Am ziemlich frühen Montagmorgen hieß es für die Jugendlichen, die sich verabredet hatten, um 7 Uhr beim Nebringer Backhaus einzutreffen: Wenn`s auch schwer fällt, Ende mit der Feiertagsfaulheit und raus aus dem Bett.
Frei nach Wilhelm Busch, dem norddeutschen Dichter aus Niedersachsen, dessen Werke durchaus auch im Süden der Republik geschätzt werden, war das Motto: „Also lautet der Beschluss, dass der Mensch was backen muss!“ In dem Fall Neujahrsbrezeln für verschiedene gute Zwecke: Zum einen, um mit dem schmackhaften Hefebackwerk aus dem Holzkohlenfeuer etwas für den fremden wie auch für den eigenen Magen zu tun. Aber auch, um mit dem Erlös aus dem Verkauf der Brezeln Kosten abdecken zu können, die für die Arbeit des Nachwuchsorchesters des Bezirks Tübingen anfallen – Verpflegung anlässlich der Probenzusammenkünfte oder fürs gesellige Beisammensein aus diesem oder jenem Anlass oder für Sonstiges, was sonst noch notwendig ist, um einen Orchesterbetrieb zu ermöglichen. Die jugendlichen SpielerInnen befinden sich zumeist noch in der Ausbildung. Da sind die finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt. Für diese Kosten ist die eine Hälfte des Erlöses bestimmt. Die andere soll dem „Gäuboten“ zur Verfügung gestellt werden. Die Zeitung hat unter dem Motto „MiteinanderFüreinander“ im Jahr 2015 eine weihnachtliche Spendenaktion zugunsten psychisch kranker Jugendlicher in Herrenberg ins Leben gerufen. Diesen guten Zweck wollten die BrezelbäckerInnen gern unterstützen.
Gearbeitet wurde in zwei Schichten zu je etwa acht HelferInnen. Sie setzten sich zumeist aus Mitgliedern des Nachwuchsorchesters zusammen. Besonders zu erwähnen sind zwei, die aus der östlichsten Gemeinde des Kirchenbezirks, Pfrondorf, gekommen waren, diesem Termin die Priorität vor möglichen anderen einräumend. Denn leider hatte das fast schon traditionelle Brezelbacken im Vorjahr nicht stattfinden können. Daher musste man 2015 unbedingt dabei sein. Außerdem waren Jugendliche aus den Gemeinden Öschelbronn und Bondorf sowie ein „Exil-Rottenburger“ gekommen, der es sich noch nie hat nehmen lassen, beim Brezelbacken tatkräftig mit anzufassen. Gegen 11 Uhr füllte sich allmählich vorm Backhaus die Auslage mit den wunderbaren Brezeln, eine Versuchung für Auge, Nase und Zunge. Das Gebäck kühlte draußen aus, damit man es verpacken konnte. Vermischt mit dem Duft von Glühwein und Punsch, vorgehalten in großen Behältern für die Stärkung der Schaffenden, ergab das eine schwer zu beschreibende, aber einzigartige, Durst und Hunger fördernde, in der Kombination unwiderstehliche Versuchung, es sich schmecken zu lassen. Und das alles bei strahlendem Sonnenschein Ende Dezember.
Schon um 6.30 Uhr war der Teig gerichtet worden. Herzlichen Dank an die nur nach Lebensjahren nicht mehr ganz so jugendlichen UnterstützerInnen, die in ihrer Freude und Begeisterung beim gemeinsamen Schaffen den Jüngeren in nichts nachstanden. Da mussten nicht nur die großen Wannen mit Teig produziert und herangeschafft, sondern auch die Büschele fürs Feuer besorgt und angefahren werden. Erst nach dieser Vorarbeit konnten in der Backstube von flinken Fingern und ebensolchen Händen mit vollem Körpereinsatz die Brezeln geformt, mit sicherem Wurf geschlungen und mit winzigen kleinen Zöpfchen oben drauf verziert und in den Ofen geschoben werden.
Im gesamten Kirchenbezirk waren schon vorab 245 Brezeln – erfahrungsgemäß musste man sich aber, was man gern tat, auf größeren Absatz einstellen – zum Preis von 3,50 Euro bestellt worden. Das Gebäck wurde im Lauf des Tages von Fahrern der einzelnen Gemeinden abgeholt und den Endabnehmern frei Haus geliefert. Flächendeckend waren daher an diesem Tag viele unterwegs im Kirchenbezirk…
Und da jede noch so kleine Hand hilft, na ja, so klein dann auch nicht mehr: Für die zweite Schicht am Mittag wurden die jüngeren Orchestermitglieder erwartet, denen man zugestanden hatte, nicht ganz so früh antreten zu müssen.
Erfreulicherweise können die Jugendlichen als - finanzielles - Ergebnis dieser Brezelbackaktion 600 Euro an den „Gäubote“ überweisen. Insgesamt betrug der Reinerlös rund 1.200 Euro.