... und dieses Mal gibt es eine finanzielle Unterstützung für die Notfallseelsorge im Landkreis Tübingen
Wieso...weshalb...warum?
Initiator war Priester Andreas Dürr, Gemeinde Tübingen. Er ist seit Jugendjahren ehrenamtlich und später auch beruflich in Sachen Rettungsdienst in des Wortes ursprünglicher Bedeutung, ganz konkret, unterwegs. Aber auch theoretisch mit Unterrichten in Erster Hilfe und vielem mehr. Inzwischen beim Landratsamt Tübingen tätig, ist er dort u. a. für die Lehrgänge zuständig, die im Rahmen der Feuerwehrgrundausbildung in erweiterter Erster Hilfe absolviert werden müssen. Dabei wird erheblich mehr Wissen vermittelt als in den "einfachen" Kursen, die z. B. für die Erlangung einer Fahrerlaubnis nötig sind und die heute (fast) jede/r schon mal absolviert (und meist vergessen) hat.
Bei seiner beruflichen Tätigkeit kam Dürr in Kontakt zu Protagonisten der Notfallseelsorge im Landkreis Tübingen, soweit es sich um Einsätze der Feuerwehr handelt. Dabei geht es einerseits um die seelische Betreuung von Opfern bei Brandfällen und deren persönlichem Umfeld. Andererseits auch, diese Notwendigkeit entstand vermehrt im Jahr 2016 nach schlimmen Unfällen, um die Nachbetreuung von Einsatzkräften. Der Zuschauer im Fernsehen sieht "gefilterte" Bilder von grausigem Geschehen und, je nach Sensibilität, eigenen Erfahrungen oder auch nicht, geht er danach ziemlich schnell zur Tagesordnung über. Die Rettungskräfte hingegen...
Da kommen die Notfallseelsorger zum Einsatz. Seit 1. Juli 1999 gibt es im Landkreis Tübingen die ökumenische Notfallseelsorge, an der sich die Ev. (Landeskirche Württemberg), die Ev.-methodistische und die Kath. Kirche (Diözese Rottenburg/Stuttgart) beteiligen. Gemeinsam mit Polizei, Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz wird eine verlässliche Erreichbarkeit und Mitarbeit eines Seelsorgers/in bei Notfällen und Schadensereignissen garantiert. Von den rund 30 Mitarbeitenden sind 24 Stunden lang zwei in Rufbereitschaft und können von der ILS (Integrierte Leitstelle) per Funk alarmiert werden.
Dürr arbeitet in der erweiterten Erste-Hilfe-Ausbildung mit dem Feuerwehrseelsorger, dem evangelischen Pfarrer Andreas Kopp (Gemeinde Mössingen-Belsen), eng zusammen, um die angehenden Feuerwehrleute mit dem Thema Belastungen im Einsatz und Notfallseelsorge vertraut zu machen. Für letztere braucht es Motivation und unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz. Aber auch finanzielle Mittel sind notwendig. Und an der Stelle, das wurde Dürr schnell klar, könnte Hilfe angebracht sein und Geld einem guten Zweck zugeführt werden.
Am Dritten Advent wurde in der Gemeinde Tübingen wie in vielen Gemeinden des gleichnamigen Bezirks schon mal ein wenig Weihnachten (vor)gefeiert. Dabei kommt man beim Kaffee und anderem gut ins Gespräch miteinander. Über Gott und die Welt. So auch ein "alter" Tübinger, Bischof i. R. Georg Kaltschmitt mit Dürr, dessen Mund von dem über ging, was ihn umtrieb...finanzielle Hilfe für die Notfallseelsorge. Einem Bischof fällt immer etwas ein. In dem Fall der "Hilfsfonds" der Apostel der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland für diesen und jenen guten Zweck. Um unter anderem auch mit Materiellem ehrenamtliches Engagement unterstützen zu können. Wie wichtig das ist, können Leiter einer Kirche sehr gut einschätzen, bei der ehrenamtliches Engagement nicht hinweg zu denken ist wie bei der neuapostolischen. Der Apostel des Bereichs Freiburg/Tübingen, Martin Schnaufer, verschloss sich der Bitte für den guten Zweck nicht.
