Apostel i. R. Wolfgang Eckhardt beantwortet Fragen der Tübinger Jugendlichen
So nach und nach füllte sich die Kirche in Ammerbuch-Pfäffingen am Freitagabend. U. a. auch mit vielen Jugendlichen. Dazu kamen Jugendleiter sowie Bezirksvorsteher Klaus von Bank und sein Stellvertreter Werner Lampprecht. Die Jugendlichen hatten einen Fragenkatalog vorbereitet und ihn zuvor W. Eckhardt zukommen lassen. Eine von ihnen, Ronja, moderierte und stellte die Fragen in der Jugendstunde.
Zu Beginn sprach der Apostel i. R. ein Gebet. Danach konnte es mit den Fragen losgehen. Warum wurden sie gerade an W. Eckhardt gestellt? Dazu muss man wissen, dass es Ende der 1990er bis in die ersten 2000er Jahre hinein in der Neuapostolischen Kirche International zum Thema „Wissenschaft und Glaube“ eine Arbeitsgruppe gab. Sie setzte sich u. a. aus Naturwissenschaftlern und zwei Aposteln zusammen. Darunter auch W. Eckhardt. Über sechs Jahre lang traf man sich immer wieder für sechs bis acht Tage. Damit war erklärt, dass die Jugendlichen für ihre Fragen bzw. die Antworten darauf jemanden gefunden hatten, der sich lange Zeit mit dem Thema des Abends befasst hatte.
In diesem Bericht soll nicht noch einmal der Fragenkatalog „abgearbeitet“ werden. Nur das eine oder andere, was an diesem Abend zur Sprache kam, ist wiedergegeben. Ein Teil von dem, was die Projektgruppe seinerzeit erarbeitet hat. Aufgrund der Beteiligung an dem Forum sind dessen Arbeitsergebnisse zur persönlichen Überzeugung W. Eckhardts geworden. Vor diesem Hintergrund sind seine Antworten und Erklärungen zu sehen. Das wurde zu Beginn seitens des Apostels i. R. erklärt.
Das Thema des Abends, Wissenschaft und Glaube, da geht es nur um einen scheinbaren Widerspruch. Sie schließen sich als Erklärungsmöglichkeiten nicht wechselseitig aus, denn beider Zielsetzungen sind unterschiedlich. Der Wissenschaft geht es darum, zu klären, warum etwas so ist, wie es ist oder dem Menschen so scheint. Der Glaube an einen Schöpfer aller Dinge ist dagegen untrennbar mit der Frage des „Wozu“ verknüpft. Die Wissenschaft ist kein „Feind“ des Glaubens.
Die Bibel ist kein wissenschaftliches Lehrbuch. Sie berichtet, was gläubige Menschen erlebt haben. Subjektive Eindrücke, die auch vor dem Hintergrund dessen zu sehen sind, was die Menschen damals wissen konnten. Die Sintflut z. B. war sicherlich nicht Erde umgreifend. Aber sie kann vollends das Siedlungsgebiet betroffen haben, das den Chronisten bekannt war, für sie also „die Erde“. Ein überschaubares Gebiet. Und stellen wir uns vor, dass es vierzig Tage und vierzig Nächte lang ununterbrochen regnet – erinnern wir uns an die Wetterereignisse auch bei uns im Südwesten, die wir gerade hinter uns haben - dann führen 40 Tage Dauerregen schon zu einer Wasserwüste. Nach damaligem Vorstellungsvermögen kann die Sintflut also durchaus „die ganze Erde“ vernichtet haben.
Wie entstand die Erde? Immerhin, eine Art Kongruenz zwischen Wissenschaft und Glauben gibt es. Die Erde – Gottes Schöpfung oder folgt man der Evolutionstheorie? Ob nun Genesis oder Wissenschaft, die Schöpfungstage, wie sie in der Bibel dargestellt sind, stimmen überein mit den Schritten der Entwicklung menschlichen Lebens nach wissenschaftlicher Erkenntnis. Und auch die braucht einen Auslöser der Evolution, was auch immer.
Wichtig zu wissen ist, dass jede Bibelübersetzung inzident auch eine Interpretation des Originaltextes ist. Geht man in die Ursprungssprache zurück, stellt man oft fest, dass die Übersetzung eins : eins, wortwörtlich, etwas anderes ergibt als z. B. den uns aus der Luther-Bibel bekannten deutschen Text. Wörtlich zu nehmen in jedem Fall ist, was im Neuen Testament von Jesus berichtet wird, so die Erkenntnisse der Projektgruppe. Das Evangelium ist frei von Symbolik.
Die Größe des Universums und dann nur Leben auf der Erde? Die Wissenschaft hat bislang jenseits unseres Planeten noch kein anderes Leben gefunden. „Kommt, lasst uns Menschen machen, ein Bild das uns gleich ist“ – daraus ergibt sich für den Referenten die Überzeugung, dass das eine einmalige Sache ist. Mithin menschliches Leben nur auf der Erde zu finden ist. Und bislang auch nur dort gefunden wurde.
