Glaubensgeschwister aus Rottenburg, Bondorf und Mötzingen erleben einen besonderen Gottesdienst am Mittwochabend
„Herr, mein Leben, es sei dein, lass es dir geheiligt sein!
Nimm dir hin, Herr meine Zeit, dir sei gerne sie geweiht!...
…Nimm, Herr, was ich bringen kann, wohlgefällig, gnädig an.“
(aus Nr. 373 Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Text Frances Ridley Havergal,(1836 - 1879)
Das Lied wurde vor dem Gottesdienst vom gemischten Chor mit einfühlsamer Klavierbegleitung gesungen. Aus dessen erstem und letzem Vers stammt das Eingangszitat, eine vorweggenommene Antwort auf das Bibelwort, das M. Schnaufer als Grundlage des Gottesdienstes gewählt hatte:
„Der Speise gibt allem Fleisch, denn seine Güte währet ewiglich.
Danket dem Gott des Himmels, denn seine Güte währet ewiglich.“
(Ps 136, 25 u. 26)
„Wie hat es geklappt mit dem Leuchten?“ Mit dieser Frage begann der Apostel, an den Gottesdienst mit Bezirksapostel Michael Ehrich am Sonntag zuvor (siehe Bericht) anknüpfend. Das kann nur gelingen, wenn in dir Licht ist. Damit andere es sehen können. Da gibt es viele Aspekte. Unter anderem ist es ein Licht, wenn jemand auf den Herrn setzt. Egal, was ist: Ich hebe meine Augen auf, dahin, woher Hilfe kommt. „Ihr seid das Licht der Welt.“ Dieses Bewusstsein haben. Mit Gott kämpfen kann alles verändern. Ihn bitten, die Kraft zu schenken, mit dem Licht, das jeder haben kann, auch umgehen zu können. Erst dann erlebt man, welche Kraft sich daraus ergibt. Gott weiß immer, was er tut. Nur ich weiß Vieles noch nicht. Jesaja gab es vor: „Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt.“ Dein Herr kommt. Weil du das weißt, mache dich auf. Nutze dazu die Voraussetzungen, die Gott dir schenkt. Bei der Schöpfung trennte er das Licht von der Finsternis. Es soll keine Gemeinschaft mit ihr geben. Bedeutet, dass wir uns auch davon trennen wollen. Sündlos werden wir nicht werden. Aber darum kämpfen, das können wir. Gott sieht das ernsthafte Bemühen darum. „Je mehr wir von Jesus` Wesen offenbaren, desto heller wird es.“
Zum Textwort des Gottesdienstes überleitend, hieß es: Hell wird es, wenn wir unser Verhältnis zu Gott richtig einordnen. „Dank und Preis“ sind Thema des Psalms 136. Eine besondere Haltung gegenüber Gott, davon zeugen wir schon in unserem Glaubensbekenntnis. Der Apostel erinnerte an dessen erste drei Artikel und zitierte daraus. Jeder kennt sie (?). Daher werden sie hier nicht wiedergegeben. Und sonst - Wozu gibt es einen Katechismus zum Nachlesen. Gott, sein Sohn, der Heilige Geist – bekenne ich mich dazu, dann hat das Folgen. Dann ist mir bewusst, dass auf seinem Willen alles beruht. Ich weiß, dass Jesus` Tod, sein Opfer, alles verändert hat. An den Heiligen Geist glauben – sich dazu bekennen, das ist doch ein helles Licht. Bekennen: nicht mit Worten, sondern durch Taten. Bedeutet auch, Dinge annehmen zu können, die einem auf Anhieb nicht gerade gefallen. Freude zeigen, aus dem besonderen Verhältnis zu Gott heraus. Sehen können, was man hat und nicht sich auf das kaprizieren, was man nicht hat. Sehen, dass wir eine Zukunft haben. Und, zum Beispiel, im Natürlichen unsere Gegenwart in Mitteleuropa im Vergleich dazu, wie es in anderen Erdteilen und Gegenden zugeht, richtig wahrnehmen und wertschätzen können. Kein Krieg, satt zu essen, ein Dach über dem Kopf haben u. v. m. Alles keine Selbstverständlichkeit. Man kann sich sogar darüber freuen.
