Eine volle Kirche: Glaubensgeschwister aus den Gäugemeinden und aus Rottenburg sind am Sonntagmorgen zusammengekommen...
...aber nicht nur die, sondern auch viele aus der "englischen Gemeinde", die im, weit gefassten, "Großraum Stuttgart" verteilt zu Hause sind. Warum sie kamen? Das kommt später im Text.
"Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen." (Ps 34, 3)
Um dieses Wort des Psalmisten ging es im Gottesdienst. "Schön, dass es wieder Sonntag ist. Um eine Zeit der Gemeinschaft untereinander und mit Gott erleben zu können. Konzentriert in der freudigen Erwartung auf das, was er uns mitgeben will. Er, dem nicht entgangen ist, was uns in der vergangenen Woche an Freude und Leid widerfahren ist. Der weiß, was war und was sein wird. Lass dir Impulse geben, das Wichtige voranzustellen und das Unwichtige beiseite. Darauf schauen, was dich weiterbringt. Nein, es werden so nicht alle Probleme gelöst. Aber es wird der Blick in die richtige Richtung gelenkt. `...dass an mir, dem Gotteskinde, Jesu Bild man nur gewahrt.`, zitierte der Apostel aus dem zweiten Vers des zu Beginn vom gemischten Chor gesungenen Lieds ("Gib mir mehr von deinem Geiste..." Nr. 101, Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Text Eduard Hug, 1859 - 1915). Dazu bedarf es des Heiligen Geistes in unseren Herzen, um Kraft, Frieden, Freude erleben zu können. Dinge, die über unser menschliches Fassungsvermögen hinausgehen. Lassen wir uns dazu ausrichten!"
Auf das Textwort eingehend, "Meine Seele soll sich rühmen des Herrn...", war zunächst das Thema: Rühmen. Auf den ersten Blick assoziiert man Prahlerei, vielleicht auch Rechtfertigung. Gemeint ist hier aber das, was von mir ausgeht: Worte, Taten, Ausstrahlung. Keine Selbstbeweihräucherung. Die kann man an allen Ecken und Enden erleben. Aber sie ist fehl am Platz, wenn es um unser Seelenleben geht.
Der Apostel zitierte aus den Versen 22 ff, Jer 9, überschrieben: Das rechte Rühmen. "Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; ..." Bedeutet, sei dir deiner Stärken durchaus bewusst, aber ordne sie richtig ein. "..., dass er klug sei und mich kenne,..." - Was erfüllt uns, worüber reden wir, haben wir Gott in seiner Rolle und Bedeutung für uns erkannt? Er kam in seinem Sohn zu den Menschen, wurde selbst zu einem, um uns zu zeigen, was Gott ist. Jesus ist das Maß aller Dinge, Vorbild. Nimm wahr, dass er dir die Gelegenheit geschenkt hat, ihn zu erkennen: Freudig sagen kannst, ich habe einen himmlischen Vater, mein Leben hat einen Sinn. Gott, der gnädig ist. Der uns erwählt hat und nicht etwa wir ihn uns erarbeitet. Man kann ein Leben ohne ihn führen, aber wo ist dann eine Perspektive? Erwählung - sie grenzt auch aus. Warum erwählt, das ist nicht zu erklären. Aber nicht als Erstling erwählt zu sein, bedeutet nicht, man ist verloren. Gott hat immer wieder zu bestimmten Zwecken einzelne Menschen erwählt. Mose zum Beispiel. Im Neuen Testament ist es Lydia, die erste Christin Europas. Sie hört Paulus und "der Herr eröffnete ihr das Verständnis" (vgl. Apg 16, 14), und der Apostel wandte sich ihr zu.
Wenn wir rühmen, rühmen wir uns Gottes Gnade, die wir nicht verdient haben. Das soll uns Grund zur Demut und Dankbarkeit sein. Und dazu führen, dass wir anderen helfen. Indem wir Gottes Gnade und Barmherzigkeit rühmen. "Ich will dir danken in großer Gemeinde; unter vielem Volk will ich dich rühmen." (Ps 35, 18) So drückt es der Psalmist aus in der Sicherheit, dass Gott ihm, der in großer Not ist, gegen seine Feinde helfen wird. Allein kann ich meine Probleme nicht lösen, aber ich weiß, Gott ist da.
Gott, der die Liebe ist, ein schönes Erleben. Diese Liebe an andere weiterzugeben, bleibt eine Daueraufgabe. Ich habe einen himmlischen Vater und barmherzigen Gott. Der das Böse auf der Erde "aufräumen" wird. Das Böse, das die Frage aufkommen lässt, wie kann Gott das zulassen? Darauf gibt es keine Antwort. Sicher ist nur, dass Gott es letztlich besiegen wird. So wie Jesus Sieger über Hölle und Grab war. "Mich kann nur die Sicherheit erfüllen, dass Gott die Lösung hat. Und diese Sicherheit kann ich für andere ausstrahlen." Demut, dankbares Vertrauen, Sicherheit verspüren können, das hilft bei Zweifel und Problemen. Ich weiß doch, was Gott letztendlich will und sein Sohn ausgesprochen hat. "Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, da sind, wo ich bin." (vgl. Joh 17, 24) "Das kann ich rühmen. Und damit wollen wir helfen."
