Die Nufringer dürfen sich über Chorgesang der besonderen Art freuen.
"...dass ich möge bleiben im Hause des Herrn."
Eine Woche nach dem meteorologischen Beginn des Frühlings war das Wetter an diesem Mittwochabend ungeeignet, auch nur einen Hauch von Frühlingsahnen aufkommen zu lassen. Es regnete einfach und das ab und an ziemlich heftig. Machte nichts. Im Kirchengebäude war man in freudiger Erwartung. Gäste aus dem gesamten Kirchenbezirk sollten kommen: Junge SängerInnen, die nach und nach eintrafen und sich unter die Chormitglieder mischten, als hätten sie schon immer mit denen zusammen gesungen. Etwas Frische in den Chorgesang bringen, daher die Bezeichnung für solche Gottesdienste mit musikalischer jugendlicher Beteiligung. Auch einige Jugendleiter des Kirchenbezirks zählten zu den Besuchern.
Bezirksevangelist Werner Lampprecht, der den Gottesdienst leitete, freute sich zu Beginn "über den frischen Wind" durch die Jüngeren. Er knüpfte an das anfangs vom Chor gesungene Lied an, dem das Eingangszitat entnommen ist. ("Der Herr ist mein Licht,...", Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 162, Text nach Ps 27, 1 - 4) Wie viele Bitten hat man wohl so im Lauf einer Woche...da geht es um Schule und Beruf, Familie, Gesundheit. Gingen die um diese irdischen Dinge alle in Erfüllung, was wäre das ohne Gott wert? Sie beziehen sich auf die relativ gesehen kurze Erdenzeit des Menschen. Dabei bedenkt der nicht immer, dass das Glaubensziel, auf ewig bei Gott sein zu können, eine ganz andere, die entscheidende Wertigkeit hat.
"Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen." (Ps 40, 9) "Deinen Willen tue ich gern...", griff Lampprecht das eingangs verlesene Bibelwort auf. Was der Mensch lustlos macht, ist, landläufig formuliert, nur halber Kram. Tut man dagegen etwas gern, dann gelingt es besonders gut. Eine Zielvereinbarung mit dem Arbeitgeber nützt wenig, wenn beide Seiten nicht wirklich dahinter stehen. Was ist Gottes Wille? Bevor man sich auf etwas einlässt, z. B. einem Verein beitritt, informiert man sich zweckmäßigerweise über dessen Ziele. Gilt auch für Gott. Von ihm wissen wir, dass er will, dass alle Menschen auf ewig bei ihm sein können. Dazu ist notwendig, dass wir uns heiligen. Das bedeutet, sich vom Irdischen abzusondern. In einem Gottesdienst sich vom Alltag abwenden und den in den Hintergrund treten zu lassen. Nicht nur physisch anwesend zu sein, sondern auch mit dem Geist. Die Sorgen mal beiseite zu lassen. Dann kann man auch etwas in der Seele verspüren: Frieden. Gott darum bitten, glauben zu können. Mit der richtigen Einstellung im Gottesdienst erleben wir sein Wort. Wir können die Sakramente wertschätzen. Eins davon, das heilige Abendmahl, genießen wir in jedem Gottesdienst und damit ein Stück Gottheit. Wer dankbar ist, der tut Gottes Willen gern. Wofür dankbar? Oft ist einem gar nicht danach zumute. Macht man sich aber die Mühe, wirklich darüber nachzudenken, dann fällt einem so viel dazu ein, denn nichts ist selbstverständlich. Die Probleme sind damit nicht gelöst, aber man vermag sie in die richtige Relation zu bringen. Den Dank dann in die Tat umsetzen: Gott in den Mittelpunkt des eigenen Lebens stellen. "...dein Gesetz habe ich in meinem Herzen." Dazu die Zehn Gebote heranziehen? Schwierig, die jederzeit vollständig präsent zu haben. Aber worauf sie basieren, das kann man verinnerlichen: Gott von ganzem Herzen zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst. Danach leben, danach sich entscheiden, damit dieses Gesetz sich in allem auswirkt, was der Mensch tut.
Bezirksjugendleiter Carsten Dehner war auch nach Nufringen gekommen. Gern, wie er in seinem Beitrag zum Gottesdienst begann. "Weil ich gern mit euch zusammen bin." Was man gern tut, fuhr Dehner fort, das fällt einem leicht, auch wenn es nicht einfach ist. Man Geduld dazu braucht. Die ist, zum Beispiel, nötig, um das Spielen eines Instruments zu erlernen. Macht man das gegen den eigenen Willen, dann ist das Üben eine Qual. Die aber nicht empfunden wird, wenn man selbst etwas will. Was aber hilft, Gottes Willen gern zu tun? Da stellt sich zunächst die Frage, was ist eigentlich mein Wille? Viele Antworten. Geld, ein Auto, Spaß haben wollen, vieles kann man anstreben. Und der Wille meiner Seele - auf ewig mit Gott zusammen zu sein. Das lässt alles andere in den Hintergrund treten. "Ich orientiere mich am Willen Gottes und den tue ich gern."
Gemeindevorsteher Dieter Marquardt ging noch einmal auf die Freude am Spielen eines Instruments ein. Die kann auch wachsen, sogar dann, wenn sie erst mal gar nicht vorhanden ist. Wenn man feststellt, nachdem man sich überwunden hat, dass es gelegentlich doch schon ganz gut klingt. So kann auch die Freude an Gottes Werk wachsen, wenn man gern und mit dem Herzen dabei ist. Nur ein voller Einsatz hat diese Auswirkung, kein halbherziger. Bevor Gott seinem Volk im Alten Testament die Gesetze gab, sollte es sich drei Tage lang heiligen. Als Vorbereitung auf einen Gottesdienst heute nicht in die Praxis umsetzbar. Aber mit offenem Herzen kommen, damit man auch etwas aufnehmen und aus dem Gottesdienst für sich etwas mitnehmen kann, das geht schon.
"Und so, wie man auch bereit ist, Konsumverzicht zu üben, zu sparen, im Hinblick auf etwas Kostspieliges, das man unbedingt erwerben möchte, so kann man auch Einschränkungen hinnehmen und im Natürlichen auf etwas verzichten, um das Glaubensziel zu erreichen.", fasste Lampprecht kurz und bündig das Wesentliche vor der Feier des heiligen Abendmahls zusammen.
Ein herzlicher Dank ging an die jugendlichen SängerInnen, die nicht ohne eine süße Wegzehrung die Rückfahrt anzutreten brauchten.
Einen Bericht zum ersten fresh-up-Gottesdienst im Bezirk Tübingen finden Sie hier: link zu Jettingen.