„Menschen machen, ein Bild das uns gleich sei…“ – das entstand durch göttliches Wort. Wir sind so geschaffen, dass wir einen Teil in uns haben, der Gott gleich ist, und der es uns ermöglicht, mit dem Schöpfer Kontakt haben zu können: die Seele. Nicht messbar mit menschlichen Mitteln. Und, anders als der Geist des Menschen (Gehirnfunktionen), nicht untrennbar mit dem Körper verbunden. Der Geist des Menschen gehört zum materiellen Teil, zum Körper. Letzterer ist nur das „Instrument“ der Seele. Die ist der unsterbliche Teil, ein Individuum mit Entscheidungsfreiheit, geprägt, wie der Mensch sie geprägt hat. Die Dreiheit, Leib, Seele und Geist (1. Thess 5, 23) soll damit nicht in Frage gestellt werden. Geist an der Stelle meint wohl den unsterblichen Teil. Wenn bei Trauerfeiern „Geist und Seele“ Gott anvertraut werden, dann geht es um den unsterblichen Teil: Die Seele und (den nicht menschlichen) Geist, z. B. Geist aus Gott (Heiliger Geist) und der Geist/die Geister, die die Seele prägten, mit ihr weiterleben und sich durch Wort, Sakrament und Gnade Gottes (Entschlafenenwesen) weiter gottwohlgefällig entwickeln können.
Es gab anschließend die Möglichkeit, zusätzlich zum Fragenkatalog, Anderes anzusprechen. Insoweit sei hier auch nur Allgemeines wiedergegeben. Was W. Eckhardt betonte, war, dass die Neuapostolische Kirche eine Laienkirche ist. Die nicht den wissenschaftlichen Hintergrund und damit auch nicht die Kompetenz hat, zu jedem Thema ein Statement abzugeben. So viele Augen kann niemand haben, um jedem Fettnäpfchen aus dem Weg gehen zu können, wenn man, ohne wissenschaftlich fundierte Grundlagen zu haben, meint, sich zu allem und jedem äußern zu können.
Im Gottesdienst dient eine Bibelstelle, unabhängig von ihrem wissenschaftlichen Wahrheitsgehalt, als Textwort dazu, etwas zu übermitteln. Eine Aussage für den Glaubensalltag. Dafür aber ist der wissenschaftliche Nachweis, dass die Textstelle objektiv Richtiges enthält, dass es tatsächlich so war, wie es in der Bibel geschrieben ist, nicht wichtig. Das Beispielhafte zählt, nicht, ob sich alles wirklich so zugetragen hat.
Wunder – ein Apostel kann die nicht tun. Er kann Gott darum bitten. Und ob Manches wirklich ein Wunder war, was wie eine Gebetserhörung aussieht, das kann der Mensch letztlich nicht beurteilen. Schließlich kennt er nicht alle wissenschaftlichen Zusammenhänge. Er kann es aber glauben. W. Eckhardt schilderte eine Situation auf einer seiner Missionsreisen in Mali. Von sieben Brunnen im Ort konnte in einer Dürreperiode nur noch einer Wasser liefern. Das würde erfahrungsgemäß für zwei bis drei Tage reichen. Daher hatten sich fast alle Dorfbewohner schon davon gemacht. Der Apostel traf noch zwanzig beim Gottesdienstbesuch an. Dessen Thema war die Witwe, der der Prophet versprach, dass sie, ebenfalls während einer Dürrezeit, immer ausreichend Mehl und Öl haben würde, bis der Regen wiederkommt. Um so etwas solle der Apostel auch für sie beten, so die Zwanzig damals nach dem Gottesdienst. Das Wasser aus dem letzten Brunnen möge nicht versiegen. W. Eckhardt betete dafür. Mit dem Hinweis, Handeln müsse ein anderer. Und tatsächlich – das Wasser im letzten Brunnen reichte bis zum nächsten Regen. Und danach waren nicht genug Plätze da für die Menge der Gottesdienstbesucher. „Für mich war es ein Wunder. Aber wie es tatsächlich geschah, ob es nicht doch eine rationale Erklärung gibt, ich weiß es nicht.“, so W. Eckhardt.
Der Verstand ist nicht der Feind des Glaubens. Ohne ihn ist kein Glaube möglich. Und den haben zu dürfen, ist Gnade. Deshalb gilt es, Gott gegenüber Demut zu üben. Es ist Erwählung, dass ich glauben kann. Glaubensleben und –überzeugung sind Reichtum und Gnade. Daher ist wichtig, demütig zu sein. Eine Einstellung, die W. Eckhardt schon in Kindheit und Jugend „gepredigt“ wurde, obgleich sie sich so auf Anhieb dem Menschen nicht gleich erschließt. Ging auch einem späteren Apostel in frühen Lebensjahren nicht anders, wie der an diesem Abend verriet.
Werner Lampprecht bedankte sich beim Apostel (i. R. verbietet sich eigentlich an diesem Abend) und Klaus von Bank sprach das Abschlussgebet. Dann blieb man drinnen und draußen noch ein Weilchen beisammen und hatte sich viel zu erzählen.