In den Gemeinden Ammerbuch-Pfäffingen, Bondorf und Herrenberg finden Gottesdienste mit den Besuchern aus dem Schwarzwald statt
Am vierten Januarsonntag gab es für fünf Bezirksamtsträger im Apostelbereich Freiburg/Tübingen etwas weitere Anfahrtswege zum Gottesdienst als gewohnt: Bezirksältester Klaus von Bank fuhr nach Schopfloch und Bezirksältester Werner Lampprecht nach Tonbach. Derweilen begaben sich aus dem Bezirk Freudenstadt dessen Leiter Roland Seefried nach Herrenberg und seine beiden Stellvertreter nach Ammerbuch-Pfäffingen (Claus Morlok) bzw. Bondorf (Markus Haist). Dort war auch die Nachbargemeinde Mötzingen eingeladen.
In Bondorf spielte schon vor dem Gottesdienst unter der Leitung von Simone Wießner eine Instrumentalgruppe, Flöten und Streichinstrumente. Markus Haist stellte zu Beginn die Frage, wie das denn so ist, wenn man neu irgendwo hinkommt, sich wechselseitig nicht kennt? Antwort: Man stellt sich üblicherweise vor. Was hier und heute nebensächlich ist, denn für alle Gottesdienstbesucher geht es um ein und dasselbe: Herr, rede du mit uns! Um das empfinden zu können, bedarf es des Glaubens daran, dass es der Geist Gottes ist, der zu uns redet. Dazu braucht es offene Herzen. Die sorgfältig darauf achten, wen und was sie in sich hineinlassen, wem sie ihre Tür öffnen.
Den Inhalt des Gottesdienstes bestimmte in Bondorf wie auch in Ammerbuch-Pfäffingen und Herrenberg ein altvertrauter Text aus dem Matthäusevangelium (Mt 11,29): "Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen." Angesprochen werden damit "...alle, die ihr mühselig und beladen seid; ..." (Mt 11, 28) Alle, so wie ihr seid. Mit euren Problemen - Schule, Beruf, Familie...Und die ihr Mühe habt, selig zu werden. Ich will euch Mut machen. Vergesst bei allen Sorgen, die kommen werden, nicht Jesus` Zusage, besonders herausgestellt in diesem Gottesdienst, dass er zu uns steht.
"Nehmt auf euch mein Joch...", das bedeutet nicht, dass es keins mehr geben soll. Schließlich hat das Joch durchaus eine nützliche Funktion - es bündelt und lenkt Kräfte. Aber, es kann ein Joch geben, das so schwer ist, so niederdrückt, dass es auch beim besten Willen nur eine schwere Last ist, die verhindert, dass Kräfte positiv wirken. Ein Bild für die vor Jesus` Zeit geltenden Gesetze, Vorschriften, Maßstäbe. So viele und so kompliziert, dass sie auch den Gutwilligsten überforderten. Anders bei Jesus: Er hat gezeigt und vorgelebt, was wie zu tun ist. Und dass das auch zu schaffen ist. Daran will ich mich orientieren.
"... denn ich bin sanftmütig..." Heißt, aus Liebe zu handeln. Wenn sie nicht dabei ist, man denke an ihre im Hohen Lied geschilderten Eigenschaften, dann ist alles nichts wert. Sie ist nichts Abstraktes. Vielmehr bringt sie das Evangelium, die Frohe Botschaft, ins praktische Leben, in den Alltag hinein. Haist verwies auf das gemeinsam gesungene Eingangslied "Herr, mein Leben, es sei dein, ..." (Gesangbuch der Neuap. Kirche Nr. 373, Text Frances Ridley Havergal, 1836 - 1879) Dieses Versprechen einzuhalten, das im Liedtext in vielen einzelnen Zusagen an Gott konkretisiert wird, so detailliert, dass einem beim Singen leicht unbehaglich werden kann, fordert den ganzen Menschen.
"... und von Herzen demütig; ..." , das ist nicht gleichzusetzen mit "Kriechertum", Unterwürfigkeit. Demut bedeutet, sich bewusst zu sein, Gott Ist der Schöpfer. Und nicht der "Erfüllungsgehilfe" unserer persönlichen Wünsche. Worum beten wir? Jesus zum Beispiel, er war sich bewusst, Gottessohn zu sein. Aber immer schätzte er den Vater höher. Er hat das rechte Beten gelehrt, zum Beispiel das Vaterunser. Wenn Gott nur "unsere Forderungsliste abarbeiten soll", dann werden wir vom Ergebnis maßlos enttäuscht sein. Denn Er kann machen, was Er will. Haist verwies auf Psalm 115. "Gott allein die Ehre" ist der überschrieben. "Unser Gott im Himmel, er kann schaffen, was er will." (Ps 115, 3) Zur Demut gehört Dankbarkeit. Wenn Konfirmanden mit ihrem Gelübde die Verantwortung für ihren Glauben übernehmen, die zuvor ihre Eltern hatten, dann könnte das ein Anlass sein, mal aufzuschreiben, was die denn bis zu diesem Zeitpunkt für ihre Kinder getan haben. Selbst seinerzeit vor diese Aufgabe gestellt, fiel dem Bezirksevangelisten erst mal nichts ein dazu. Leeres Blatt... Ist der Anfang aber gemacht, dann - findet sich kein Ende.
