Liveübertragung in die Tübinger Kirche für die Glaubensgeschwister dort sowie die aus Pfrondorf und Ammerbuch-Pfäffingen
"Gott ist wie ein Regenbogen..."
Im Foyer der Kirche hatten sich vor dem Gottesdienst rund 15 Jungen und Mädchen vom Kinderchor des Bezirks mit ihrer Dirigentin, Simone Wießner aufgestellt, im Hintergrund das Klavier mit Jan-Thilo Bayer als Spieler. Ganz still warteten sie, bis endlich der Bezirksapostel eintraf. Der wünschte allen ein frohes neues Jahr und bewunderte erst einmal das frühe Aufstehen der Kinder nach einer langen Silvesternacht. Und singen konnten sie auch noch: "Ich bin so froh, dass ich ein Gotteskind bin..." Und warum froh? In vielen Versen wurde versucht, Gottes Eigenschaften in Worte zu kleiden. Vergleiche gab es, u. a. mit einer warmen Jacke, die schützt, mit Regen, der die Erde nicht verdursten lässt, aber auch mit Blitz und Donner verbunden sein kann. Gott sorgt für Samenkörner "in meiner Hand", die versprechen, für meine Nahrung zu sorgen, und, wenn alles zusammenbricht, dann ist Gott auch ein Rettungsboot. "Vielen Dank, das habt ihr klasse gemacht. Ein toller Text und super gesungen!" hieß es, bevor dann nach gebührendem Applaus auch noch etwas Sonntagsschule am relativ frühen Feiertagsmorgen stattfand. Frage von Seiten des Bezirksapostels, wie man Gott beschreiben kann. Ihn, den wir manchmal in diesem und jenem sehen. Aber doch letztlich nicht verstehen können, wie, wo, warum er so ist. Und trotzdem das Wissen haben: Gott ist da. Was also ist er für uns, wie nannte Jesus ihn? Vater. So dürfen wir ihn auch sehen. "Einen lieben Papa, da wollen wir mal den in der Vorstellung bei Seite lassen, dem gelegentliche Strenge nachgesagt wird. ", hieß es schmunzelnd, bevor M. Ehrich sich bei jedem Kind und den anderen beim Vortrag Mitwirkenden einzeln bedankte.
"Gott aber, unserm Vater, sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen." (Phil 4, 20), so lautete das zu Beginn verlesene Bibelwort. Anknüpfend an das gerade verklungene Lied, das der gemischte Chor gesungen hatte, in dem es heißt: "Ich glaube fest, dass Gott die Liebe ist..." (Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 332, Vers 2, Text Martin Bogdahn, geb.1936), begann der Bezirksapostel: "So möge es in unser aller Herzen stehen."
Neujahr - davor liegt Silvester, der Tag, an dem zurückgeblickt wird. Zuerst mit Dank für das vergangene Jahr, auch wenn da nicht alles nach eigenen Wünschen geschehen ist. M. Ehrich ging besonders auf die als Vorsteher in den Gemeinden tätigen Amtsträger ein. Sie gehen den ihnen anvertrauten Glaubensgeschwistern voran. Nein, nicht allein, sondern von vielen unterstützt. Meist geschieht das im Stillen. Es sind viele kleine Liebesdienste, die aber nicht hinweg zu denken sind. Und wer nicht mehr mit anpacken kann, der ist anderen Vorbild in Sachen Glaubensstärke und -erfahrung. Der betet für gutes Gelingen all dessen, was in einer Gemeinde zu leisten ist. Ein Blick aufs Geschehene im vergangenen Jahr, trotz vieler Sorgen und Probleme, der optimistisch in die Zukunft gehen lässt, in der wieder viel zu tun sein wird. "Danke für euren Einsatz!"
Auf das eingangs verlesene Bibelwort eingehend hieß es weiter: Was ist eigentlich unsere Bestimmung? Geistiges ist schwer in Worte zu fassen. Jesus` Wiederkunft ist so wirklich, konkret nicht vorstellbar. Wie wird es in der Herrlichkeit sein, in ewiger Gemeinschaft mit Gott? Nicht konkret vom menschlichen Vorstellungsvermögen zu fassen. Dann in Ewigkeit Gott loben, preisen, danken, verherrlichen ist unsere Bestimmung. Was soll das sein? Es ist nur ein untauglicher Versuch, in Worte zu kleiden, was letztlich den Glauben daran erfordert.
