Eingeladen waren auch die Glaubensgeschwister aus Enzklösterle.
„Wie könnt ich einsam werden? Wir sind ja immer zwei.
Im Glück und in Beschwerden bist du, o Herr, dabei.
Ob Freud, ob banges Zagen, du weißt um beides schon,
und ich darf alles tragen, o Herr, vor deinen Thron.
(Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 189, Vers 5, Text Jane Cross Simpson, 1811 – 1889)
Unter anderen war die Melodie dieses Lieds, von der Orgel gespielt, im Gottesdienst zu hören. Der eingangs zitierte Text ist die vertrauensvolle Antwort auf die im Bibelwort für den Gottesdienst enthaltene Aufforderung: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion! Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr.“ (Sach 2, 14). Nachfolgend einige Impulse aus der Wortverkündigung:
Im Gottesdienst erleben wir die innige Gemeinschaft mit unserem Herrn und Gott. Wir können empfinden: Der Heilige Geist wirkt durch Gottes Geist auch in meiner Seele. Erinnern wir uns an die Emmaus-Jünger, denen Jesus nach seiner Auferstehung begegnete, mit ihnen sprach. Ihr Empfinden: Brannte nicht unser Herz, als er mit uns redete? (vgl. Lk 24, 32). Stellen wir uns die Frage: Ist mein Herz auch so offen?
Christi Himmelfahrt: Die Jünger Jesus` waren mit ihm seinen letzten Weg gegangen. Eigentlich erlitten sie den größtmöglichen Verlust. Da hat Christus das irdische Leben verlassen. Aber, sie wussten, er geht zurück zu seinem Vater. Ein Grund zur Trauer, mutlos zu sein? Im Gegenteil. Die späteren Apostel waren erfüllt von Zuversicht und Freude. Sie hatten die Zusage bekommen, dass der Gottessohn, so gewiss, wie sie ihn hatten gen Himmel fahren gesehen, wiederkommen und einen Tröster schicken würde. (vgl. Apg 1, 10, 11 u. Joh 14, 26). Das gab den zurück Bleibenden innere Sicherheit, die immer wieder belebt wurde durch den später über sie ausgegossenen Heiligen Geist.
Wie sieht es bei uns aus? Erleben wir ihn noch als Grundquelle? Können wir als freudige Gemeinde weiterziehen? Ja, es passiert: Da werden Gemeinden aus verschiedenen Gründen immer kleiner. Es ist oft nur noch eine Hand voll an Glaubensgeschwistern im Gottesdienst. Aber, es gibt die Zusage des Herrn, dass da, wo auch nur zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, er mitten unter uns ist. (Mt 18, 20). Es gibt keinen Unterschied zu größeren Gemeinden: Alle haben dieselbe Grundlage, die, dass Jesus Christus kommt. Es ist immer derselbe Impulsgeber. Wir dürfen uns freuen, diese Quelle der Kraft erleben zu dürfen.
So wie auch die jetzt Im Heiligen Abendmahl, das wir zusammen feiern. Ist der Gottesdienst für dich noch eine besondere Freude? Machst du dir bewusst, wer zu dir kommt? Entscheide dich. Der große Gott schenkt dir und mir sein Wort. Warum wird uns das heute Morgen im Gottesdienst so eindrücklich bewusst gemacht? Weil es nicht einfach ist, sich darüber im Klaren zu sein. Eben nicht einfach nur einen Gottesdienst „konsumieren“. Vielmehr hoch zu bewerten: Gott kommt in unsere Mitte. Dazu reicht eine bloß technische Verbindung nicht, auf die, bedingt durch die besonderen Verhältnisse dieser Pandemie geprägten Tage, viele angewiesen sind. Wie auch nicht die physische Anwesenheit im Gottesdienst. Entscheidend ist immer die geistige, wie auch die äußeren Umstände sein mögen. „So kommt also der Herr zu dir und will bei dir wohnen.“ Damals war es der Tempel, in dem Gott bei den Menschen wohnte. Heute sind es unsere Kirchen. Äußerlich beides nur „Möbelstücke“. Und trotzdem sichtbare Zeichen dafür, dass sich da der himmlische Vater offenbaren will. Wie sieht dieses Wohnen aus? Was bedeutet es, dem Heiligen Geist Raum zu geben? Im Alltag hat jeder so viel zu erledigen. Das gilt auch für Apostel und Bischöfe, die hauptamtlich für die Kirche arbeiten Da gibt es eine Menge Organisatorisches den Tag über zu bewältigen und eigentlich ist gar keine Zeit für den Heiligen Geist. Aber, Gott will bei mir wohnen. Dafür muss ich mir Zeit nehmen.
Die leckere Mahlzeit steht auf dem Tisch. Jetzt noch schnell vorher ein Gebet „absolvieren“, aus Routine, oder ist unser Herz dabei? Für das Bewusstsein, uns geht es gut, und das ist nicht unser Verdienst. Gott möchte den Dialog. Er antwortet uns durch das Wirken des Heiligen Geistes.
Nach einem Zwischenspiel der Orgel erinnerte sich der Bischof bei der Überleitung zur Sündenvergebung und zur Feier des heiligen Abendmahls an seine Jugendzeit. Wenn er da, wohl wissend, dass er eigentlich nicht so gehandelt hatte, wie seine Eltern es erwarteten, sich bemühte, ihnen nach Möglichkeit bei der Heimkehr nicht im Treppenhaus zu begegnen. Es galt, knarrende Treppenstufen beim Hinaufsteigen tunlichst nicht zu betreten, um unbequemen Fragen zu entkommen. So kann es auch in der Gemeinde sein. Am besten allen aus dem Weg gehen, rasch hinein in die Kirche und nach dem Gottesdienst ebenso wieder hinaus? Ich komme so nicht weiter, denn Gott sieht in das Verborgenste. Er will das, was dich bedrückt, von dir nehmen. Sei offen zu ihm und deinen Glaubensgeschwistern. Glaubst du noch an die Gnade? Kannst du auch im Verhältnis zu deinem Nächsten, der dich missverstanden, dich ungerecht behandelt hat, gnädig sein? Gnade ist die Grundlage der Gemeinsamkeit. „Mit dieser Einstellung wollen wir jetzt die Sündenvergebung und das heilige Abendmahl erleben.“
Im Schlussgebet dankte Urs Heiniger für den Gottesdienst und die empfangene Gnade. Für Glaubenserlebnisse und das Bewusstsein, dass Gottes Kinder sich nie zum letzten Mal sehen, bevor danach die Verabschiedung außerhalb des Kirchenraums erfolgte.