Vergeben können, auch das gehört dazu, um Ruhe für die eigene Seele zu finden. Wie oft muss ich auf den Nächsten zugehen? In Zahlen nicht zu messen. Immer wieder und wieder.
"Das Joch, das Jesus auferlegt, drückt nicht nieder. Eine gewaltige Aufgabe ist es, aber eine erfüllbare. Jesus musste wie wir auch gegen das Böse ankämpfen. Den Angeboten des Teufels eine Absage erteilen. Können wir das? Allem eine Absage erteilen, was vom Bösen kommt? Womit sich der Kreis zum Beginn schließt: Es ist an uns, wem wir unsere Herzenstür öffnen. Wenn wir Mühe haben selig zu werden, aber auch, wenn wir auf `Wolke 7` sitzen - das Ziel nicht aus den Augen lassen. Im letzteren Fall bloß nicht die Bodenhaftung verlieren. Dann werden wir gemeinsam das Ziel erreichen."
Alexander Schade, Vorsteher der Gemeinde Mötzingen, stellte fest: Eine schwierige, aber lösbare Aufgabe, die uns gestellt ist. Immer wieder gibt es "Lehrstunden", die aber nur dann etwas bewirken, wenn wir die richtige Einstellung haben. Das, was Jesus gelehrt hat, in die Praxis umsetzen. Leicht gesagt und schwer getan. Aber für das, was wir nicht schaffen, gibt es auch immer wieder Gnade. "Ich wünsche mir, dass wir zunehmen am Wesen und der Weisheit unseres Seelenbräutigams, im Bewusstsein, dass ihm allein die Ehre gebührt."
Gemeindevorsteher Joachim Kienle, Bondorf, fasste noch einmal zusammen: Lehrstunden haben immer den Touch des erhobenen Zeigefingers. Anders bei Jesus, der sagt, ich bin euer Vorbild. Versucht, dem zu folgen. Und ihr braucht keine Sorge zu haben, dass ihr versagen könntet. Ich bin gnädig. Er konnte das, was gefordert ist, perfekt vorleben. Aber, da er selbst als Mensch über diese Erde gegangen ist, weiß er auch um dessen Schwierigkeiten. Wenn wir uns ernsthaft bemühen, nach Jesus` Vorbild zu leben, dann werden wir zur Seligkeit kommen. "Ich möchte wenigstens einen Schwerpunkt aus einem Gottesdienst mit in die kommenden Tage nehmen, der mir Kraft gibt bei allem, was zu bewältigen ist."
Vor der Feier des heiligen Abendmahls ging es um die Fehler, die wir uns immer wieder zuschulden kommen lassen und die Gott bereit ist, zu vergeben. Egal, was Menschen dazu meinen könnten. Es gelingt nicht immer in allen Dingen, erfolgreich gegen das Böse anzukämpfen. Mit einem leichten Schmunzeln wurde in dem Zusammenhang Wilhelm Busch zitiert (Epilog zu "Die fromme Helene"): "Das Gute - dieser Satz steht fest - ist stets das Böse, was man lässt."
"Herzlichen Dank für eure Gebete und für eure offenen Herzen. Noch einen schönen sonnigen Sonntag. (Das war er wirklich, zweistellige Minustemperaturen, aber freie Straßen in einer wunderweißen Winterlandschaft, so dass auch weitere Anfahrtswege, s. o., mehr Lust als Last waren.) Ich nehme den heutigen Tag mit in den Alltag hinein im Wissen, dass wir Gottes Kinder sind."
Der gemischte Chor, Leitung Marc Stegmeyer, machte den musikalischen Abschluss:
"In Ehrfurcht will ich vor dich treten, herzinnig dir mein Danklied weihn,
will neu um deinen Segen beten, ganz deiner Hut befohlen sein."
(Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 133, Vers 4, Text Gerhard Schumpp, geb. 1946)
Womit - fast - Schluss war. Nur fast, denn jetzt hatte Gemeindevorsteher i. R. Hans-Jürgen Stegmeyer noch ein Anliegen: Bislang habe sich die Gelegenheit dazu noch nicht ergeben, hieß es zu Beginn seiner Ansprache. Er schulde "seiner" Gemeinde noch ein ganz großes "Danke" für ihre Gaben anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand am 1. Januar 2017. Nicht nur für das Materielle, die Geldspende, die er für einen ganz besonderen Zweck verwenden werde. Ganz besonders habe ihn das mit viel Liebe zusammengestellte Album über seine Tätigkeit als Gemeindevorsteher bewegt. Es sei für ihn der Abschluss dessen, was war. So könne er sich motiviert und aus dem Herzen heraus dem stellen, was die Zukunft bringt. Mit Ruhe und Gelassenheit herausfinden, welche neuen Aufgaben in der Gemeinde er übernehmen könne. Als ein kleines "Danke" wurden alle zu einem Umtrunk im Untergeschoss der Kirche eingeladen.