Nehmen wir als Beispiel Gottes Sohn. Sicherlich hochbegabt. Er konnte sich mit Pharisäern und Schriftgelehrten auseinandersetzen und die zogen den Kürzeren dabei. Das war für ihn "nebenbei". Obwohl Gottessohn, Teil der Gottheit, gab er immer seinem Vater die Ehre. Je mehr wir Jesus` Wesen annehmen, desto mehr werden wir unserer Bestimmung gerecht. Als ein Herzensanliegen. Und erkennen Gottes Größe. Die des Allmächtigen und Allgegenwärtigen. Der deine Vergangenheit und deine Zukunft kennt. Sich auf die ewige Bestimmung vorzubereiten, bedeutet, ihn schon heute zu preisen und zu verherrlichen.
Dazu gehört auch der Dank für seine Gaben. Wir feiern Erntedank. Im Bewusstsein seiner Zusage, dass Saat und Ernte nie aufhören. Menschlicher Unvollkommenheit ist es zuzuschreiben, dass es trotzdem nicht für alle reicht. Abertausende verhungern. Gott hat uns drei Sakramente geschenkt, seinen Sohn mit der Frohen Botschaft des Evangeliums geschickt. Was machen die Menschen daraus?
Die Würde des Menschen respektieren. Jeder Mensch ist ein von Gott gewolltes und geschaffenes Wesen. Womit sich die Antwort auf die Frage, ob die Beachtung der Menschenwürde in einem Staatswesen Verfassungsrang hat oder nicht, von selbst ergibt. Jesus hat sein Kreuz auf sich genommen. Für andere. Für jeden. Ihm nachfolgen heißt auch, auf andere zugehen können. In Versöhnungsbereitschaft. Auch für den eigenen Nächsten ist Jesus gestorben. Gott hat den Menschen als die Krone seiner Schöpfung geschaffen. Die er uns anvertraut hat. Wie gehen wir damit um, auch mit unseren eigenen Ressourcen, unserer Gesundheit zum Beispiel?
M. Ehrich zitierte den Psalmisten: "Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen." (Ps 40, 9). Gottes Willen gern tun. Eine große Herausforderung. Besonders, wenn der eigene Wille divergiert. Wer Gottes Gesetz im Herzen trägt, hat den Antrieb, entsprechend zu handeln. Wer ihm die Ehre gibt, wird mit ihm auch Siege erringen. Das Jahresmotto 2016 lautete: Siegen mit Gott. Und wird 2017 ergänzt durch: Ihm die Ehre geben.
Es gilt die Verheißung, Miterbe Christi zu sein. Sich das bewusst machen. Erbe wird man nicht durch eigenes Verdienst. Ein irdisches Bild: Die erste Generation schafft etwas, baut etwas auf, kann der folgenden etwas hinterlassen. Was möglicherweise dann in dritter und vierter Generation eine solche Selbstverständlichkeit ist, dass diese Erben den Wert nicht mehr zu schätzen wissen. Ihr Erbe verschleudern. Jakob und Esau. Ersterer konnte, wenn auch nicht mit ganz seriösen Methoden, dem anderen dessen Erstgeburtsrecht entziehen. Dem fehlte in dieser Situation der Respekt vor dem ihm zugedachten besonderen Segen seines Vaters. "Lasst uns mit unserem Erbe, mit Jesus` Opfer, respektvoll umgehen. Lasst uns auch in diesem Jahr in Gedanken, Worten und Taten dem Herrn die Ehre geben!"
Hans-Dieter Zöphel, Bezirksevangelist (Villingen-Schwenningen), griff das auf und ergänzte in seinem Beitrag zum Gottesdienst: Gott die Ehre geben im Wissen, dass ohne Gnade alles nichts ist. Alles - Arbeit, viele Stunden lang, alles, was wir von Gott geschenkt bekommen haben, die sichtbare wie die unsichtbare Schöpfung. Das Gänseblümchen wie die Kartoffel, jeder Bruder, jede Schwester, unser Nachbar, alles ein Geschenk. Damit wirkungsvoll umgehen, etwas daraus machen. Sozusagen als Training fürs Tausendjährige Friedensreich. Was mir an Spitzenleistungen möglich ist, ist es doch nur, weil Gott mir gnädig ist. "Alles ist Gnade und ohne ist alles nichts. Lasst uns Gott die Ehre geben." Dabei andere nicht vergessen. Es gibt Glaubensgeschwister, die zum Teil Jahrzehnte lang fern geblieben sind. Ohne sich aufzudrängen, in Liebe versuchen, zu ihnen eine Brücke zu schlagen, das habe er sich fest vorgenommen.
