In Gäufelden-Öschelbronn freuen sich die Glaubensgeschwister zusammen mit den Nachbarn aus Jettingen über diesen Besuch an einem – endlich – frühlingshaften Mittwochabend.
„Betende Hände braucht unsre Zeit.“
Unter anderem Variationen der Melodie dieses altvertrauten Lieds (Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 350) spielte ein Duo, Klavier und Geige, Mutter und Tochter, das vor Beginn des Gottesdienstes, zwischendurch und danach für beeindruckende Musikbeiträge sorgte. Das herzliche „Dankeschön“ des Bischofs nach dem Gottesdienst hatten sie sich mehr als verdient.
Urs Heiniger ging im Eingangsgebet auf die traurigen Geschehnisse in unseren Tagen ein: “Das große Leid in dieser Zeit berührt uns. Lieber Gott, schenk eine besondere Kraft und Hilfe. Schick deine Engel zu denen, die Schlimmes ertragen müssen. Gib auf wundersame Weise tiefen Frieden im Unfrieden. Sorge Du für die Deinen!“
Es ist ein großer Reichtum, in unruhigen Zeiten, die bestimmt sind von Unfrieden, Unsicherheit und, ja, auch Angst, einen Gottesdienst erleben zu dürfen, so der Bischof zu Beginn. Gott sagt: „Komm, lass dich stärken!“ wir dürfen heute Abend im Nachhinein noch mal ein kleines Ostererleben haben, so, wie vor rund 2.000 Jahren die Jünger. Eingeschüchtert durch das Geschehen der Tage zuvor waren sie zusammengekommen, als plötzlich Jesus zu ihnen kam. Es hätte viele Fragen an ihn gegeben. Antworten darauf hätte man erwartet. Seine Worte „Friede sei mit euch!“ genügten, um alle Fragen dahinstehen zu lassen und ihre Blockade aufzuheben. Darum: Öffne dein Herz. Jetzt kommt Jesus und schenkt dir Frieden.
Danach ging der Bischof auf das Bibelwort für den Gottesdienst ein. „Denn wir haben an Christus Anteil bekommen, wenn wir die erste Gewissheit bis zum Ende festhalten.“ (Hebr 3, 14). Bis zum Ende festhalten – das geht nur, wenn man freie Hände hat. Bedeutet, loslassen können, was hinderlich sein könnte. Das dritte Kapitel des Hebräerbriefs befasst sich mit dem Wirken Gottes, wie es im Alten Testament beschrieben ist. Das Volk damals wollte sich von Mose aus Israel führen lassen. Gott war bei ihnen. Von einem Riesenheer verfolgt öffnete sich für sie das Meer und sie entkamen. Wenn wir nichts mehr sehen, dann kann Gott Wege erschließen. Das Volk Israel damals war schwankend in seinen Stimmungen. Die ausgesandten Kundschafter hatten nichts Gutes zu vermelden: Unmöglich, ins Gelobte Land zu kommen. Da war es erst mal um die Zuversicht geschehen.
Stimmungsschwankungen sind auch uns nicht fremd. Da braucht es die erste Gewissheit, die soll festbleiben. Das geschieht nicht automatisch. Vielmehr hat sie drei Voraussetzungen:
Die klare Überzeugung, dass das Evangelium auch heute seine Gültigkeit hat. Nur so kannst du Heil erfahren. Daran ändert sich nichts, auch wenn die äußeren Umstände sich ändern: Pandemie, ein fürchterlicher Krieg. Gottes Liebe ist größer als der Hass.
Das Vertrauen zu Jesus als dem Seelenbräutigam. Vertrauen, obgleich Probleme kommen – wo ist denn jetzt Gott? Krankheit. Oder ich fühle mich in meiner Gemeinde nicht verstanden. Trotzdem weiter vertrauen.
Hoffnung, verbunden mit Gewissheit. Die brauche ich auch zu einem Arzt, wenn ich krank bin. Wie soll er sonst helfen? Ich muss ihm die notwendige Kompetenz zutrauen. Fragen kommen: Wann wird es Frieden geben? Wird meine Gemeinde bestehen bleiben? Wer auf Christus setzt, der bleibt in der Hoffnung, auch in der Not bestehen zu können.
Der Glaube muss in uns leben. Mit den Augen kann ich sehen. Das, was ich sehe, muss ich nicht glauben. Mit der Seele, wenn in ihr der Glaube ist, kann ich auch sehen. Ich erfahre doch, wie Gott mir durch den Heiligen Geist als Tröster nahe ist. Die sichtbare Kirche ist unvollkommen. Aber sie ist da, damit ich das Vollkommene sehen kann. Es wird weitergehen, wie auch immer die Umstände sind. Glauben wir an die Sakramente, an Gottes Nähe zu uns durch die Heilige Wassertaufe und das Heilige Abendmahl als Kraftquelle in jeder Lebenssituation. „Wenn du das festhältst bis zum Ende, das wir selbst nicht sehen können, dann hast du Anteil an Jesus, an seinem Opfer, seinem Wesen und seinem Frieden, den die Welt nicht geben kann.“
Der Glaube ist keine Privatsache. Wir müssen ihn auch bekennen. Und uns entscheiden: Ich möchte da sein, wo Jesus ist. Mit dem Vaterunser bekennen wir auch etwas: Wir wollen uns nach Gottes Willen richten. Dazu gehört auch das Vergeben. Und wir bekennen, dass seine Herrlichkeit kommen wird, die alle Menschen erleben können.
Dankbarkeit für das Erleben eines Gottesdienstes, der keine Selbstverständlichkeit ist, und zwei Bitten bestimmten das Schlussgebet: „Schenk, bitte, wieder Frieden. Jesus, komme bald!“
An diesem Abend waren Gemeindevorsteher sowohl aus den Gäugemeinden, dem „neuen Teil“ des seit Ende 2021 größer gewordenen Bezirks Nagold, als auch aus „Alt-Nagold“ gekommen. Urs Heiniger regte an, um das miteinander vertraut werden zu fördern, dass Bezirksvorsteher Hartmut Knecht alle, die „alten“ wie die „neuen“, einen nach dem anderen, der Gemeinde vorstellen sollte. Eine Aufgabe, die der Bezirksälteste souverän und ohne bei den Namen und der Zuständigkeit zögern zu müssen erledigte. Auch nicht, als er die aus dem Gäu präsentierte. Wird doch.