Bezirksvorsteher Klaus von Bank leitet den Gottesdienst in der Herrenberger Kirche
„Ja, ich will euch tragen bis zum Alter hin.
Und ihr sollt einst sagen, dass ich gnädig bin. …
… Lasst nun euer Fragen, Hilfe ist genug.
Ja, ich will euch tragen, wie ich immer trug.“
(Strophe 1 u. 6, Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Nr. 184, Text Jochen Klepper, 1903 – 1942)
Dieses Lied sang der gemischte Chor, die etwas älteren SängerInnen des Kirchenbezirks, unter Leitung von Gerlinde Kleemann zu Beginn des Gottesdienstes. Sie hatten sich in den Wochen zuvor zu mehreren Gesangstunden zusammengefunden. Das Ergebnis wie auch die immer passende Liedauswahl verrieten, mit wie viel Liebe Dirigentin und Chor bei den Proben ans Werk gegangen waren.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank stellte fest, dass der Altersdurchschnitt beim Seniorengottesdienst 2016 etwas höher liegen musste als in früheren Jahren. Der Grund: An diesem Sonntag fand ab 11.00 Uhr auch das alljährliche Treffen der Vorsteher des Bezirks, aktiv und in Ruhe, zusammen mit ihren Familien, statt, und zwar in Herrenberg. So war manche/r von ihnen bereits vorher zum Gottesdienst in die Gäumetropole gekommen. Und noch eine Besonderheit – zum zweiten Mal (…siehe Bericht Gottesdienst 19.10.) erlebte „unser“ Bischof Georg Kaltschmitt einen Gottesdienst in seiner noch recht neuen Eigenschaft: Ruheständler. „Schon etwas seltsam, wenn der Bischof vor dem Gottesdienst ins Amtszimmer kommt, die Anwesenden begrüßt und…wieder geht. Aber, er hat uns nicht den Rücken gekehrt. Vielmehr ist er in unsere Mitte getreten. Das Bedürfnis haben wir alle. In die Mitte genommen werden und gemeinsam vor dem Altar zu sein. Dabei denken wir auch an die, die nicht mehr kommen können. Zwar noch durch Tonübertragung die Gottesdienste miterleben, aber keine Gemeinschaft, einen großen Reichtum, mehr haben können.“, äußerte K. von Bank seine Empfindungen dazu.
„Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen und Freude den frommen Herzen. Ihr Gerechten, freut euch des Herrn und danket ihm und preist seinen heiligen Namen!“ (Ps 97, 11 u. 12) „Und wieder geht es ums Licht wie schon im Gottesdienst am Sonntag zuvor“ (siehe Bericht Gottesdienst am 16.10. mit Bezirksapostel Michael Ehrich in Mannheim), begann der Bezirksvorsteher auf das Textwort des Gottesdienstes einzugehen. Licht ist etwas Elementares, Angenehmes, im Gegensatz zur Finsternis. Man muss göttliches Licht aber auch erkennen und ergreifen. Ganz unabhängig von der Situation, in der man sich gerade befindet. Im Unglück, weit entfernt von jeder Hoffnung…sehen wir das Licht nicht mehr, spüren wir auch seine Wärme nicht. Jesus hatte auch solche Momente und dann blickte er auf zu seinem Vater. „Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen“, bezog sich der Bezirksvorsteher auf das Wort des Psalmisten. Gott kann in dem Schwachen mächtig sein. Seine Kraft erleben wir, wenn wir ihn lieben. Können wir Freude, Liebe, Kraft und Trost, die uns angeboten werden, auch erkennen? Oder sagen wir, von dem – Amtsträger, Glaubensbruder - nehme ich doch keinen Rat an?
Alleinsein – kann ein schreckliches Gefühl sein, wenn ich mich dabei einsam und verlassen fühle. Denken wir an Elia. Er war mit Mose zusammen auf dem Berg der Verklärung gewesen. Hatte gegen den Götzendienst gekämpft. Die Baalspriester umgebracht und es drohte ihm fürchterliche Rache seitens der Königin Jesabel. Er floh in die Wüste. Verkroch sich nicht nur einmal. Ein Engel stärkte ihn. Vergeblich. Später offenbarte sich ihm Gott selbst „in einem sanften Säuseln“ und vermittelte ihm, der sich am Ende fühlte: Du bist nicht allein. Ich bin da!. Elia erstarkte und konnte sich den Aufgaben zuwenden, die Gott noch für ihn vorgesehen hatte: Zwei Könige salben und seinen Nachfolger (Elisa) bestimmen und beauftragen.
Ausweglose Situation – auch dazu etwas aus der Zeit Elias. Er hatte Jünger und eines Tages kam eine Frau zu ihm, verwitwet. Ihr Mann war ein Jünger des Propheten gewesen und hatte sich verschuldet. Der Gläubiger bedrängte sie. Zur Schuldentilgung sollte sie ihren Sohn als Leibeigenen hergeben. Ihr ganzes Vermögen war: ein Krug mit Öl. Das wurde in wundersamer Weise vermehrt. So konnte sie es verkaufen und ihrem Gläubiger den Erlös geben. Erleben wir das Wunder, dass unsere Probleme sich auflösen? Oder sind wir so focussiert auf unseren eigenen Lösungsweg, dass wir andere Möglichkeiten, Gottes Wege, gar nicht wahrnehmen können? Zwar nimmt er nicht jede Last von uns. Aber er kann Kraft zum Tragen geben. Auch eine Lösung, die wir dann annehmen und nicht unterschätzen wollen.
