„Hosianna in der Höh…“ (aus „Tochter Zion, freue dich,…“ , Melodie G. F. Händel) war schon vor dem Gottesdienst in der neuapostolischen Kirchen in Nufringen, von etwa 55 höchst irdischen Kehlen gesungen, zu hören, wenn man frühzeitig in die Kirche kam.
Da hatte TonAb, der gemischte Chor des örtlichen Gesangsvereins, seine letzte Probe vor dem Gottesdienst. Zum zweiten Mal, dass an einem Adventssonntag diese Gesangsformation zum Singen in die neuapostolische Kirche kam, deren Mitglieder sich riesig darüber freuten. Das strahlte nicht zuletzt ein mit viel Liebe geschmücktes Kirchenschiff aus. Diese Gäste waren herzlich willkommen.
Die musikalische Einstimmung unmittelbar vor dem Gottesdienst übernahm ein „gemeindeeigenes“ Duo, Querflöte und Orgel.
„Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion. Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen, spricht der Herr. Und es sollen zu der Zeit viele Völker sich zum Herrn wenden und sollen mein Volk sein und ich will bei dir wohnen. Und du sollst erkennen, dass mich der Herr Zebaoth zu dir gesandt hat.“ (Sach 2, 14, 15)
Dieses Prophetenwort hatte Werner Lampprecht, stellvertretender Leiter des Bezirks Tübingen, nach dem Gemeindegesang verlesen, bevor er den Chor bat, zu singen. Dirigent Christof Eßwein gab den Ein s atz für das Lied, aus dem eingangs zitiert wurde. Andächtige Stille herrschte in der Kirche, als es erklang: „Tochter Zion, freue dich…“. Alle drei Verse wurden gesungen, und zwar so, was W. Lampprecht anschließend hervorhob, dass jedes Wort zu verstehen war, keine Selbstverständlichkeit. Er bedankte sich bei den SängerInnen dafür, dass sie in diesem Gottesdienst die Aufgabe übernommen hatten, für dessen musikalische Umrahmung zu sorgen. „Musik geht, wie man sagt, sofort ins Blut. Sie gibt einem selbst etwas Gutes und tut es anderen“, so W. Lampprecht.
Auf das Bibelwort eingehend ging es zunächst um die Adventszeit, im Natürlichen derzeit aktuell als Wartezeit auf Weihnachten, gerade für Kinder, die sich darauf freuen und es auch sollen. Und im Geistigen geht es um Jesus` Geburt, die seit rund 2000 Jahren alljährlich gefeiert wird. Was wären wir ohne sie – auf ewig durch den Sündenfall von Gott getrennt. Jesus kam für alle Menschen in die Welt, damit sie durch seinen Opfertod Vergebung für ihre Sünden finden, was mit dem Sakrament des heiligen Abendmahls verbunden ist.
Damals, 500 Jahre vor Christi Geburt, verkündigte Sacharja dies dem Volk Israel. Was haben wir heute von diesem Geschehen damals? Nichts, wenn wir dabei stehen bleiben. Alles, wenn wir Jesus` Worten glauben, dass er wiederkommen und die Menschen zu sich nehmen wird. Seinerzeit hatten manche andere Vorstellungen von diesem erwarteten König. Herodes befürchtete einen Konkurrenten und ließ männliche Kleinkinder ermorden. Die Juden erhofften sich durch den König die Befreiung von römischer Herrschaft. Die Emmausjünger hatten nicht seine von ihm verheißenen Wiederkunft verinnerlicht. Sie verharrten in der Trauer über seinen Tod.
Gläubige Christen erwarten den, der sein Werk vollenden wird. Der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat. Der ein Teil der Dreieinigkeit ist als Sohn des allmächtigen Gottes. Dessen Vermögen menschliche Vorstellungskraft noch nicht einmal ansatzweise ermessen kann. Alle menschliche Technik kann nicht die Erde schaffen und auch nicht ihr „Funktionieren bis heute“ steuern.
Ein König, der mit Liebe, nicht mit Gewalt regieren will. Ein Helfer, der den Menschen aus der Finsternis herausführen will. Einer, der gerecht ist und Gnade walten lässt. Und der die Macht der Finsternis zunichte macht. Es wurde vom Propheten vor seiner Geburt vorhergesagt, dass Jesus auf einem Esel in die Stadt Jerusalem reiten würde, wie es tatsächlich auch geschah. Ein Tier der armen Leute. Das ist das äußere Zeichen dafür, dass es bei diesem König nicht um Glanz und Gloria ging.