Fazit: Am Nachmittag des Tags vor dem Heiligen Abend kam es zur symbolischen Spendenübergabe von 1.000 Euro an zwei Vertreter der Notfallseelsorge in der Tübinger neuapostolischen Kirche.
Gekommen waren als "Gastgeber" Bischof i. R. G. Kaltschmitt in Vertretung der Spenderin, als "Brücke" von der einen zur anderen Seite Priester Andreas Dürr, und als Vertreter der fast 30 Notfallseelsorger im Landkreis Tübingen Pfarrerin Friederike Bräuchle sowie Pfarrer Andreas Kopp. Erstere ist Koordinatorin des Leitungsteams der Notfallseelsorge im Landkreis Tübingen, ehrenamtlich. Hauptberuflich ist sie Seelsorgerin in der Berufsgenossenschafts-Klinik und der HNO-Klinik in Tübingen. Bei der Aufzählung nicht zu vergessen ist Evangelist Klausjürgen Zahn, Gemeinde Tübingen, dessen wie immer gelungenem Einsatz die Fotos zu diesem Bericht zu verdanken sind.
Gemeinsam ging es nach der Begrüßung vor der Tür hinein ins Kircheninnere. Dort gab es nicht nur das optische Erlebnis der beeindruckenden, den Raum hinter dem Altar ausfüllenden Orgel der 1931 im Bauhausstil errichteten Kirche, wie G. Kaltschmitt dazu erläuterte. Akustisch wurde der Raum auch gut gefüllt. Andreas Ostheimer, u. a. Orgelsachverständiger der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland, meinte, nun doch noch vor den Weihnachtsgottesdiensten üben zu müssen. Für den Laien schwer verständlich. Klingt doch immer alles ganz perfekt...
Im gemeinsamen Gespräch teilte Pfarrerin Bräuchle mit, dass sie seit viereinhalb Jahren als Notfallseelsorgerin im Einsatz ist. Im Beruf ist es ihr wichtig, mit dem Schwerpunkt "Seelsorge" mit den Betroffenen gemeinsam nach Antworten zu suchen in einer schwierigen Lebensphase, zum Beispiel bei einer Querschnittslähmung. Sie hat dazu eine klinische Seelsorgeausbildung absolviert. Sicher auch eine Hilfe für den besonderen ehrenamtlichen Einsatz. Pfarrer Kopp ist, wie er selbst es formuliert, "Gemeindepfarrer mit Leib und Seele", schon von seiner beruflichen Biographie her praxisbezogen und lebensnah.
"Kirchenführer" Kaltschmitt, assistiert von Dürr, ging mit den Gästen auch nach oben auf die Empore, von wo man einen wunderbaren Blick auf das Kirchenschiff mit Orgel und bunten Glasfenstern dahinter als Kontrast zum eher schlichten sonstigen Interieur hat. Dabei beantwortete er gern die Fragen der Gäste zu neuapostolischem Gemeindeleben in seiner Heimatgemeinde Tübingen. Gottesdienstbesuch, Chor, Sonntagsschule, um nur ein paar Punkte zu nennen. Er freute sich darüber, dass das Geld einem sinnvollen Zweck zugeführt wird. Die Unterstützung der Notfallseelsorge durch öffentliche Gelder hält sich wie auch bei anderen karitativen Einrichtungen im sehr bescheidenen dreistelligen Rahmen - pro Jahr. 7.000 Euro kommen von den kirchlichen Trägern und dann??? bleiben nur Spenden, war zu erfahren. Da ist die äußerst bescheidene Ausstattung der Notfallseelsorger, wobei die Anforderungen an ordnungsgemäße Schutzkleidung und dergleichen immer größer werden.
"Und dann kommen bei einem Unglücksfall wir, in Zivil. Mit einem bescheidenen Rücksäckle, Inhalt vielleicht ein Plüschtier zum Trost für heulende kleine Kinder. Und zum Glück inzwischen wenigstens mit einem Ordner mit wichtigen Adressen für weitere Hilfsangebote. Wenn nach einem Unfall die Polizei geht, das DRK abgefahren ist, dann bleiben die Pfarrer.", schloss Friederike Bräuchle mit einem leichten Lächeln, trotzdem.