Im Gottesdienst am 16. Oktober 2016 in der Mannheimer neuapostolischen Kirche steht Bischof Georg Kaltschmitt zum letzten Mal am Altar
Der Gottesdienst mit dem Bezirksapostel, der nach Osteuropa, in die Ukraine, in arabische und westafrikanische Länder, nach Israel übertragen wurde, konnte auch in Baden-Württemberg und Bayern live am Bildschirm in vielen Kirchen miterlebt werden. Im Bezirk Tübingen war das außer in der Universitätsstadt und damit im „kirchlichen Zuhause“ des Bischofs auch in Rottenburg und Herrenberg der Fall. Dieser Sonntag Mitte Oktober 2016, er war einerseits mit ein wenig Bangigkeit im Kirchenbezirk Tübingen erwartet worden, dessen Mitglieder „ihren“ aktiven Bischof in Zukunft als einen im Ruhestand erleben würden. Andererseits aber auch geprägt von freudiger Erinnerung an die vielen Begegnungen mit ihm während seiner Amtstätigkeit, von der, stark aufgerundet, 15 Jahre als die eines Bischofs zu nennen sind. Zwei, wenn man so will, Abschiedsgottesdienste mit ihm hatte es zuvor im Kirchenbezirk gegeben, am 28.09.16 in Herrenberg für die Gäugemeinden (siehe.....) und am 12.10.16 in Tübingen, wozu die Mitglieder der dort umliegenden Gemeinden eingeladen waren (siehe…..)
„Ihr seid das Licht der Welt.“ (Mt 5, 14) Einen Text aus der Bergpredigt hatte der Bezirksapostel für den Gottesdienst ausgewählt. „Ihr, die Jünger, ihr, die Gemeinde“, erläuterte zu Beginn M. Ehrich, an wen Jesus damals seine Worte richtete und heute richtet. Und zeigte auf, welche Konsequenzen sich daraus ergeben (sollen):
„So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ (Mt 5, 16)
Eine Aufgabe, der sich alle drei Amtsträger, die an diesem Sonntag in den Ruhestand traten (außer G. Kaltschmitt waren das sein bayrischer Amtskollege aus Nürnberg und der Vorsteher des Bezirks Mannheim), gestellt hatten. Sie zu erfüllen, bedeutet: Das Evangelium weitertragen, Barmherzigkeit üben, für Frieden sorgen, im eigenen Herzen wie auch beim Nächsten. „Die drei waren Lichtträger. Dieses Licht erlischt nie. Es erscheint im Ruhestand nur in anderer Weise.“, so M. Ehrich.
Der Chronist erlaubt sich Lokalpatriotismus und beschränkt seinen Bericht über den weiteren Verlauf des Gottesdienstes im Wesentlichen auf das, was speziell „unseren“, jetzt Bischof im Ruhestand, betrifft.
Der trat an diesem Oktobersonntag zum letzten Mal an den Altar:
„Licht. Ein faszinierendes Thema. Die gesamte Schöpfung ist auf Licht ausgelegt. Ohne Sonne – kein Leben. Auch das Auge funktioniert nur mit Licht, sonst kann die Netzhaut nichts abbilden. Das Licht ist immer stärker als die Dunkelheit. Wenn der Tag heraufzieht, hat die Finsternis keine Chance mehr. Das, aufs Geistige übertragen, bedeutet, der Herr ist stärker als alles andere. `Der Herr ist mein Licht`, so heißt es in einem Lied. Er will den Menschen damit Großes geben. Wir wollen es aufnehmen und weitergeben. Das göttliche Licht bewirkt den Glauben. Glaubenserkenntnis erhellt, es geht uns `ein Licht auf`. In jedem Gottesdienst dürfen wir ein für uns neu angezündetes Licht erleben. Die Liebe ist ein wunderschönes Licht, das auch warm macht und wohltut. Unsere Zukunft soll von göttlichem Licht geprägt sein. Noch kann der Mensch göttliches Licht nicht aushalten. Aber der himmlische Vater wird uns an das Licht heranführen, daran, die Größe Gottes und die seines Sohns aushalten zu können. Bleiben wir im Licht! Bleiben wir beim Herrn!“
Nachdem alle drei Jetzt-Ruheständler einen letzten Beitrag zu einem Gottesdienst gebracht hatten, bedauerte M. Ehrich: „Schade, dass wir sie nun nicht mehr hören können.“ Aber sie werden Seelsorger bleiben in enger Verbindung zu ihren Glaubensgeschwistern. Alle drei haben nicht am Altar für persönliche Botschaften gestanden, sondern das Evangelium verkündigt. Ich bin auch den jeweiligen Familien dankbar, die den Bischöfen und dem Bezirksvorsteher immer unterstützend zur Seite gestanden haben.
