Wenn doch alle sich dran hielten: "Du sollst nicht stehlen" (2. Mos 20, 15)
Ein wunderschön sonniger, Frühlingsahnen aufkommen lassender Nachmittag. In einem Nebensaal der Herrenberger Kirche sorgten blumig geschmückte lange Tafeln drinnen für Frühling. Renate Wießner, Seniorenbeauftragte für die Gäugemeinden im Kirchenbezirk Tübingen, und ihre Helferinnen hatten alles liebevoll vorbereitet und keine Mühe gescheut. Etwas Fasnetsdeko durfte nicht fehlen, schließlich war Rosenmontag. Schmalzgebackenes zusätzlich zu schwäbischen Butterbrezeln gab es, passend zum Tag, auch. Vierundvierzig Teilnehmer wurden gezählt, einige mehr als sonst. Entweder hielt es bei diesem Wetter niemanden mehr in den eigenen vier Wänden oder das Thema des Nachmittags hatte sie angelockt hatte, vielleicht auch beides...
Die allseitige Unterhaltung wusste Renate Wießner durch Klingeln mit einem Glöckchen zu unterbrechen, damit das Programm starten konnte. Sie begrüßte die Anwesenden. Danach sprach Priester i. R. Dieter Schwarz, Herrenberg, ein Gebet. Gottes Schutz und Fürsorge nicht nur für die Anwesenden erbitternd, sondern auch für die, die hatten daheim bleiben müssen, weil sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen können. Im Hinblick auf den folgenden ersten Sonntag im März, an dem neuapostolische Christen in den Gottesdiensten weltweit besonders der Seelen gedenken, die, wie Schwarz es formulierte, es zu Lebzeiten nicht so gut hatten, dass sie hätten für ihr Seelenheil sorgen können oder wollen, wurden auch diese Seelen im Gebet Gottes Güte anempfohlen.
Wießner meinte, während es aus den Kaffeetassen schon sehr aromatisch duftete, es werde an diesem Nachmittag ja noch ein ernstes Thema geben. Daher gab es vorher noch eine lustige Geschichte, im schönsten Schwäbisch von ihr vorgetragen: Erna und Berta klagen sich wechselseitig das Leid des Älterwerdens. Die eine kann keine fünf Stücke Torte mehr am Morgen vertragen, der anderen macht der Kreislauf zu schaffen. Und die Ärzte heute... als junges Mädchen und auch noch als junge Frau habe man ganz andere Untersuchungserlebnisse gehabt und heute - wolle der Doktor nur noch die Zunge anschauen.
Nachdem alle ausreichend gestärkt waren, kam der Referent, Polizeioberkommissar Detlef Langer, Präsidium Ludwigsburg, Arbeitsbereich Böblingen, dazu. Seit 17 Jahren ist er mit der Prävention von Straftaten befasst. Dazu gehört auch die Information zu allen möglichen Bereichen. An diesem Nachmittag also "Sicheres Wohnen". Leider ein Thema, denn weder das mosaische Gesetz (s. o.) noch das Strafgesetzbuch heutiger Zeit stellten und stellen für manche eine unüberwindbare Hürde dar, Verbotenes zu tun. Der Referent vermochte es, das ernste Thema unterhaltsam, anschaulich und keineswegs oberlehrerhaft, wozu sicher auch der Gebrauch der schwäbischen Mundart beitrug, einem aufmerksamen Publikum nahezubringen. Der nachfolgende Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, zumal der Chronist etwas früher ging. Er fürchtete um seine Nachtruhe angesichts der Schwachstellen der eigenen Bleibe, die ihm schon bis zu diesem Zeitpunkt schmerzlich bewusst gemacht worden waren...
