Eine volle Kirche, außen verschneit und innen Aufbruchsstimmung mit neuen Ideen für 2017; Veränderungen in der Jugendorganisation
"Ich glaube fest, dass alles anders wird,
wenn uns die Liebe immer weiterführt.
Ich glaube fest an eine neue Sicht,
wenn bald im klaren Licht ein neuer Tag anbricht."
Unter vielen anderen war dies eins der Lieder (Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 332, Text Martin Bogdahn, geb. 1936), die der Jugendchor unter der Leitung von Friederike Huber sang. Die erste Chorprobe war am Freitagabend zuvor, eine weitere noch vor dem Gottesdienst am frühen Sonntagmorgen gewesen. Nicht umsonst, Zeit und Mühe kostet das schon, aber auch nicht vergeblich. Wunderschön haben sie gesungen. Bezirksvorsteher Klaus von Bank leitete den Gottesdienst in einer Kirche, in der es nur noch einen freien Stuhl gegeben haben soll, denn rund hundert BesucherInnen waren gekommen. Jugendliche auch (nein, sie machten schon den Hauptanteil aus), dazu Jugendleiter, ein paar Vorsteher, der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Werner Lampprecht, der dort für die Angelegenheiten der Jugendlichen zuständig ist, es auch bleibt, aber mit neuer Unterstützung und Entlastung von Vielem. Dazu später mehr.
Einen Text aus Paulus` Brief an die Epheser hatte K. von Bank zu Beginn des Gottesdienstes verlesen (Eph 2, 18): "Denn durch ihn haben wir alle beide, in einem Geist den Zugang zum Vater." Der Bezirksvorsteher erläuterte den Kontext, der sich auch aus der Überschrift des zweiten Kapitels ergibt: Die Einheit der Gemeinde aus Juden und Heiden. Jesus, als Jude geboren und aufgewachsen, wollte eine neue Kirche. Die auch die Heiden umfasste. Letztere waren nicht jüdischen Glaubens, der nur einen einzigen Gott kannte, sondern verehrten unterschiedliche Götter. Die Jünger und späteren Apostel sollten aber allen Völkern, aller Kreatur, das Evangelium predigen. Petrus bekam insoweit himmlische "Nachhilfe", die ihn erklären ließ, dass er nun erkannt habe, Gott sieht nicht das Äußere, nicht die Person an.
Was bedeutet das für uns heute, was ist unser Auftrag? Wir dürfen mithelfen, das Evangelium zu verbreiten. Gerade zu Beginn eines neuen Jahrs wie jetzt im Januar 2017 kann man sich die Frage stellen, was ist unsere Aufgabe in der Zukunft? Unseren Glauben leben und ihn bekennen. Wie ist unser Verhältnis zu Gott? Da gibt es so manchen, der möchte an Gott glauben. Aber wenn man so die irdischen Verhältnisse betrachtet, dann kommt schon der Gedanke, kann es ihn geben? Er hat doch die Verhältnisse nicht richtig im Griff. Meint es nicht wirklich gut mit den Menschen, denn sonst dürfte doch dieses und jenes gar nicht sein. Wir wollen uns dadurch nicht irritieren lassen. Gott ist unser himmlischer Vater, dem wir entsprechend dem Jahresmotto neuapostolischer Christen für 2017 alle Ehre geben und dem nichts unmöglich ist.
Die besonderen Schwerpunkte neuapostolischen Glaubens wurden aufgezeigt: die Naherwartung der Wiederkunft Jesus`, ein Glaube an ein Leben in der jenseitigen Welt, in der schon jetzt dem, der es will, das Heil durch die Sakramente zuteilwerden kann. Die Apostel heute, die in Jesus` Namen wirken . Jesus damals hat seine Jünger zu Aposteln bestimmt, die in seinem Namen tätig sein sollten. Was in der Urkirche galt, kann heute nicht anders sein, es muss Apostel geben.
Aus einem festen Glauben fließen dem Menschen Kräfte zu. "Konzentrieren wir uns auf den Mittelpunkt unseres Glaubens, den Sohn Gottes. Er ist unser Heil, aus dem alles kommt." Die Replik darauf kam von Chor und Klavier, gespielt von Jan-Thilo Bayer, der auch an der Orgel den Gemeindegesang begleitete. Es erklang das eingangs zitierte Lied: "Ich glaube fest...".
Die Veränderungen im Bezirk bestimmten (mit einer Ausnahme) die Auswahl derjenigen, die gebeten wurden, einen Beitrag zum Gottesdienst zu leisten. Das war zunächst Carsten Dehner, Gemeindeevangelist in Herrenberg und jetzt beauftragt, als Jugendleiter für den Bezirk tätig zu sein. Wie er zu Beginn sagte, freue er sich auf die neue Aufgabe "Jugend" im Bezirk. Er sei bereits zuvor in Aalen und Tübingen Jugendleiter gewesen. Den Glauben bekennen, aber wie? , ging er auf das Thema des Gottesdienstes ein. Da kann man im Gespräch mit Arbeitskollegen schon mal von ganz allein, aus welchem Anlass heraus auch immer, auf Glaubensfragen kommen. Ihm ging es so in der letzten Adventszeit. Man tauschte sich darüber aus, wie man diese besondere Zeit im Kirchenjahr so erlebt. Schnell ist man dann beim Erzählen vom eigenen Glauben. Um den zu bekennen, muss man weder Bibel noch Katechismus auswendig parat haben. Es genügt, zu vermitteln, dass wir ein bestimmtes Glaubensziel haben, zu einer Kirche gehören, in der auch heute Apostel wirken, dass Jesus mein Freund ist. "Der Glaube ist ein Teil meines Lebens, den lebe ich und das ist mir wichtig."
