Im Gottesdienst am Ersten Adventssonntag in Nufringen singt TonAb
"....when a child is born..."
Sonntagmorgen, 27. November 2016. Dem, der so gegen 9.00 Uhr die Nufringer Kirche betritt, bietet sich ein ungewohntes und doch, für einen ersten Sonntag im Advent hier fast vertrautes Bild: Im Kirchenschiff findet eine Chorprobe statt - die SängerInnen von TonAb und ihr Chorleiter Christoph Eßwein sind vor dem Gottesdienst zusammengekommen und singen sich ein. Sie werden an diesem Ersten Advent in der neuapostolischen Kirche für den Chorgesang im Gottesdienst sorgen. So, wie an den folgenden Sonntagen in der örtlichen evangelischen und der katholischen Kirche.
Zu Beginn des Gottesdienstes ließ der Chor dynamisch und schwungvoll die "Glocken klingen", die dies süßer nie tun als zur Weihnachtszeit. Das griff Bezirksvorsteher Klaus von Bank auf, der den Gottesdienst leitete: "Gerade ist ein Lied verklungen, das so eindrucksvoll, wie gerade eben vorgetragen, Freude und Hoffnung vermittelt." Glocken einer Kirche, wenn man nahe genug wohnt, dann kann man sie alle Viertelstunde schlagen hören. Das hört sich immer gleich an? Wie kann es dann eine Steigerung, ein "süßer" Klingen geben? Es ist der Hörer, der ihren Klang unterschiedlich wahrnimmt, je nach seiner aktuellen Befindlichkeit. Sonne und Regen sind auch nicht per se gut oder schlecht. Vielmehr hängt das vom Empfinden des Betroffenen in der aktuellen Situation ab. "Aus uns heraus kann aus ein- und demselben Anlass heraus Unterschiedliches gefühlt werden. Was dann auf das Umfeld ausstrahlt. Sei du doch eine Glocke, die etwas zum Ausdruck bringt. Einen Ton, der alle anderen freudig zu stimmen vermag!"
"Denn auf alle Gottesverheißungen ist in ihm das Ja; darum sprechen wir auch durch ihn das Amen Gott zum Lobe." (2. Kor 1, 20)
Dieser Text aus dem Neuen Testament war zu Beginn verlesen worden. "Die Adventszeit jetzt, die für unser Empfinden so schnell gekommen ist, in den Gärten blühen noch die Astern, sie ist ein Bild für die Zeit, in der der Sohn Gottes erwartet wird. Weihnachten, Christi Geburt, ist die Erfüllung einer uralten Verheißung. Mit ihm kommt der, der, wie schon zu Adam und Eva gesagt wurde, der Schlange den Kopf zertreten wird. Von dem die Propheten als "Rat, Kraft, Ewigvater, Friedefürst" sprachen. Komprimiert alle diesbezüglichen Prophezeiungen betrachtet: Die Menschen hätten sich über Christi Geburt freuen sollen. Simeon und Hanna, die lebten in der Erwartung, ja, und sonst? Es gab Wunschvorstellungen, man wollte gern vom Joch der Römer befreit zu werden, Souveränität und Macht des eigenen Volks wiederbekommen - Fehlanzeige. Klare Aussage des Gottessohns: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.
Eine Verheißung kann auch "einschlafen": Bei Christi Himmelfahrt sagte der Engel, dass Jesus wiederkommen werde. So gewiss, wie man ihn hatte gen Himmel aufsteigen sehen. Der Gottessohn selbst hatte gesagt, er werde wiederkommen und die Seinen zu sich nehmen. Ein Kernpunkt christlichen Glaubens, heute. Und? Damals vor 2000 Jahren wollte fast niemand Christi Geburt wahrhaben, als sie geschah. Das war doch schon so lange her, dass die Propheten sie vorhergesagt hatten. So verhält es sich auch mit seiner Wiederkunft. Das war doch schon 2.000 Jahren. Wann soll das überhaupt noch geschehen? Bei Gott spielt diese für Menschen lange Zeit keine Rolle. Das ändert nichts an der Gültigkeit der Vorhersage. Schon die in der Bibel beschriebene Erfahrung mit der Prophezeiung von Christi Geburt lehrt uns, dass die für Menschen lange Dauer bis zu deren Erfüllung an ihrem Wahrheitsgehalt nichts änderte. Gott wurde Mensch.
