Bischof Georg Kaltschmitt in einer Gäugemeinde
Wenn ich nur weiß, dass deine Lieb` mich tröstet Tag für Tag,
dann singt mein Herz, wie auch mein Los auf Erden fallen mag:
Näher zu dir, näher mein Gott zu dir!
(Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 220, Vers 2, Text Helen R. Young, 1900, Allie Starbright)
Dieses Lied sang vor dem Gottesdienst ein großer gemischter Chor – Bondorfer, Mötzinger und Jettinger - als Ausdruck tröstlicher Gewissheit der Liebe Gottes. Die Mitglieder der drei Gemeinden waren dazu eingeladen. Das Kirchenschiff - bis auf den letzten Platz besetzt und auch der Kinderraum im Untergeschoss gut gefüllt. Einige Gemeindevorsteher des Bezirks Tübingen, dessen Vorsteher Klaus von Bank sowie Bezirksevangelist Werner Lampprecht waren auch gekommen. „Kehr ein, o Herr, kehr ein…“ (Gesangbuch der Neuap. Kirche Nr. 134, Basel 1875, Textdichter unbekannt) sang der Chor mit Klavierbegleitung, schlicht und dadurch beeindruckend schön, zu Beginn des Gottesdienstes. „Damit,“ so G. Kaltschmitt, „haben die SängerInnen den Eingangsgedanken `umgekehrt.` “ Der Bischof hatte im Gebet zu Beginn davon gesprochen, dass „wir kommen wollten und es durften.“ Im Textwort (s. u.) hieß es, Gott will der Gastgeber sein. Dagegen wird im Lied der Herr eingeladen, unser Gast zu sein. „Und beides ist richtig: Der Herr hat uns eingeladen und wir müssen ihn in unser Herz hineinlassen.“ Seine Einladung. Wie reagiert man, wenn man eingeladen ist – die Palette reicht von Vorfreude über Pflichtgefühl und Höflichkeit, man kann sich eine Absage nicht leisten, bis hin zur Ablehnung. „Der Einladung des Herrn wollen wir gern Folge leisten.“
„Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gaben Davids zu geben.“ (Jes 55, 3), so das eingangs verlesene Bibelwort. Dazu G. Kaltschmitt: „Kommt – hört…“ Wie oft ist man bei etwas dabei und muss sich nach einer Weile ertappen, dass – man nicht gehört hat, was gesagt worden ist. Da fehlen dann plötzlich ein paar Minuten. Das mit dem Hören ist schon ein Thema für sich. Deshalb die Aufforderung im Textwort, sich wirklich dem Herrn zuzuwenden.
Jesajas Worte bestätigten sich in verschiedenen Zeiten. Als er sie formulierte, wurde dem Volk Israel damals Wunderbares versprochen. Die Worte des Propheten „rufen“ weitergehend aber auch schon in die Zeit hinein, in der Jesus Mensch wurde. Zwar wird das so nicht ausdrücklich formuliert. Stattdessen werden konkret die „beständigen Gaben Davids“ versprochen. Das hängt damit zusammen, dass der Gottes Sohn zur Zeit Jesajas noch nicht geboren worden war. Die Menschen damals hätten noch nichts damit verbinden können. Aber die Zeitgenossen des Propheten wussten von allem Gutem, mit dem Gott David beschenkt hatte. Deshalb wird von dessen „beständigen Gaben“ gesprochen. Und es sollte darüber hinaus gehen, mit der Geburt des Erlösers später. Und noch weiter „ruft“ das Wort auch in unsere Zeit hinein: Komm, hör, nimm Gnade!
Um etwas zusagen zu können, war Voraussetzung, dass Gott sich überhaupt den Menschen zugewandt hat. Er hätte seine Schöpfung werden lassen und dabei selbst im Verborgenen bleiben können. Niemand hätte gemerkt, dass es Gott überhaupt gibt. Aber er wollte sich zeigen. Hatte Kontakt zu Adam und Eva. Alles, was wir überhaupt über ihn wissen, resultiert aus seiner Selbstoffenbarung. Wenn er sich gezeigt und sich beschrieben hat. Die Propheten konnten seine Größe nur erahnen. Durch Jesus wurde er – in göttlicher Weise – Mensch. So kennen wir göttliches Sein und wissen, dass es um Dimensionen geht, die wir nicht fassen können. Jesus` Geburt war durch viele Jahrhunderte hindurch angekündigt worden: Das Wo und Wie, sein Name, der Verlauf seines Lebens hin bis zu Tod und Auferstehung. Bis ins Detail. Und trotzdem – es haben ihn nur wenige als Sohn Gottes erkannt.