Bei einem dankbaren Verhältnis zu Gott wird man auch demütig. Erkennt seine Gnade. Zu der er nicht verpflichtet ist. Man kann sich darüber freuen und dafür dankbar sein. Wie sich das zeigt: Bereit sein, mit anderen zu teilen. Auf geistigen Gebiet die Frohe Botschaft des Evangeliums. Und vom Materiellen denen etwas abgeben, denen es am Nötigsten fehlt.
Wir können darauf vertrauen, dass Gott uns trägt. Für mich da ist. Ohne, dass er alle meine Probleme lösen würde. Wenn sich alles erfüllt hätte, was man sich so in Jugendtagen gewünscht hat…besser nicht. Gut, dass Gott Manches zugelassen, Manches aber auch verhindert hat.
„ Wir wollen das Licht mit anderen teilen. Das verschafft Freude.“
Hirte Arndt Bayer, Vorsteher der Gemeinde Tübingen, sollte, so der Apostel, in seiner ursprünglichen Heimatgemeinde Rottenburg auch einen Beitrag zum Gottesdienst leisten. „Kennt ihr das Land Bhutan?“, begann A. Bayer. Da gibt es eine uns fremde Messgröße für das Wohl der Gesellschaft. Nicht das Wirtschaftliche zählt, ausgedrückt in den leicht von Jahr zu Jahr vergleichbaren, sich steigernden (oder auch nicht) Zahlen, die fürs Bruttoinlandsprodukt ermittelt werden. In Bhutan, einem kleinen Land irgendwo im Himalaja gelegen, zählt das „Brutto-National-Glück“: eine intakte Umwelt, Frieden, so etwas wie eine ausgeglichene Work-Life-Balance.
Wir brauchen keine Angst zu haben, wissend, dass Gott alles im Griff hat. Sich immer fragend, wie gut kenne ich Gott, wie er ist? Nicht, wie ich ihn gern hätte.
„Bleibt am Altar, dann können wir Gott bekennen, wie er ist!“
M. Schnaufer betonte noch einmal die Besonderheit des himmlischen Vaters. Er ist der, der immer weiß, was gerade das Richtige ist. Als das Volk Israel am Roten Meer angekommen war und nicht wusste, wie es weitergehen sollte, befahl er ihm, still zu sein. Und half. Das Meer teilte sich, trockenen Fußes konnten die Israeliten es durchqueren und die Verfolger ertranken. Dagegen, vor Jericho angekommen, sollten sie Lärm machen so viel sie konnten. Mit Pauken und Trompeten. Und, die Mauern der Stadt fielen ein. „Gott entscheidet aus seiner übergeordneten Sicht. Gott sei Dank, legen nicht wir die Standards fest. Vielmehr liegt alles in seiner Hand.“ Immer und immer wieder lernen wir ihn von Neuem kennen. Wenn wir immer wieder die Augen aufheben zu ihm.
Schon im Gottesdienst hatte der Apostel etwas erwähnt, von dem auch alle vorher wussten, einschließlich des Betroffenen selbst, dass es etwas Neues geben würde: Bischof Georg Kaltschmitt im Ruhestand in einem Gottesdienst. Aber doch überraschend, es dann an diesem Abend erstmals tatsächlich zu sehen: Den Bischof mit farbiger Krawatte und den Gottesdienst zum ersten Mal (wieder nach langer Amtsträgertätigkeit) ) in einer „normalen“ Kirchenbank sitzend erleben…neben einem etwas erfahreneren Ruheständler, dem Bezirksevangelisten Manfred Bayer. Ein Rottenburger, der ihn nach vorn in die dritte Reihe „mitgenommen“ hatte.
M. Schnaufer nutzte nach dem Gottesdienst gern die Gelegenheit, G. Kaltschmitt alles Gute für die neue Zeit im Ruhestand als Bischof zu wünschen. Und damit der Übergang vom „alten“ ins „neue“ Leben sowohl für den Bischof als auch für die, für die er bis vor noch drei Tagen seelsorgerisch verantwortlich gewesen war, nicht zu abrupt wurde, wurde er vom Apostel und dem Bezirksvorsteher Tübingens, Klaus von Bank, vor dem Altar zur Verabschiedung der Gottesdienstbesucher in die Mitte genommen. So konnte, wer wollte – und das waren ganz viele – sich noch einmal von „seinem“, jetzt Bischof im Ruhestand, ganz persönlich verabschieden.