Eine Verheißung ist ein Versprechen. Glauben wir Gott, dass es eingelöst werden wird? Schon alles so lange her... Aber, er hat andere Dimensionen als Menschen. Er, der von Ewigkeit zu Ewigkeit Bestand hat. Jesus gab den Aposteln den Auftrag, seine Zeugen zu sein. "Geht in alle Welt und predigt allen Völkern", hieß es. Spendet Sakramente, eine "grandiose Vollmacht." Wer euch hört, der hört mich. Und ihr werdet Größeres tun als ich. Und er gab den Aposteln den Auftrag, den Glauben an seine Wiederkunft lebendig zu halten. Daran glauben oder nicht, das muss jeder für sich entscheiden.
Wie gehen wir damit um? Völlig unvorstellbar, kann das sein? Können wir uns denn mit unserem Verstand die Dimension der Schöpfung, des Universums erklären? Unser Leben besteht zum großen Teil aus Dingen, die letztlich nicht erklärbar sind. Vielmehr geht es um eine Frage des Glaubens. Wissenschaft kann da nicht helfen. Man kann sich entscheiden, Jesus nachzufolgen, sein Kreuz auf sich zu nehmen. An der Stelle gibt es keine Garantie für ein glückliches irdisches Leben. Sein Evangelium leben - wie sollen wir es leben? Da bedarf es des Vertrauens auf Gott. Er lässt Kriege zu. Deshalb zweifeln, misstrauen? Es sind Menschen, meist von ihnen selbst gewählte Vertreter, die Fürchterliches anzetteln.
Wenn wir Gott vertrauen und ihn lieben, dann üben wir auch Nächstenliebe, wie sie Jesus gelehrt hat: Den Nächsten lieben wie sich selbst. Bedeutet, sich selbst auch lieben und mögen dürfen. Aber keine Abstriche dem Nächsten gegenüber machen. Dann werden wir erleben, dass Liebe auch zurückkommt.
Ein Zeichen des Bekennens zu Gott ist Glaubensfreudigkeit. Skepsis, auch beim Glauben an Jesus` Wiederkunft, ist der nicht förderlich. Vielmehr sie anders als die Menschen zu Jesus` Zeit nicht in Frage stellen. Sie ist allen verheißen, den Lebenden wie den Toten, denn auch die haben eine unsterbliche Seele. Das glauben wir. Darin liegt unsere Zukunft. Dafür nutzen wir unsere Lebenszeit. Der Glaube daran gibt uns Kraft in allen Situationen. Er soll täglich unser Leben bestimmen. Die Adventszeit soll ein Denkanstoß dazu sein.
"When a child is born..." (Text ins Englische übersetzt von Fred Jay)
wurde jetzt die Zeit der Erwartung vom Chor besungen. Und was damit alles an Schönem verbunden ist. Wie es in dem Lied weiter heißt, frei übersetzt, jetzt noch Traum und Vorstellung, aber dann überall nach der Dämmerung ein völlig neuer Morgen...
Gemeindevorsteher Dietmar Marquardt ging auf Jesus, dieses besondere Kind ein. Das den Tod am Kreuz erleiden musste. Die Geburt des Kindes, mit der seit Urzeiten der Erlösungsgedanke verbunden war. Und dessen Verkündung des Evangeliums als Erwachsener auf Skepsis bis hin zum Unglauben stieß. Glaube ist aber an der Stelle zuerst gefragt. Der umgesetzt werden muss. Das setzt Vertrauen voraus. Auch das auf die Zusage "Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes, dann wird euch alles andere zufallen." Und, wie er es lehrte, auf den Nächsten in Liebe zu gehen. Denn, was jemand seinem Nächsten tut, das, so der Gottessohn, tut er auch für ihn. Im Guten wie im Schlechten. Jeder Christ ist vor die Aufgabe gestellt, sein Leben danach auszurichten.
Nach dem Gottesdienst bedankte sich der Bezirksvorsteher bei Chor und Dirigent für ihren fröhlichen Auftritt. Schon der Gemeindegesang habe durch das Mitsingen von TonAb eine besondere, freudige Note bekommen. "Das wird im Alltag nachklingen. Gesegnete, friedvolle Tage und ganz herzlichen Dank."
Dann war noch einmal der Chor dran: "Hört, es klingt vom Himmelszelt, das Lied der Christenheit..." So vorgetragen, hätte niemand die Ausrede haben können, es etwa nicht vernommen zu haben. Applaus forderte eine Zugabe. Noch einmal die letzten Zeilen des "When a child is born..." waren zu hören, aber jetzt ganz besonders betont, das "when" in den Hintergrund treten lassend, ohne wenn und aber:
"...a child is born."
Alle Jahre wieder sind die Nufringer freudige Gastgeber: Routiniert war das Kirchenschiff ganz schnell mit vielen Stehtischen in ein "Bistro" verwandelt, in dem man gern noch bei einem Imbiss, Getränken und Gesprächen miteinander zusammenblieb.