Dankbarkeit – weil Gott uns getragen hat und es auch heute noch tut. Da kann man sich über die Gegenwart und auf die Zukunft freuen. Wenn jemand stirbt, wird das von jedem registriert. Nicht jeder kann dazu sagen, das ist nur das Irdische. Unser Glaube dagegen hat ein Ziel: Die, die in die Ewigkeit gegangen sind, können wir wiedersehen. Daraus kommt eine besondere Kraft und wir können auch anderen ein Licht sein. Ob sie es immer wahrnehmen? „Das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.“, schreibt schon der Evangelist (Joh 1, 5).
„Ihr, die Senioren, ihr habt noch eine Aufgabe. Bittet für die Amtsträger in den Gemeinden, für alle, die jetzt aktiv sind. Solange ihr mit eurem Geist und eurer Seele etwas schaffen könnt, tut es auch. Für uns Nachkommende ist es ein großer Trost, das zu wissen. Wir sind verbunden als Gemeinde Gottes und das ist wunderbar.“
Der Älteste und der Jüngste der am Gottesdienst teilnehmenden Vorsteher des Bezirks sollten etwas zum Gottesdienst beitragen, auch in dieser Reihenfolge:
Evangelist Hans-Jürgen Stegmeyer, Gemeinde Bondorf: Immer eine Chance und Herausforderung, ein Leben hinter sich zu haben. Aber auch, es noch vor sich zu haben. Ist man jung, blickt man mutig in die Zukunft. Unbeschwert und gelegentlich auch naiv. Dann kommen Verantwortung, Sorgen, Erfahrungen, das Erkennen eigener Hilfsbedürftigkeit und der Begrenztheit des Lebens. Da hilft es, zu sagen, ich möchte Jesus sehen, um auch in späteren Phasen noch freudig sein zu können. Im Glauben an Gott, wissend, dass jemand mit uns ist, der stärker als alles ist, bekommen wir den Mut, in die Zukunft zu blicken. In jeder Lebensphase gibt es so auch Lebensqualität, man muss sie nur sehen wollen. Dann hat man auch eine positive Ausstrahlung in sein Umfeld.
Hirte Arndt Bayer, Gemeinde Tübingen, hatte einen Wunsch: In jeder Gemeinde die gesamte „Altersbandbreite“ zu haben. Als wechselseitige Bereicherung. „Ihr als die Älteren mit zum Teil Jahrzehnte langer Erfahrung, Erfolgen und Durststrecken, wenn ihr merkt, ein Jüngerer hat Probleme zu glauben, auf ihn zugehen. Sagen, ich kann dich gut verstehen. Aus meiner Erfahrung heraus“. Er selbst profitiere von jedem Seelsorgebesuch von den Erlebnissen anderer. „Behaltet eure Erfolge nicht für euch. Gebt euer Wissen weiter an die, die kämpfen müssen. Das hört nie auf bei der Vollendungsarbeit. Lasst euer Licht leuchten!“
Zur Feier des heiligen Abendmahls überleitend noch einmal der Bezirksvorsteher: Die Gemeinschaft mit Jesus können wir nicht oft genug erleben. Daraus Freude und Kraft nehmen. Aus einem Bekenntnis-, Gedächtnis- und Gemeinschaftsmahl.
„Unser“ Bischof Georg Kaltschmitt zum ersten Mal in einem Gottesdienst für Senioren. Das musste sich doch mehr als nur optisch bemerkbar machen. Womit der nicht gerechnet hatte, was er als Erstes sagte, nachdem ihn K. von Bank gebeten hatte, noch ein paar Worte zu sagen und er vor dem Altar mit dem Mikrofon in der Hand stand. Aber die Situation wurde souverän gemeistert, woran ohnehin niemand Zweifel gehabt hatte. So ging es weiter:
„Ich darf jetzt einer von euch sein. Mittendrin in der Gemeinde. Nach 36 Jahren, meist hinter dem Altar stehend oder auch daneben sitzend, ihn jetzt von vorn zu sehen. Man muss sich eingewöhnen. Da habe er sich beraten lassen. Von Stammapostel i. R. Wilhelm Leber, mit dem er anlässlich eines besonderen Gottesdienstes unlängst zufällig zusammentraf. Es ergab sich die Möglichkeit eines gemeinsamen Spaziergangs. Wie ist das denn so, habe der Bischof den schon etwas erfahreneren Ruheständler gefragt. Die Antwort: Lernen, den „inneren Computer“ im Gottesdienst ausschalten zu können. Der beim aktiven Amtsträger immer mitläuft für den Fall, man könne aufgerufen werden, selbst etwas zum Gottesdienst beizutragen. Wo der Schalter denn zu finden sei??? Diese Frage wurde dem Bischof nicht beantwortet. Bis zu diesem Gottesdienst. „Heute morgen habe ich den Schalter sofort gefunden. Ich habe mein Herz geöffnet und einen wunderschönen Gottesdienst erlebt.“