„Wunderbarer König…“ (Gerhard Milewski *1949) Damit begann das Konzert am Abend des Zweiten Advent in der Rottenburger Kirche.
Eine Instrumentalgruppe und ein Vokalensemble, darunter vier Solisten, hatten sich im Kirchenbezirk Tübingen zusammengefunden, viele gemeinsame Proben hinter sich gebracht, um den am Sonntagabend in der adventlich wunderbar geschmückten Rottenburger Kirche zahlreich erschienenen Besuchern die Vorweihnachtszeit musikalisch nahe zu bringen. Den „wunderbaren König“, dessen Geburt vor 2000 Jahren und dessen erwartete Wiederkunft gläubige Christen mit dem Weihnachtsfest feiern, mit Gesang und Instrumenten lebendig werden zu lassen. Komponisten und Textdichter, vom Barock bis in die Neuzeit, hat dieses Thema beschäftigt. Sie hatten die Gabe, mit Musik und Worten, den wunderbaren König so zu beschreiben, dass er „lebendig“ wird. In einer Art und Weise, die Herz und Sinne anspricht. Besonders dann, wenn, wie an diesem Abend geschehen, ihre Werke von meist jugendlichen Musizierenden zu Gehör gebracht werden, die mit Leidenschaft und Können zu faszinieren wussten.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank war es sichtlich eine große Freude, die Begrüßung zu übernehmen. „Wir sind sehr gespannt…“ drückte er aus, was alle umtrieb, die zum Konzert gekommen waren. Im Gebet wünschte er sich, dass der Musikabend helfe, für diesen Abend die Alltagssorgen und/oder viele unbeantwortete Fragen beiseite stellen zu können. Jeder möge das Gehörte „mit nach Haus nehmen können“, damit es in den kommenden Tagen nachklinge, do K. von Bank. Das Programm sah keine Verabschiedung vor. Danach muss sich auch ein Bezirksvorsteher richten. Der dankte daher schon im Vorhinein den Musikern und war sich sicher, dass „wir nach dem Schlussapplaus freudig unsere Straße ziehen werden“.
Im Folgenden spielte dann mit wechselndem Dirigat – Alies Mack und Alexander Hass teilten sich diese Aufgabe – das Instrumentalensemble. Dazwischen ein „Gesangsblock“ mit acht jungen SängerInnen, die a cappella Stücke aus dem Bach`schen Weihnachtsoratorium sangen. Frohe Erwartung - endlich Christi Geburt - Freude darüber und das Versprechen, das, was mit seinem Erscheinen verbunden ist, zu bewahren und zu erhalten. Letzteres in einem Rezitativ (Alies Mack, Gesang, Jan-Thilo Bayer, Orgel) vorgetragen. Das ließ alle ganz still werden und hätte eigentlich schon den ersten Zwischenapplaus verdient gehabt. Es folgte das „Laudate Deum“ von Henry Purcell, gespielt von Orgel und zwei Blockflöten. Wer behauptet bloß, dass letztere nur etwas für unbedarfte Musikanfänger seien. Da steckt ein ganz anderes Potenzial drin, wenn man denn nicht bei den Anfangsgründen stehen bleibt…
„Ich freue mich in dir…“ (J. S. Bach), gesungen von A. Mack, am Clavichord begleitet vom unermüdlichen J. Th. Bayer, im Oktett mitgesungen hat er auch noch, ließ den ersten Zwischenapplaus „ausbrechen“. Noch einmal das Vokalensemble mit „O Jesulein süß…“ (Max Reger), dann folgte Mozarts „Ave Verum“ (Orgel J. Th. Bayer und Gesangssolo A. Mack), überirdisch schön in andächtige Stille hinein, die niemand durch Applaus zu zerstören wagte, obgleich er verdient gewesen wäre. Wie kann man in so jungen Jahren so etwas komponieren…es kann nur eine Gabe Gottes gewesen sein, die das bewirkt hat.
Ehe es zu nachdenklich wurde, schließlich sollte auch Advents- und Weihnachtsfreude eine große Rolle spielen, ging es erst lebendig und munter weiter mit „O little town of Bethlehem (R. V. Williams) und, einerseits schwungvoll, andererseits majestätisch, erklang „Hark! The herald angels sing…“ von F.-Mendelssohn-Bartholdy. Beide Stücke spielte das Instrumentalensemble.
Nach der Pastorale (Geige und Clavichord, Dorothea Breindl und J. Th. Bayer) von A. Corelli gab es erneut Beifall. Programm hin oder her, den Bezirksvorsteher hielt es nun nicht mehr auf seinem Platz. Er musste noch was loswerden. Und zwar seine Freude darüber, dass zum einen ganz offensichtlich bei Orchester und Gesang im Bezirk Tübingen sich sowohl die ganz Jungen als auch die schon etwas Gereifteren mit einbringen können und es auch tun. Ein Gewinn, nicht nur für die Musik, sondern auch für die Gemeinschaft. Zum Beispiel – ein guter Vorsteher hat seinen gesamten Bezirk „im Kopf“ – habe er festgestellt, dass die Mitglieder des Vokalensembles aus sieben (!) verschiedenen Kirchengemeinden kommen. Dass das funktioniert und klappt, dafür sei er ganz besonders dankbar. „Eine besondere Stütze der Gemeinschaft, das, was man glaubt, gemeinsam mit der Musik zum Ausdruck bringen. Mit dem Ziel, Jesus mit der Musik zu verklären.“
Mit A. Hammerschmidts „Machet die Tore weit“ füllten mächtige Orgeltöne das Kirchenschiff bis hinauf in dessen äußerstes Spitzdach und rissen die Herzen mit in die Höhe, weit über bauliche Begrenzungen hinaus. Noch einmal ein Stück von J. S. Bach (Ich steh an deiner Krippen hier…), wieder gespielt vom Instrumentalensemble. Dann ging es mit ihm „in die Vollen“, um es profan auszudrücken: „Tollite hostias…“ aus dem Weihnachtsoratorium von C. Saint-Saëns folgte, die Festfreude „hinausjubilierend“ und, wie konnte es anders sein, Standing ovations hervorrufend.
Langen Applaus gab es, der die Protagonisten wieder auf die „Bühne“ zurückholte, damit sie die fällige Zugabe bringen konnten. Noch einmal spielte das Instrumentalensemble. Aber der Chronist ist sich sicher, dass die Spieler auch den Text des Stücks im Sinn hatten und so ihrem Publikum etwas sehr Tröstliches mit auf den Nachhauseweg geben wollten:
„ May the Lord show his mercy upon you; May the light of his presence be your guide: May he guard you and uphold you; May his spirit be ever by your side…”
(John Rutter * 1945)
So weit der Bericht, der nur unvollkommen und unvollständig wiedergeben kann, was einen Konzertabend live ausmacht. Musik muss man erleben und sich nicht beschreiben lassen. Das sei denen gesagt, die noch die wenigen freien Plätze in der Rottenburger Kirche hätten füllen können. Jeder, der sich in der Hektik der Vorweihnachtszeit am Abend des Zweiten Advent mit dem Konzert die Luft zum „Durchschnaufen“ gegönnt hat, mag ein wenig Zeit für anderes verloren haben. Er ist aber mehr als reich dafür beschenkt worden.
Herzlichen Dank dafür euch allen, die ihr ein wunderbares Musikerlebnis geschaffen habt.