Zum Gottesdienst in Ammerbuch-Pfäffingen schreibt Gemeindevorsteher Walter Seidt:
Anlässlich des Bezirksämteraustauschs bekam die Gemeinde Pfäffingen lieben Besuch aus dem Schwarzwald. Der stellvertretende Vorsteher des Bezirks Freudenstadt, Claus Morlok, diente der Gemeinde. Gleich am Anfang seines Dienens machte er deutlich, dass wir alle, so unterschiedlich unsere Verhältnisse auch sind, immer uns auf Gott, unseren himmlischen Vater, verlassen können. Er kann alles, er weiß alles. Die Aussage im Bibelwort “Nehmt auf euch mein Joch” ist auch kein Widerspruch zum voranstehenden Vers, wo Jesus auffordert, zu ihm zu kommen, damit er erquicken kann. Das Joch, so der Bezirksevangelist, ist ja nicht die eigentliche Last, die zu tragen ist, sondern damit werden vielmehr die Kräfte derer, die sich unter dieses Joch begeben, gebündelt. Dies bedeutet, unter dem Joch Christi dürfen wir uns der Kraft und des Beistands Jesu sicher sein. Die weitere Aufforderung in unserem Bibelwort “Lernet von mir” bedeutet für uns, dass Jesus auch weiterhin unser Lehrer und Vorbild sein soll. Er lehrte nicht nur mit Worten, sondern handelte auch entsprechend und war daher absolut auch glaubwürdig. Er lehrte seine Zeitgenossen die Liebe, die Demut, die Versöhnung und das Beten. Diese Lehre hat von ihrer Bedeutung bis heute nichts eingebüßt, sondern ist zeitgemäßer denn je. Wenn wir uns an diesen Tugenden orientieren und entsprechend handeln, werden wir wahren Frieden haben und Ruhe finden für die Seele.
Von Gemeindeevangelist Carsten Dehner kam der folgende Bericht:
Gottesdienst mit dem Leiter des Kirchenbezirks Freudenstadt in Herrenberg
Bezirksältester Roland Seefried „Jesus Christus überzeugte als Lehrer vor allem dadurch, dass Wort und Werk übereinstimmten“
Draußen klirrende Kälte mit minus 13 Grad Celsius, innen ein wohlig warmes weil gut gefülltes Kirchenschiff – größer hätte der Temperaturunterschied für die Mitglieder der Kirchengemeinden Herrenberg, Gärtringen, Nebringen, Nufringen und Öschelbronn kaum sein können. Die neuapostolischen Christen waren am Sonntag, 22. Januar 2017 in der Herrenberger Kirche aus einem besonderen Anlass zusammengekommen: der Bezirksvorsteher des Kirchenbezirks Freudenstadt, Bezirksältester Roland Seefried, besuchte die Gemeinde.
Aus dem vorgelesenen Bibelwort griff Seefried in seiner Predigt eine Aussage heraus: "Lernt von mir!" Jesus Christus ist als wahrer Gott und wahrer Mensch als Lehrer aufgetreten. Sein Leben soll deshalb beispielgebend für uns sein. Jesus Christus habe mit göttlicher Autorität gelehrt. Besonders in der Bergpredigt komme das zum Ausdruck. Dort habe Jesus mit den kraftvollen Worten „Ich aber sage euch...“ seine göttliche Vollmacht unterstrichen. „Jesus lehrt uns, in Liebe zu handeln, Versöhnung zu üben, zu beten, demütig zu sein und gegen das Böse zu kämpfen“, erklärte der Bezirksälteste.
In weiteren Predigtbeiträgen ging der Vorsteher der Gemeinde Herrenberg, Hirte Klaus Giringer, auf die Bibelworte ein „Nehmt auf euch mein Joch […]. Denn mein Joch ist sanft“ (vgl. Matthäus 11, 29. 30). „Das Joch Jesu ist sanft, weil er das, was er von uns verlangt, zuvor getan hat. Wir müssen nur das tun, was er getan hat.“ Und Evangelist Carsten Dehner, stellvertretender Vorsteher der Gemeinde Herrenberg, zitierte den Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi „Erziehung ist Vorbild und Liebe“. Jesus Christus sei ein vollkommener Lehrer, weil er in Liebe gelehrt und seine Lehre vorgelebt habe.
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von Chorliedern und Gemeindegesang. Der Chor wurde aus den Chorsängern der Gemeinden Herrenberg, Gärtringen, Nebringen, Nufringen und Öschelbronn unter der Leitung von R. Kohfink gebildet. Den Gemeindegesang begleitete R. Lutz an der Orgel.