„Es ist doch keiner so wie du, denn alles bist du mir.
Es hat das Herz ja keine Ruh,
als bis es ruht in dir.“
(Neuap. Gesangbuch Nr. 288, Text K. J. P. Spitta, luth. Theologe, 1801 bis 1859)
In diesem Gottesdienst sang die Gemeinde u.a. die eingangs zitierte Strophe.
Es war die Antwort zum Textwort: „Wer überwindet, der wird alles ererben...“ (Offenbarung 21, 7). In der Wortverkündigung brachte der Leiter des Gottesdienstes, Apostel Wolfgang Bott, Beispiele aus dem Alten und dem Neuen Testament, die die Aussage des Textworts bestätigen. Abraham, der alles aufgeben sollte, um in ein anderes Land zu gehen; Mose, der sich zu seinem Auftrag, das Volk zu führen, nicht in der Lage sah; Hiob, der durch alle erdenklichen Tiefen des Lebens gehen musste, Paulus, der in seinen Briefen bat, Gleichgültigkeit und Trägheit zu überwinden und Entschiedenheit einforderte. Die Protagonisten im Alten Testament wurden im irdischen Leben mit Gottes Segen und Hilfe, einem „Erbe“ belohnt. Den Christen in alter und neuer Zeit bleibt die noch wertvollere Verheißung für den, der sich bemüht, zu überwinden: durch den Opfertod Jesus` das Geschenk zu bekommen, auf ewig bei Gott zu sein.
Priester Robert Haß, Gemeinde Öschelbronn, wirkte in diesem Gottesdienst bei der Wortverkündigung mit. „Nach einem Apostel auf den Altar zu treten, ist für mich mit Sicherheit eine einmalige Sache“, begann er, denn er sollte in diesem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet werden. Der – jetzt – Priester im Ruhestand brachte zum Ausdruck, was ihn während seiner kirchlichen Tätigkeit bewegt hatte: „Arbeit bewahrt vor Not, Langeweile und Laster“, so, wie es schon in den Sprüchen Salomons zu lesen sei. Bei der späteren Verabschiedung freute sich Apostel Bott: „Ich bin dankbar, dass ich Sie an meiner Seite haben durfte. Und – Gott sei Dank – wir haben Sie noch. Denn es braucht kein Amt, um mitarbeiten zu können.“
Zuvor waren sechs Elternpaare mit ihren kleinen Kindern, die die Mütter auf dem Arm trugen, an den Altar getreten. Der Kinderchor, Leitung Iris Mack, hatte gesungen:„Weil ich Jesu Schäflein bin...“ (Neuap. Gesangbuch Nr. 269, Text H. M. L. von Hayn (1724 – 1782, Mitglied der Herrnhuter Brüdergemeine), dessen Text endet „ Amen, ja, mein Glück ist groß“. Apostel Bott griff den Gedanken auf und ermunterte die Eltern, den Kindern, die die Zukunft verkörpern, mitzugeben, was Vater und Mutter mit Gott erlebt haben. Es folgte die Spendung des Heiligen Geistes durch den Apostel, neben Taufe und Abendmahl eins der drei Sakramente in der Neuapostolischen Kirche.
In diesem Gottesdienst wurden auch sechs Amtsträger ordiniert. Priester Walter Seidt, Vorsteher der Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen, und Priester Hans-Jürgen Stegmeyer, Gemeinde Bondorf, wurden zu Evangelisten berufen. „Tragt die Frohe Botschaft des Evangeliums hinein in die Herzen der Menschen“, so der Auftrag des Apostels. Es wurden drei Priester geweiht. Im Bewusstsein, dass Gott hinter ihnen steht, sollen sie als Gesandte des Apostels wirken. Einen besonderen Segen erteilte W. Bott auch dem neuen Diakon, dem er wünschte, zu seiner eigenen wie auch zur Freude der Gemeinde in seinem neuen Amt dienen zu können.
Die Gemischten Chöre von 12 Gemeinden des Kirchenbezirks Tübingen sorgten unter Leitung von Julia Haß neben dem Kinderchor für die musikalische Umrahmung. Gleich zu Beginn des Gottesdienstes hatte der gemischte Chor mit „Was hört meine Seele so gern...“ (Neuap. Chorliedersammlung II, Nr. 110, Dichter und Komponist unbekannt) freudig, schwungvoll, tröstend und hoffnungsfroh die Erwartung aller zum Gottesdienst Versammelten musikalisch ausgedrückt. W. Bott, und nicht nur ihn, hätte es nach einem da capo verlangt, aber aus Zeitgründen war das halt nicht möglich. Schade.
Aber die Erwartung, zu hören, was der Seele guttut, wurde in diesem in doppelter Hinsicht adventlichen Gottesdienstes voll Vorfreude auf Weihnachten und Vertrauen auf die Frohe Botschaft des Evangeliums für den, der Ohren und Herz hatte, zu hören, ganz bestimmt erfüllt.