Bei mir ist nicht viel zu holen, könnte mancher denken. Dabei aber außer Acht lassend, dass auch Kleinvieh Mist macht. Daher ist es verkehrt, dem sicheren Wohnen keinen Wert beizumessen. Meist sind es Täter, die in kurzer Zeit viele Objekte heimsuchen. In der Summe ergibt ein nur kurzer Einsatz in einem überschaubaren Gebiet einen durchschnittlich für den Einzelnen hohen Stundenlohn. Und das noch unversteuert. Etwas Bargeld, etwas Schmuck, alles, was sich leicht mitnehmen lässt, und summa summarum lohnt es sich dann doch für die Einbrecher. Abgesehen vom diesem materiellen Schaden, der sich vielleicht noch verschmerzen lässt und in aller Regel auch zumindest teilweise durch eine Versicherung abgedeckt ist, bleibt das unbehagliche Gefühl, dass der Satz "My home is my castle." so für einen selbst nicht mehr gilt. Das Zuhause ist keine uneinnehmbare Festung. Man fühlt sich nach einem Einbruch als Geschädigter in den eigenen vier Wänden nicht mehr wohl.
Was also tun: Oberstes Gebot - nie, sollte man jemanden auf frischer Tat antreffen, zur Gegenwehr ansetzen. So schwer es auch fällt, den Täter gewähren lassen, ihn bloß nicht aufhalten. Alles andere kann nur zur Eskalation führen und letztlich Leib und Leben gefährden, obwohl der Einbrecher das eigentlich nicht will. Das sollte man verinnerlichen, um in der konkreten Situation mit dem Verstand und nicht mit dem Bauch reagieren zu können.
Unterschiedliche Gefährdungslagen gibt es. Ortsrandlage oder geschlossene Bebauung fürs eigene Heim? Letztere meidet der Einbrecher besser, denn da könnte es eher einen wachsamen Nachbarn geben. Und da heutzutage weniger mit schwerem Gerät gearbeitet wird, der Kuhfuß ist beim Transport viel auffälliger als ein Schraubenzieher, kann der Übeltäter gut per pedes kommen. Er muss nicht mit dem Auto vorfahren und die Gefahr in Kauf nehmen, über dessen Kennzeichen eventuell doch ausfindig gemacht werden zu können. Eine gefährdete Wohnlage ist daher wegen des schnellen Fluchtwegs für einen Fußgänger auch die in der Nähe zur S-Bahnhaltstelle. Und wenn man zu mehreren auf Beutezug geht, kommt man zwar gemeinsam in einem Pkw. Dann wird gern in der Nähe einer Autobahnauffahrt "gearbeitet.", wo man das Fahrzeug abstellt, damit schnelles Entkommen sicher ist.
Was also tun - es gibt jede Menge Möglichkeiten, ältere Fenster und Türen (fast) einbruchssicher nachzurüsten so wie es Angebote für Neubauten gibt, die meist nur solche Einbauelemente vorsehen. Aber was ist sinnvoll? Die technischen Details sollte man sich durch einen Fachhandwerker erläutern lassen, der seriös berät und nicht nur darauf bedacht ist, seinen Umsatz zu maximieren.
Sonstige Vorsichtsmaßnahmen? Meist hilft schon ein wenig nachdenken. Keine offen stehende Balkon- oder Terrassentür, wenn ich zwar zu Haus bin, mich aber nicht in dem entsprechenden Zimmer aufhalte. Wie leicht kann ich sonst von dem einen Täter, der an der Haustür klingelt, abgelenkt werden, während der Komplize einsteigt und nimmt, was er kriegen kann. Normale Jalousien sind als Sonnenschutz nützlich, schützen aber keineswegs vor Einbruch (da braucht es ganz besondere, die für den Normalverbraucher unbezahlbar sind). Während längerer Abwesenheit lockt man durch dauerhaft heruntergelassene Einbrecher nur an. Allenfalls schützt man so lichtempfindliche Zimmerpflanzen vorm Eingehen. Aber nicht sonstiges Hab und Gut vor Einbruch.
Und es gibt unterschiedlich einbruchsgefährdete Zeiten im Jahr. Wenn die Tage lang sind, dann reduziert das die Einsatzzeiten der Diebe. Es gilt: Günstig sind zum "Arbeiten" die Monate mit einem "r", die ohne (Mai bis einschließlich August) lässt man besser aus (als Einbrecher).
So viel zu diesem informativen, alles andere als langweiligen Nachmittag. Einen herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen beigetragen haben.