Ein Fest- und Freudentag für sieben Konfirmanden, im Gottesdienst als Mittelpunkt der Gemeinde, sicher und wohlgeborgen...
...beschrieb Bezirksvorsteher Klaus von Bank zu Beginn (nicht nur) sein Empfinden. Er war Leiter des Gottesdienstes, in dem junge Christen aus den Gemeinden Gärtringen, Nebringen, Nufringen und Rottenburg den Konfirmationssegen bekommen sollten. Glaubensgeschwister aus diesen vier Gemeinden hatten sich mit den Herrenbergern zum Gottesdienst versammelt. Nicht zu vergessen die der englischen Gemeinde im Großraum Stuttgart. Sie waren von etwas weiter her gekommen. Zwei der Konfirmanden haben zu ihr eine engere Beziehung. Kurz vor Beginn des Gottesdienstes waren die Sieben, gemeinsam mit ihrer Lehrerin, Andrea Lampprecht, ganz nach vorn zu ihren Plätzen in der Kirche gegangen. Während dazu von der Orgel akustisch den Raum bis in den letzten Winkel ausfüllende Klänge zu hören waren, erhoben sich alle Anwesenden von ihren Plätzen und blieben stehen, bis die Gruppe vorn angekommen war.
"Dieser Tag heute, ", so von Bank, "ist schon ein gutes Jahr lang festgelegt." Ein Jahr hat die Vorbereitung darauf durch den Konfirmandenunterricht gedauert. Und je näher der Tag rückte, desto mehr kamen auch Gefühle dazu auf: konkrete, freudige Erwartung, aber auch Sorgen, die einen Schatten warfen, vielleicht wegen familiärer Probleme durch Krankheiten oder anderes Unschöne. "Umso mehr können wir heute von Herzen dankbar dafür sein, dass die Konfirmanden diesen besonderen Tag zusammen mit ihren Angehörigen und den Mitgliedern ihrer Kirchengemeinden erleben dürfen, ein Reichtum. Mich freut es, diese jungen Christen im Mittelpunkt und Vordergrund erleben zu dürfen."
"So sieh nun zu, denn der Herr hat dich erwählt, dass du ein Haus baust als Heiligtum. Sei getrost und richte es aus!" (1. Chr 28, 10) Hintergrund dieser Worte des Königs Davids, gerichtet an seinen noch jungen Sohn Salomon, ist, dass der Vater als ein Kriegsmann den Tempel Gottes nicht bauen sollte. Vielmehr wünschte Gott, dass Salomon Nachfolger wurde und auch den Tempel baute. Er wurde zu dieser Aufgabe erwählt. In der Gegenwart ist der Tempel Gottes mit der Gemeinde gleichzusetzen. Die Gemeinde darf und soll den Tempel Gottes bauen und gleichzeitig dessen Bestandteil sein. Nicht etwa nur wie ein Handwerker, der geht, wenn er seine Arbeit getan hat.
Da bin ich doch überfordert, da bin ich doch noch viel zu jung? Salomon war auch sehr jung. Und trotzdem hat Gott ihn erwählt. David hat schon in ganz jungen Jahren beim Kampf seines Volks gegen die Philister das Essen für die Krieger an die Front getragen. Er bekam mit, wie die eigenen Leute vom "Riesen" Goliath verspottet wurden. Es reichte ihm. Er wollte eingreifen. Rüstung und Waffen - viel zu schwer für ihn. Aber Gott war mit ihm. Er gab ihm Weisheit und Geschick, um auf seine Art, die eines Hirtenjungen, den viel Stärkeren zu besiegen. Und unmöglich Scheinendes wurde möglich. "Ich weiß, es ist eine Herkulesaufgabe, das, was ihr heute versprecht, auch zu halten. Aber ihr könnt getrost sein: Gott ist mit euch!"
Wenn ihr euch einbringt, dann habt ihr vielleicht neue Ideen, die im Widerspruch zu Althergebrachten stehen könnten. Jung gegen erfahren? Vieles an Wissen und Erkenntnis ist nicht bestimmt durch den jeweiligen Zeitgeist, sondern hat überdauert und immer noch Gültigkeit. Es wäre unklug, Ratschläge abzulehnen. Vielmehr eure Kraft und anderer Erfahrung miteinander verbinden. Dieses "Paket" wird Gott als der Dritte im Bund segnen.
"Sei getrost und richte es aus. Mach es einfach. Pack`s an, sieh nicht zurück, geh offensiv nach vorn. Sag ja, ich mach`s, ich bin dabei. Dann ist der, dem nichts unmöglich ist, auch mit dabei. Das wird sich in eurem Leben immer wieder erweisen!"