Der gemischte Chor wusste die passende Replik: "Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt..." (Chorbuch Nr. 392, Text Martin Arzt, geb. 1959)
"Wir sind dankbar für die Unterweisung Gottes.", begann Bezirksvorsteher Klaus von Bank. An der Musik lieben wir den Klang, schöne Worte, die vertont worden sind. Gott rühmen, das geschieht aber durch unser Tun und Handeln. Dabei läuft es oft nicht so, wie wir uns das vorstellen. Dann wird es schwierig mit dem Loben und Preisen. Aber, immer wichtig, das Herz aufzutun. Auch mit Negativem, denn nur dann kann ich von meinem Gegenüber, zum Beispiel bei Seelsorgebesuchen, Verständnis und Hilfe erwarten. Das setzt Vertrauen untereinander voraus, um sich dann auch gemeinsam im Vertrauen an den himmlischen Vater wenden zu können. "Lasst uns das praktizieren. Er wird uns dabei helfen."
"Vertrauen drückt sich auch im Vaterunser aus. Wenn wir gemeinsam beten: `... denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit.`," leitete M. Schnaufer zur Feier des Heiligen Abendmahls über.
Anschließend wurde sechs kleinen Kindern der Heilige Geist gespendet. Ihre Eltern, Vater oder Mutter, hatten sie nach vorn an den Altar getragen. In einem Fall waren dabei Vater und Mutter gleichzeitig gefordert: Zwillinge. Es sind "kleine, große Schätze", wie der Apostel Eltern und Kinder am Altar willkommen hieß. "Besondere Augenblicke jetzt. Getragen auch von der Sicherheit, dass Gott uns viel Weisheit schenkt." (Und endlich auch ein Mikro, wurde schmunzelnd hinzugesetzt, denn die Technik hatte gewisse Startschwierigkeiten gehabt.) "Gott steht uns bei, damit wir unsere Aufgabe erfüllen können. Diese Sicherheit, die wir haben, können wir dann auch dem Kind vermitteln. Er wird sein Weggefährte und Freund sein, griff der Apostel das zuvor vom Chor gesungene Lied auf ("Jesus, bleib in meinem Leben..." Chorbuch Nr. 307, Text nach Luise Hensel, 1798 -1876). Er kennt uns und mag uns trotzdem. Den Kindern war er besonders zugewandt. Er scheute keinen Tabubruch, indem er anders als sonst üblich sich von Kindern nicht gestört fühlte. Sie nicht wegschicken ließ. Sie sollten zu ihm kommen. "Gott hat Verständnis und Liebe. Ich wünsche euch viel Freude und Erleben seiner Nähe."
Später hieß es dann: "Please, come to me..." Gemeint war ein Priester aus der Gemeinde Nufringen, der an diesem Tag in den Ruhestand versetzt wurde. Die Wahl der Sprache für diese Bitte, an den Altar zu treten, kam nicht von ungefähr: Mehr als 22 Jahre war er in die kirchliche Arbeit im Zusammenhang mit der Betreuung englisch sprechender Kirchenmitglieder und Gäste eingebunden. Wozu auch eine vielfältige Übersetzertätigkeit gehörte. Außerdem hat er mehr als 10 Jahre in Esslingen-Mettingen als Priester gewirkt. Das ist die Kirche im Großraum Stuttgart, in der jeweils am 1. und 3. Sonntag eines Monats Gottesdienste in englischer Sprache gehalten werden. Was, siehe oben, die Anwesenheit vieler Mitglieder der "englischen Gemeinde" im Gottesdienst in Herrenberg erklärt. Nach Umstrukturierungen in verschiedenen Bereichen der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland hat der Priester zuletzt die englischsprachigen Geschwister in den Bezirken Freudenstadt, Nagold, Sindelfingen und Tübingen seelsorgerisch betreut. Außerdem war er als Dolmetscher/Simultanübersetzer bei Gottesdiensten und Veranstaltungen mit Stammaposteln, Bezirksaposteln u. a. tätig. "Sie waren ein großes Vorbild und bleiben das auch. Herzlichen Dank für alles, auch an Ihre Ehefrau!", mit diesen Worten und einem großen Blumenstrauß endete die Verabschiedung.
Danach wurden für die Gemeinde Rottenburg ein Diakon und für die Gemeinden Öschelbronn und Herrenberg je ein Priester neu ordiniert. "Ich freue mich, mit euch weiter zusammenzuarbeiten. Ebenso wie sich eure Gemeinden freuen dürfen, euch bei sich haben zu dürfen. Die Hauptaufgabe wird sein, mit daran zu arbeiten, sie und uns auf die Wiederkunft des Herrn vorzubereiten. Herzlichen Dank für euer `ja` zu diesem Auftrag. Es wird sicher auch Sorgen geben, aber die Freude an eurem Amt soll überwiegen."
Nach dem Gottesdienst bedankte sich der Apostel "für offene Herzen". "Alles Gute, viel Freude und Segen bis zum nächsten Mal!", hieß es zum Schluss.