Die Glaubensgeschwister in Egenhausen und Haiterbach nehmen per Live-Übertragung teil.
„Wer da will, der komme!“
(Beginn Lied Nr. 132 Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Text Philipp Paul Bliss, 1838 – 1876, Eingangslied des Gottesdienstes)
„Heute ist ein Tag, an dem alles in der Seele wieder gut werden kann. Wir dürfen für so viele beten, damit sie die offene Tür zu wahrer Freiheit erleben. Der Unfriede in diesen Tagen wirkt sich auch auf uns aus. Wir möchten wieder miteinander auf eine herrliche Zukunft vertrauen können: Du bist immer noch da. Noch immer gibt es das einmalige Ziel: Jesus` Wiederkunft. Wir denken an unsere Brüder und Schwestern in den Kriegsgebieten und bitten: Schick deine Hilfe.“ So weit ein paar Gedanken aus dem Eingangsgebet.
„Wir haben uns sehr gesehnt auf das gemeinsame Erleben an diesem Sonntagmorgen. In Tagen, in denen der Einzelne sich so machtlos, ohnmächtig fühlt. Da ist es wesentlich, Gemeinsamkeit erleben zu dürfen.“, begann Urs Heiniger. Gemeinsam ist uns sicher auch das Gefühl der Empörung über Ungerechtigkeit. Wütend werden, gar Hass aufkommen lassen? Suchen wir Gemeinschaft mit Christus. Wir leiden mit, versuchen auch, mitzutragen und werden in der Seele getröstet. Jesus` Opfertod – nicht das Ende. Vielmehr: Hölle, wo ist dein Sieg (1. Kor 15, 55)? Gott ist die Liebe – warum lässt er solch ein Elend zu? Die, die Jesus bis unter das Kreuz begleiteten, wollten bei ihm sein. Er wandte sich ihnen zu: Ich bin bei euch, alle Tage. Johannes wird jetzt euer Sohn sein, sagte er zu den Frauen (vgl. Joh 19, 25 - 27). Christus stärkte in scheinbar aussichtsloser Situation das enge Verhältnis zu ihm und das seiner Getreuen untereinander. Seine Kraft wirkte noch im größten Schmerz: Vater, vergib ihnen, … (Lk 23, 34) „Lasst uns diese Liebe erleben. Nahe bei Jesus sein zu dürfen. Auch die Seelen in der Ewigkeit sollen erfahren: Es gibt doch Frieden, durch die Kraft der Liebe.“
Danach ging der Bischof auf das eingangs verlesene, dem Psalmisten David zugeschriebene Bibelwort für den Gottesdienst ein. „Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“ (Ps 139, 8 – 10). Der Dichter der Zeilen fühlt sich innerlich gefangen und doch, Gott ist da. Auch dann, wenn er weit weg ist, dort, wo die Sonne aufgeht. Ganz fern vom eigenen bekannten Lebensraum. Gott steht weit über dem, was wir uns vorstellen können. Wie immer die Verhältnisse sein mögen – er ist da.
Auch dann, wenn Menschen noch so furchtbar handeln, der Feind ist der Geist, der dahinter steht, nicht die Person. Jesus wird die Menschen immer lieben. Das gilt hier wie in der Ewigkeit. Wenn die Seelen dort nicht nach ihm fragen, er ist doch da. Seine Perspektive ist eine andere. Alles scheint verloren? Jesus als wahrer Mensch auf Erden konnte sich in Gottes Hand begeben. Der himmlische Vater ist so weit weg? Sonst gäbe es doch diese Ungerechtigkeiten nicht? Gott ist immer da. Du siehst es nur nicht immer.
Ewigkeit – wir können sie uns nicht vorstellen. Aber da, wo Jesus ist, sind Liebe, Gnade, Zuversicht und Hoffnung. Hier wie auch drüben dieselben Elemente. Zu aller Zeit. Jesus` Worte haben ewigen Bestand. Das gibt Sicherheit. Die Kirche hat sich verändert? Das wirklich Große und Wahre, das, was Jesus bedeutet, hat sich nicht geändert. Das sollen auch die Seelen in der Ewigkeit erleben.
Der Psalmist seinerzeit wusste nicht weiter. Fliehen, weit weg, den Glauben aufgeben, weil man nicht mehr kann und will, enttäuscht und verbittert ist. Hohn und Spott ausgeliefert. Es ist menschliches Verhalten, das solche Empfindungen auslöst, nicht Gott. Den sollen Seelen, die in solch einer Verfassung sind, erleben: Auch für dich bin ich da.
Mancher verfügt über wissenschaftliche Erkenntnisse, die im Widerspruch zum Göttlichen stehen: Nach dem Tod ist doch nichts mehr. Wurde eine Seele überhaupt schon mal gesehen? Das führt zu einer distanzierten Einstellung Gott gegenüber. Auch solchen Seelen gilt der Ruf Gottes, der einen Perspektivwechsel zeigen will: Durch den Heiligen Geist den Glauben bekommen können, der Berge versetzen kann. Man kann fragen, warum musste gerade ich das erleben? Angst und Sorge können dazu führen, die Gemeinschaft zu verlassen. Ein Teufelskreis, man kann nichts anderes mehr denken. Er bedeutet die Trennung vom Sohn Gottes. Mancher damals ist aus Angst nicht bis zum Kreuz mitgegangen. Und jetzt Jesus, der noch am Kreuz seine Hand reicht. Wie erlebst du die göttliche Hand? In der Gemeinschaft ist sie zu spüren. Das soll auch die Seelen in der Ewigkeit berühren: Es gibt grenzenlose Gnade und Trost. Wir alle sind zwar so verschieden. Aber ein Konflikt darf kein Konflikt bleiben. Wir wollen dem Nächsten die Hand reichen. Das strahlt auch in die Ewigkeit hinüber. Die Orgel setzte das musikalisch fort mit dem Lied von der Botschaft voll Erbarmen, die das Evangelium ist und dem Rat, sie weiterzutragen, „denn sie ist es wert.“ (Gb. Nr. 250, Ende Vers 2, Text Jakob Breiter, 1845 – 1893).
„Gott möchte jetzt das aus deinem Herzen wegnehmen, was dich einschränkt. Durch seine Gnade. Als Jesus am Kreuz sprach, Vater, vergib ihnen, …, änderte sich äußerlich nichts. Feind blieb Feind. Der Schmerz blieb. Aber im Geistigen, da trat eine Änderung ein.“ So leitete Urs Heiniger zur Sündenvergebung und Feier des heiligen Abendmahls über. Danach folgte, wie er es formulierte, ein „herzliches Fürbittgebet“, das niemanden ausschloss. Auch große Dankbarkeit kam zum Ausdruck: Dafür, dass alle Seelen Jesus erleben dürfen: Gnade statt Anklage, Liebe statt Hass und Freiheit mit der Erlösung durch Jesus.
Wohl nicht nur der Bischof hatte nach dem Gottesdienst ein Empfinden, das er so beschrieb: „Ich gehe anders als ich gekommen bin.“ Sein Dank galt den Musizierenden: der Organistin und der Instrumentalgruppe (Streicher, Klavier). Zum Abschluss hatte sie noch einmal das „Wort“:
„Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig!
Herr, erhebe dein Angesicht über uns und gib uns Frieden.
Amen.“
(Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 259, Text nach 4. Mos 6, 24 – 26)