Rainer Mayer, Vorsteher des Tübinger Nachbarbezirks Albstadt, griff das gerade verklungene Chorlied auf: "In Ehrfurcht will ich vor dich treten..." (Neuap. Chorliederbuch Nr. 133, Vers 4, Text Gerhard Schumpp, geb. 1946). Im Begriff Ehrfurcht steckt auch Gottesfurcht. im Wissen, dass er unbeirrbar bleibt in seinem Vorhaben. Unabhängig von unseren Fehlern und Schwächen. An uns ist es, seinen Willen umzusetzen. "Der Glaube ist die Kraft, die uns durchs Leben trägt. Wir können uns gegenseitig nur viel Freude und Erfolg dabei wünschen."
Vor der Feier des heiligen Abendmahls appellierte der Bezirksapostel noch einmal: "Dazu, Gott die Ehre zu geben, gehört auch, das Vaterunser mit ganzem Herzen zu sprechen. Dann können wir tiefsten Frieden empfangen."
Apostel Martin Schnaufer leitete zur Feier des heiligen Abendmahls für entschlafene Seelen über. Er erinnerte an Vorbilder im Glauben, die bereits in die Ewigkeit gegangen sind. Vorbilder, die uns demütig stimmen. Auch sie geben Gott die Ehre. Uns verbindet mit ihnen das gemeinsame Ziel, auf ewig bei Gott sein zu können. Er kennt keine irdischen Grenzen, die uns heute noch voneinander trennen, und er wird sein Werk vollenden.
Einen Wechsel gab es in der Gemeinde Bondorf. Evangelist Hans-Jürgen Stegmeyer, dort seit 25 Jahren Vorsteher, 46 Jahre als Amtsträger tätig, wurde in den Ruhestand verabschiedet. "Sein" Bezirksvorsteher, Klaus von Bank, würdigte ihn in einem Schreiben, aus dem der Bezirksapostel zitierte, als einen Amtsträger mit tiefer Erkenntnis, festem Glauben und Bekennermut. 25 Jahre habe er ihn an seiner Seite als Vorsteher im Bezirk Tübingen gehabt mit dem schönen Gefühl, dass die Gemeinde Bondorf bestens versorgt ist.
"Er hat Gott die Ehre gegeben. Sicher nicht fehlerlos, aber da sind wir eng beieinander.", so M. Ehrich. Ein Vorangänger, der Unvergängliches bewirkt hat. Mit sehr aktiver Unterstützung seiner Ehefrau. Der sicher auch als Ruheständler weiter mitwirken wird und seinem Nachfolger ein gut bestelltes Feld hinterlässt. Herzlichen Dank!
Letzterer ist Priester Joachim Kienle aus der Gemeinde Bondorf. Er wurde anschließend mit dem Amt des Vorstehers dort beauftragt. "Gott wird Ihnen den Segen geben, um den Sie ihn bitten. Eine Gemeinde ist kein `Selbstläufer`. Dabei sind Sie als Vorsteher nicht Wegweiser, sondern Vorangänger, der seine Mitamtsträger in der Gemeinde pflegt wie ein großer Bruder es tut. "Viel Freude, allen Himmelssegen und Dankbarkeit für eine Familie, die Ihr Amt mitträgt", wünschte M. Ehrich zum Schluss. Und versprach, dass das Amt des Gemeindevorstehers eine schöne Aufgabe ist.
Ganz zum Schluss waren noch einmal die Kinder "dran". Ein Lied mit einem großen Versprechen des himmlischen Vaters wurde gesungen: "Ich bin bei euch, alle Tage. Ich bin bei euch, keine Frage." Verschiedene Lebenssituationen wurden geschildert. Auch die, mit denen man nicht zufrieden sein kann. Dann trotz allem das Bewusstsein haben und die Sicherheit: Gott hat es gesehen. Gott ist in der Nähe. Dass die SängerInnen, die Dirigentin und der Pianist dafür mit Applaus von einer großen Gemeinde und einem großen "Danke" vom Bezirksapostel belohnt wurden, na klar.