Es folgte ein Diakon aus Nufringen, der jetzt gemeinsam mit einem Diakon aus Gärtringen das Jugendorganisationsteam bildet. Das Neue daran ist, dass aus einer ursprünglichen Dreier-Mannschaft nun ein Duo geworden ist, denn der "dritte Mann" ist in einen anderen Kirchenbezirk verzogen und wurde nach dem Gottesdienst mit herzlichem Dank verabschiedet. Am Vortag, so der Diakon aus Nufringen, habe er sich bei der Vorbereitung auf den Gottesdienst überlegt, womit er die Jugendlichen "packen" könne - es wollte ihm nicht der richtige Gedanke kommen. Das geschah erst auf der Fahrt zum Gottesdienst: "Mit dem Herrn fang alles an..." (neuap. Gb Nr. 32, Text Christoph C. Hohlfeld, 1776 - 1849). Dieses Lied war später zu Beginn des Gottesdienstes gemeinsam gesungen worden. Er warf die Frage auf, ob wir bereit sind, unser Wissen, unsere Erfahrungen in Glaubensdingen auch mit anderen zu teilen? Aufgezeigt wurde das an einem Beispiel: Wenn ich erfahren habe, dass es für eine ausgefallene Krankheit einen Spezialisten gibt, der helfen kann, dann gebe ich mein Wissen doch an den weiter, der auch auf diese ganz bestimmte medizinische Hilfe angewiesen ist. "Mich bringt es weiter, wenn sich die Gelegenheit im Alltag ergibt, über meinen Glauben zu sprechen, und andere möglicherweise auch."
Ein Priester aus Rottenburg, lange Zeit schon Jugendleiter, wunderte sich anfangs, wieso er in die Rubrik "Veränderungen" gefallen sei und einen Beitrag zum Gottesdienst leisten solle? Er sei doch nun seit Jahren eine Konstante und keineswegs eine Neuerung. "Aber, auch die Konstante bedarf immer wieder der Erneuerung. Bedeutet auch, sich selbst immer wieder von Neuem zu motivieren. Da gab es mal ein Konfirmationsgelübde. Ist das immer noch präsent? Ihr sollt gemeinsam eine schöne Jugend- und Glaubenszeit haben. Glücklich dabei sein und das auch ausstrahlen. Ich freue mich, mit euch dabei sein zu können."
Dem Bezirksvorsteher war zum Thema "Konstante - Veränderung" aus eigener Erfahrung etwas in den Sinn gekommen. U. a. war er auch in Rottenburg Gemeindevorsteher. Sein Amtsvorgänger macht ihm seinerzeit Mut für die neue Herausforderung: "Du musst nicht alles so machen wie ich. Es muss nur genauso gut sein." Der heutige Bezirksvorsteher drückte seine Freude darüber aus, dass es nun neue Kräfte im Bezirk gibt, die etwas tun. Noch einmal wurde der Text des Lieds zitiert, ich glaube fest, dass alles anders wird, und daran die Hoffnung geknüpft: Vielleicht wird es ja nicht nur gleich gut wie vorher, sondern sogar besser?
Danach noch eine "Neuerung", nicht nur für die Jugend, sondern für den gesamten Kirchenbezirk: Die Gemeinde Bondorf hat einen neuen Gemeindevorsteher. Priester Joachim Kienle freute sich, nach 20-jähriger Unterbrechung wieder Teilnehmer eines Jugendgottesdienstes sein zu können. Doch nicht nur anstrengend, eine solche neue Aufgabe. Sie gibt auch Gelegenheit zur Teilnahme an Gottesdiensten mit Jugendlichen. In einer solch schönen Gemeinschaft darf man feststellen, nein, du stehst nicht allein auf weiter Flur und musst zusehen wie du zurechtkommst. "Jesus hat immer wieder betont, dass niemand allein selig werden kann. Die Gemeinschaft ist unser Schatz." Und wer sich nicht gerade "so eng" damit fühlt, der sollte daran arbeiten, zurückzukommen. "Ich nehme den Schwung von heute mit in meine Gemeinde, für meine Aufgabe dort. Und freue mich darauf, wieder mal bei einem Jugendgottesdienst sein zu können."
Der Bezirksvorsteher zitierte noch einen früheren deutschen Außenminister, demzufolge Veränderung das einzig Dauerhafte in unserem Leben ist. "Es muss weitergehen und es geht weiter. Und wir dürfen auch weiter unseren Gott erleben." Vor der Feier des heiligen Abendmahls hieß es: "Man kann nicht alles bis ins Letzte analysieren. Manches lässt sich auch fühlen. Ein Liebespaar macht auch keine Checkliste mit Pro und Contra, für oder gegen die Beziehung. Man fühlt es einfach mit Herz und Seele, ob und dass es stimmt."
Im Anschluss an den Gottesdienst sollte es eine Präsentation der geplanten Aktivitäten im Jahr 2017 geben, bevor dann der gemütliche Teil - open end - folgen würde, erläuterte K. von Bank das weitere Programm. "Alles Gute für die kommende Zeit und die neuen Aufgaben. Dafür beten wir um Gottes Hilfe und seinen Segen dazu."
Es folgte ein allerletzter musikalischer Vortrag. Dieses Mal ein rein weiblicher, vom Gesang bis zur begleitenden Pianistin, so dass der eigentlich unverzichtbare Jan-Thilo Bayer seinen Platz auf dem Klavierstuhl räumen musste. Meisterte er wie alles andere auch in gewohnt souveräner Art. Ein Quintett besang in englischer Sprache das große "Halleluja" Gott gegenüber, das im Diesseits wie im Jenseits in allem zu hören ist, wenn man sich darauf einlässt.