Nach der Feier des heiligen Abendmahls war es dann unwiderruflich so weit:
Die drei traten an den Altar, um in den Ruhestand versetzt zu werden. „Ihre“ jeweiligen Apostel hatten M. Ehrich wissen lassen, wie sie deren Amtszeiten erlebt hatten. Für „unseren“ Bischof war das Apostel Martin Schnaufer, der derzeit amtierende im Bereich Freiburg/Tübingen, mit dem G. Kaltschmitt, es hatte einige Vorgänger gegeben, zuletzt zusammen gearbeitet hat. M. Schnaufer zeigte sich dankbar für die hervorragende Unterstützung. Er charakterisierte G. Kaltschmitt als eine Vertrauensperson mit einem immer für andere offenen Ohr und Herz. Große Gastfreundschaft zeichne ihn aus. Und in nie ermüdender Weise gern gemachte, unzählige Krankenbesuche in den vielen Tübinger Kliniken waren sein „Markenzeichen“.
„In 36 Jahren Amtstätigkeit hast du Manches tragen müssen, auch persönliche Schicksalsschläge. Bischof Georg, ein herzliches Willkommen!“, so zu Beginn M. Ehrich in seiner Ansprache. Er könne sich schon vorstellen, dass dies jetzt ein ziemlicher persönlicher Einschnitt sei. G. Kaltschmitt habe seinerzeit einen anspruchsvollen Beruf für sein Bischofsamt aufgegeben. Aber er habe immer aus Liebe zum Herrn dem die Ehre gegeben, vorbehaltlos unterstützt von seiner Ehefrau. „Das wird ein bleibender Segen sein!“ Auch wenn es dem dann im Ruhestand befindlichen Bischof beim nächsten Mittwochsgottesdienst etwas seltsam zumute sein könnte… “Bischof Schorsch“ i. R. wird aber auch als ein solcher „ein besonderes Licht“ sein, dessen war sich M. Ehrich sicher und wünschte ihm für die kommende Zeit Gottes Segen. „Danke für deine Liebe zu den Tübingern und zu den Glaubensgeschwistern in den Balkanländern! Du warst ihnen ein freudiger Vorangänger im Glauben.“
Allen drei, nunmehr in den Ruhestand versetzten Amtsträgern wünschte der Bezirksapostel noch einmal einen gesegneten, friedevollen und freudigen Ruhestand. „Ihre“ jeweiligen Apostel, für G. Kaltschmitt Martin Schnaufer, überreichten anschließend „ihren“ jeweiligen Ruheständlern große Blumensträuße.
Zum Abschluss sei hier aus dem Bußlied zitiert. Daraus wurde u. a. Vers 4 gesungen. Der Text gibt wieder, was Bischof Georg Kaltschmitt den ihm Anvertrauten vorgelebt hat, auch etwas, das bleiben wird:
„O wie gut ist`s, dir vertrauen! Jesu, dir ergeb ich mich.
Selig, dich im Licht zu schauen, dein zu bleiben ewiglich!“
(Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 168, Text Charles Wesley,1707 - 1788)