Adventszeit – wie kann ich mich auf sein Kommen vorbereiten? Schon jetzt ihn im eigenen Herzen König sein lassen. Damit ändert sich auch die Einstellung zu anderen. Man denkt liebevoller, redet und handelt anders. Versucht, gerecht zu seinen Mitmenschen zu sein. Jesus` Wesen annehmen heißt, anderen zu dienen. „Lasst uns vorausschauen auf Jesus` Wiederkunft, bei der er alle mit zu sich nehmen möchte, so, wie Sacharja damals auf die zukünftige Geburt des Heilands blickte. Lasst uns die Adventszeit als Vorbereitungszeit auf Christus` Wiederkunft nutzen. Das im Natürlichen jetzt bevorstehende Weihnachtsfest im Bewusstsein seiner Wiederkunft feiern, so wollen wir im Advent leben!“
Der Chor wusste die passende Replik: „Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringet uns große Freud…“ (ursprünglich christliches Sternsingerlied).
Gemeindevorsteher Dietmar Marquardt freute sich in seinem Beitrag zum Gottesdienst über den gemeinsamen festlichen Rahmen. „Wir haben uns auf Sie gefreut und uns dabei wohlgefühlt.“, sprach er Dirigenten und Chor an. Advent heißt, wenn man sich anstecken lässt von der Freude auf Weihnachten. Und Weihnachten ist ganz eng mit Jesus Christus verbunden. „Dein König kommt!“, so ist das Motto dieses Gottesdienstes zu sehen. So wenig, wie sich eigentlich ein royales Baby äußerlich von einem anderen unterscheidet, sieht man von Prunk und Protz drum herum ab, so wenig unterschied sich Jesus äußerlich von jedem anderen Neugeborenen. Aber was wurde daraus? Manche hielten ihn für einen Propheten. Simon Petrus wusste es besser, er sah in ihm Christus, Gottes Sohn. Und jeder Christ heute? Sollte wissen, dass er der ist, der heute wirkt und der da kommen wird, um die zu sich zu nehmen, die an ihn geglaubt haben. Er kommt nicht ein zweites Mal, um den Menschen von seiner Sündenlast zu befreien, sondern zu ihrem ewigen Heil. Mit dieser Einstellung treffen wir das Richtige. D. Marquardt zitierte Napoleon, kein sehr christlich eingestellter Mensch. Und trotzdem wusste er zu formulieren, was Jesus von anderen Herrschern unterscheidet: Er regiert mit Liebe, nicht mit Gewalt.
„Uns nicht mit Kleinigkeiten aufhalten, uns daran stören. Vielmehr mit Freude anderen die Hand reichen und so die Adventszeit genießen!“
W. Lampprecht leitete anschließend zur Feier des heiligen Abendmahls über: „Die Zehn Gebote gelten auch heute noch und jeder verstößt immer wieder dagegen. Im Alten Testament gab es noch nicht die Möglichkeit, durch Jesus` Opfertod mit der Feier des heiligen Abendmahls von der Sündenlast befreit zu werden. Als Mensch ist man immer Sünder…und deshalb wird in der Neuapostolischen Kirche an jedem Sonntag heiliges Abendmahl gefeiert, wozu jeder herzlich eingeladen ist, daran teilzunehmen.“
Nach dem Gottesdienst trat noch einmal TonAb in Aktion. Da erklangen sie wieder, die Glocken, die nie süßer klingen als zur Weihnachtszeit…besungen und heraufbeschworen von den freudig klingenden Chorstimmen.
Mangelnde Gastfreundschaft müssen sich die Nufringer nicht nachsagen lassen. Flugs waren die Kirchenstühle beiseite- und die Stehtische herangeschafft. Liebevoll war ein vielfältiges Buffet von den Glaubensgeschwistern hergerichtet worden, dem es an nichts mangelte. Und für durstige Sängerkehlen, und nicht nur die, war auch Vorsorge getroffen worden. Lange stand man noch gemeinsam um die Tische herum, plauderte miteinander und ließ es sich sichtlich gut gehen. Ein Zweiter Advent, den die Glaubensgeschwister in Nufringen dank ihrer sangesfreudigen Gäste noch lange in Erinnerung behalten werden. Vergelt`s ihnen Gott, was sie am Zweiten Advent durch ihren Gesang an vorweihnachtlicher Freude bewirkt haben.