufrichten könne. (vgl. Joh 2, 19, 20). Das Bauwerk war ihm in dem Zusammenhang nicht wichtig, denn es kommt darauf an, das Herz für Gottes Geist zu öffnen. Jeder Einzelne ist Teil des Tempels. Jeder möge sich einbringen. Jeder ist, trotz aller Unterschiedlichkeiten, ein Baustein. Das ist eine besondere Herausforderung, der gerecht zu werden es nicht den Verstand, sondern den Glauben braucht.
Der Tempel damals war der Ort, an dem man Gott nahe war. Der geistige Tempel heute ist die Gemeinde. Dort ist Jesus uns nahe. Dort können wir unseren Glauben leben. Im Gottesdienst wird uns aufgezeigt, was wirklich gut ist. Petrus und Jesus – der wies den Jünger zurecht, der sich auf das irdische Können seines Meisters berief. „Satan, tritt hinter mich.“ (vgl. Mt 16, 23). Es ist menschliches Denken, zu sagen, jetzt müsste Gott aber eingreifen.
In der Gemeinde geht es darum, gemeinsam zu beten. Oft ist man allein mit seinen Sorgen und Bitten. Es gemeinsam zu tun, ist mehr als die Summe der einzelnen Gebete. Vielmehr eine Weiterentwicklung durch das Geisteswirken. Gemeinsam die Sünden vergeben zu bekommen und das heilige Abendmahl zu feiern. Ein „Feuersturm“, ein wahres Himmelsfeuer. Das geht nicht ohne das Wirken des Heiligen Geistes.
Wenn der Glaube nicht weitergetragen wird, wird nicht sichtbar, wo Gottes Geist wirkt. Dabei darf man keine Unterschiede machen. Gott will allen Menschen Gnade schenken. Das fordert von uns die Offenheit, sich jedem Menschen zuwenden zu können. Eine Herausforderung. Wie sieht es in der Praxis aus? Wie schnell ist unser Verhältnis zu unserem Nächsten getrübt. Der muss doch bestraft werden. Und dem soll ich dann freundlich begegnen? Jemand beachtet uns einfach nicht. Und wir geben auf? Den Nächsten wirklich so lieben wie uns selbst, lautet das Gebot. Menschen in Klassen einteilen? Mauern gilt es zu überwinden.
Christus` Herrlichkeit dem Nächsten zeigen, aber wie? Man stelle sich vor, es gäbe 365 Tage lang Urlaub, nur Freude, man kann machen was man will. Das ist es nicht. Gottes Herrlichkeit zu zeigen, bedeutet ihn über alles zu stellen. Nicht den Menschen mehr gefallen wollen als dem lieben Gott. So kann die Kraft des Heiligen Geistes weiterwirken. Dabei wird die Liebe zum Nächsten wichtiger und wertvoller.
Immer noch ist die Kirche Christi im Aufbau. Vollendet sein wird sie erst bei Gott. Bis dahin ist sie unvollkommen. Aber trotzdem – nicht aufgeben. Jetzt ist es wesentlich, dass wir uns dessen bewusst sind und mit der Kraft des Heiligen Geistes uns weiter um die Vollkommenheit bemühen.
Der stellvertretende Leiter des Bezirks Nagold, Wolfgang Roller, vertiefte, was das Pfingstwunder bedeutet: Dass wir in unseren Tagen uns bewusst machen, wer dauerhaft und bleibend in uns wohnt, anders als ein Besuch: Gottes Geist. Im Brief des Paulus an die Galater (Gal 5, 22) werden die Früchte des Heiligen Geistes aufgezählt wie Liebe, Freude, Friede … Früchte brauchen Zeit. Sie sind Indizien dafür, dass der Heilige Geist im Menschen wohnt, denn ein dauernder Umgang färbt ab. „Gott will an dir und an mir die Zukunft der Kirche Christi schaffen. Grund zur Freude und Dankbarkeit.“
Der Bischof bereitete danach auf die Feier des heiligen Abendmahls vor: Das erleben wir jetzt als Gemeinde. Jesus schenkt sich dir und mir. Es ist ein Zukunftsmahl von dem heiligen Abendmahl, das wir in der Ewigkeit feiern. „Komm, erleb, welche Kraft darin liegt.“ Im Schlussgebet versprach Urs Heiniger: „Wir bleiben gemeinsam verbunden. Dir, Gott, entgeht keine Bitte. Du gibst Trost und Mut, nach vorn zu blicken. Schenk uns deinen Segen und lass den des Pfingstfests lange nachwirken.“
Urs Heiniger verabschiedete sich mit einem herzlichen Dank für das Mitbeten und Mitwirken der Gemeinde. Stellvertretend für sie wurde das bekräftigt durch den folgenden mitreißenden Beitrag der Spieler:
„Hinauf nach himmlischen Höhen! Hinauf! Hinauf! Hinauf, …
… bis wir einst schaun, was ich und du geglaubt, in Herrlichkeit.“
(Chorbuch Nr. 422, aus Vers 1 u. 3, Textdichter und Komponist nicht bekannt.)