„Mit euch einen neuen Bund schließen“ – von dieser Zeit spricht schon der Prophet. „Ihr seid das auserwählte Geschlecht“, so wird das Volk Gottes von ihm selbst beschrieben und wir dürfen dazugehören. Er hat sich dir zugewandt und erwartet, dass du zu ihm kommst. Zu ihm, der einen engen Bund mit dir machen will. Gott hat immer wieder einen Bund mit den Menschen geschlossen. Noah – da wurde versprochen, dass, solange die Erde besteht, Saat und Ernte nicht aufhören werden. Abraham sollte wider alle menschlichen Wahrscheinlichkeiten Stammvater eines großen Volkes werden und wurde es. Auf dem Berg Sinai bekam Mose die versprochenen Gesetze. Aber alle diese Zusagen standen unter dem zeitlichen Vorbehalt: Solange die Erde steht. Bis zur neuen Schöpfung. Dann gilt nur noch das Gesetz der Liebe. Da braucht es die Zehn Gebote nicht mehr. Der Neue Bund, mit der Gotteskindschaft besiegelt, wirkt in alle Ewigkeit. Bedeutet ewiges Leben in Gemeinschaft mit Gott. Es erfüllt uns mit Ehrfurcht vor den Worten Jesajas damals.
Soweit er von den „beständigen Gaben Davids“ spricht, die der Herr geben wird, was waren die? Vom Hirtenjungen zum König erwählt, „krasser“ geht es nicht. Wir dürfen dabei an unsere Erwählung denken. Berufen zu sein zum königlichen Priestertum an der Seite Jesus`. Das ist viel mehr als die irdische Herrschaft Davids. Der als König immer seine Feinde besiegen konnte, weil Gott zu ihm stand. Auch wenn er sich nicht immer mustergültig verhalten hat. Gott will auch uns den Sieg geben über unsere Feinde, die den göttlichen Bund zerstören wollen. Sie werden am Tag des Herrn endgültig verloren haben. Kommen und hören und das in die Praxis umsetzen bedeutet, das Gebot der Liebe zu beachten: Gott über alles lieben und den Nächsten wie sich selbst. Dann bleibt es beim Bund mit Gott und wir dürfen auf ewig bei ihm sein.
Evangelist Walter Seidt, Gemeindevorsteher in Ammerbuch-Pfäffingen, freute sich über den Reichtum, vom himmlischen Vater eingeladen zu sein. Zum Gottesdienst, in dem er uns dient. „Du darfst ein grandioses Ziel erreichen!“ Wenn wir Jesus mit ins Boot nehmen, werden wir auch mit ihm siegen. Siegen, das erfordert zum Beispiel im Sport Kraft, Ausdauer und Verzicht. Schon so einen Sieg will niemand aus der Hand geben. Mit Jesus siegen zu können, soll uns motivieren, ins Haus Gottes zu kommen. Uns dort entsprechend unseren Fähigkeiten einzubringen. Gott wird selbst das Bemühen darum segnen.
Und dazu bedarf es auch der Gnade, leitete der Bischof zur Feier des heiligen Abendmahls über. Wir wollen sie ergreifen. David damals hat sogar gravierende Dinge falsch gemacht. Aber er konnte sich immer einsichtig zeigen und um Vergebung bitten. Und Gott hat ihm Gnade gewährt. Ergreifen wir auch die, die er uns schenkt!
„Es ist Sommer und ich freue mich drüber. Die Sonne kann uns gern noch eine Weile erhalten bleiben.“, hieß es zum Schluss. Und deshalb verabschiedete man sich auch an einem wunderschönen, noch hellen Juli-Sommer-Abend gern draußen im Grünen vor der Kirch.