"Der Tempel Gottes seid ihr!", fuhr Bezirksevangelist Werner Lampprecht fort. Wenn ihr es wollt. Sicher, es fehlt euch noch an Erfahrung. Die wird nach und nach kommen. Es ist eine hohe Aufgabe, zu dem zu stehen, was man glaubt. In eurem Umfeld, derzeit primär noch die Schule. Wenn man seinen Glauben bekennt, hat das zur Folge, dass das eigene Tun, wie reagiert man in mancher Situation, von anderen beobachtet wird. Aber mit Gottes Hilfe könnt ihr leben, was ihr glaubt. "Ich wünsche euch, dass ihr es schafft, zu eurem Gelübde zu stehen. Als Segen für euch und andere, um auf ewig bei Gott sein zu können."
Der Bezirksälteste griff einen Gedanken auf, der vorher angeklungen war. Es ist nicht automatisch so, dass das Alte schlecht und das Neue gut ist. Nicht jede schöne Innovation passt in jede Umgebung. Da kann sie, überträgt man sie von hier nach da, unpassend sein und das Gegenteil von dem bewirken, was man damit erreichen wollte: Keine Verbesserung tritt ein, sondern das Gegenteil. Es braucht Geschick und Weisheit, das zu merken.
Vor der Feier des heiligen Abendmahls ging von Bank noch einmal auf das Bild des Tempels ein. Wenn ein sakrales Gebäude renoviert wird, dann führt das erst zu dessen Entweihung. Profanes Leben zieht ein. Bauleute kommen, die in seinen Mauern arbeiten, vespern, rauchen; Baugeräte und -fahrzeuge werden hineingebracht. Jedwede Heiligkeit ist dahin. Der Bau muss nach Abschluss der Arbeiten wieder neu geweiht werden. Das ist Gott sei Dank möglich. So kann es auch mit der menschlichen Seele sein. Ein unheiliger Zustand kann eintreten. Gott aber sagt, ich heilige dich. Ich erneuere dich. Aus Zweifel wird wieder Glaube, aus Frustration Freude. Das schenkt Gott uns, wenn wir es wollen. Jesus ging den Sündern nach, was von der damaligen geistlichen Elite despektierlich betrachtet wurde. Aber es waren doch die Kranken, die Unvollkommenen, die ihn brauchten. Er half ihnen und befreite sie aus ihrem Elend. Mit einer einzigen Bitte: Sündigt hinfort nicht mehr."Auch wir werden frei durch die Vergebung unserer Schuld. Auch wir wollen anderen vergeben und ihnen nichts nachtragen."
Andrea Lampprecht verlas den Brief, den Stammapostel und Kirchenpräsident Neuapostolische Kirche International, Jean-Luc Schneider, an jeden Konfirmanden gerichtet hat. Die sieben jungen Christen traten an den Altar, wo sie einen Halbkreis bildeten. "Ihr könnt den Älteren etwas zeigen. Ihr seid nicht mehr unerfahren. In manchen Dingen, z. B. was die Anwendung moderner Technik im Alltag betrifft, seid ihr manchem Älteren voraus. Ihr habt euch mit dem Glauben, dem Katechismus, ein Jahr lang befasst. Sorge und Angst braucht ihr nicht zu haben. Vielmehr seid mit Freude und Begeisterung dabei. Das motiviert euch und eure Umgebung.", so der Bezirksvorsteher in seiner Ansprache zu den Konfirmanden. Sie legten ihr Glaubensgelübde ab und bekräftigten es mit einem "Ja". "Herzlich willkommen als junge, verantwortliche Christen in der Gemeinde. Jetzt wollen wir Gott um seinen Segen bitten." Der den Konfirmanden dann vom Bezirksältesten gespendet wurde.
Der den jungen Christen bleiben möge. Was dazu gehört, sei hier mit den Worten eines Dichters ausgedrückt:
"Ich bin in dir und du in mir; noch wohn ich völlig nicht in dir, weil ich auf Erden walle.
Drum führ mich Jesu, treuer Hirt, dass mich, was locket, schreckt und irrt,
nicht bringe je zu Falle!
O dass, was ich dir heut versprach, mir gehe tief und innig nach!"
(Gesangbuch der Neuap. Kirche, Lied Nr. 310, Vers 3; Text Albert Knapp, 1798 - 1864; das Lied wurde im Gottesdienst während der Austeilung des heiligen Abendmahls von der Gemeinde gesungen.)