Eingeladen hatten die Instrumentalgruppe und der Kinderchor in die Rottenburger Kirche.
Die war passend zum Muttertag dekoriert mit roten Herzen, aber auch Notenschlüsseln, Noten und dergleichen, ausgeschnitten aus farbigem Papier und an durchsichtigen Fäden aufgehängt, wo immer sich ein Platz dafür fand. Für Sonnenschein war auch gesorgt worden. Drinnen und draußen strahlte alles aufs Beste heraus geputzt.
Als die Mitglieder der Instrumentalgruppe sich bereits platziert hatten, kamen die Kinder mit ihrer Dirigentin auf dem Mittelgang hereingelaufen, jedes eine Rassel schwingend. So war akustisch schon mal für die notwendige Aufmerksamkeit im Publikum gesorgt und keiner geriet in Gefahr, den eventuell wegen des ausgiebigen Muttertagsmenüs versäumten Mittagsschlaf im Konzert nachzuholen. Die Kinder stellten sich vor dem Altar auf. Die Rasseln wurden schnell wieder eingesammelt, damit nicht etwa jemand an unpassender Stelle damit hätte Lärm machen können. Eine Kinderchor-Dirigentin hat Vieles zu bedenken.
Und schon ging es pünktlichst los: „Seid willkommen, liebe Leute“, lautete die musikalische Begrüßung durch die Kinder mit Klavierbegleitung. Gleich gab es den ersten Zwischenapplaus, weiterer folgte später regelmäßig nach jedem einzelnen Vortrag. Als nach dem ersten Applaus wieder Stille eingetreten war, trat Bezirksvorsteher Klaus von Bank ans Mikrofon. Auch von ihm ein „Herzlich willkommen“. Er zeigte sich dankbar, darüber, dass „wir Kinder haben.“ Und er ging auf die besondere Bedeutung des zweiten Sonntags im Monat Mai ein: Muttertag. Kein kirchliches Fest. Aber gewidmet den Müttern, die anders als früher, heutzutage jedenfalls in unseren Breiten meist keinen materiellen Verzicht üben müssen, um ihre Kinder satt zu bekommen. Aber oft vieles nicht so verfolgen können, Beruf, Karriere, wie sie es ohne Kinder tun würden. Da sollte man diesen zweiten Sonntag im Mai als Denkanstoß dafür nutzen, der Mutter täglich dankbar zu sein und ihr das auch zu zeigen. Noch ein kurzes Gebet und dann wurde das musikalische Programm fortgesetzt.
Zu bewundern: Die Kinder sangen ihre Texte auswendig. Kleine unerschrockene Solisten gab es auch unter ihnen. Mit wechselndem Dirigat – vier DirigentenInnen fürs Orchester, dazu die Dirigentin des Kinderchors – ging es munter weiter. Dem Chronisten steht es überhaupt nicht zu, Musikkritiken zu schreiben. Dazu fehlt ihm die Kompetenz. Soweit nachfolgend der eine oder andere Vortrag ausdrücklich erwähnt wird, dient das nur dazu, ein Stimmungsbild zu vermitteln. Schön anzuhören war alles. Da war der Kanon für drei Violinen und Basso continuo in D-Dur von J. Pachelbel, der das Gefühl vermittelte, die drei Streicherinnen würden mit ihrem Spiel die Schallwellen noch bis in den letzten oberen Winkel des Spitzdachs des Kirchenschiffs und darüber hinaus schicken und jubilieren lassen. Dann wieder, ganz ernsthaft von Instrumentalgruppe und Orgel gespielt, der 42. Psalm, Vertonung R. Waschke „Wie der Hirsch schreit“. Zuerst wurden lautmalerisch weich und fließend die Quellen „gezeigt“, dann wurde es fetzig und endete urplötzlich. Der Schrei des Hirschs? Und, überirdisch schön vorgetragen von einem rein weiblichen Gesangsensemble mit Klavierbegleitung, „A Child`s Prayer“ von J. K. Perry: „Heavenly Father, are you really there?“ Danach das erste Finale: Alle zusammen, Kinder und Instrumentalgruppe, ermunterten: „Lasst die Herzen immer fröhlich“, das altbekannte Lied aus dem neuapostolischen Gesangbuch in neuerer Fassung. Da konnte jede/r, ob alt oder jung, innerlich mit einstimmen, manche/r mal (vorübergehend) seine Zipperlein, seine Sorgen und Probleme vergessen und sich einfach nur freuen. Was auch noch unbedingt erwähnt werden muss, zwei zum Thema „Muttertag“ passende Gedichte waren als Zwischeneinlage von einem Mädchen vorgelesen worden.
Klaus von Bank hätte, nach eigenem Bekunden in seinen Schlussworten, noch lange zuhören mögen. „Man könnte doch noch…“, hieß es. „Es war einfach nur schön. Meinen Geschmack habt ihr getroffen. Herzlichen Dank. Musik, von Hand gemacht, nicht aus der `Maschine`. Die ging nicht nur in die Ohren, sondern in die Herzen. Macht einfach weiter so.“ Ein kurzes Gebet schloss sich an. Dann war der große Schlussapplaus vor dem letzten Musikvortrag gefordert. Jawohl, ein dankbares Publikum ließ sich nicht lange bitten…Standing ovations.
Danach war es unwiderruflich so weit. Noch ein letztes Mal, für diesen Tag jedenfalls und hoffentlich nur auf diesen Muttertag 2016 bezogen, Kinderchor und Instrumentalgruppe mit einem gemeinsamen Vortrag: „Möge der Segen Gottes mit euch sein“ von D. Jöcker. Anschließend verließen die Kinder, danach die Instrumentalisten durch den Mittelgang die Kirche. Da half auch kein Applaus mehr. Eine Zugabe war nicht vorgesehen, denn am nächsten Tag waren alle wieder in Schule, Studium oder Beruf gefordert. Ganz zuletzt, die anderen Künstler hatten den Kirchenraum schon verlassen, erhob sich der Meister und Herrscher über alle Klavier- und Orgeltasten aus seinem hinteren Eck, wo er noch ein Plätzchen zum Hinsetzen, nicht auf Klavierschemel oder Orgelbank gefunden hatte. Da gab es den mehr als wohlverdienten allerletzten Applaus, für seinen unverzichtbaren Beitrag zu einem gelungenen Konzert.
Nachtrag: Wer die Monatspläne 2015/2016 im Bezirk Tübingen aufmerksam gelesen hat, dem dürfte nicht entgangen sein, wie viele Chor- und Orchesterproben von Kindern und Instrumentalisten im Vorfeld stattgefunden hatten. Sicherlich kommen Übungsstunden daheim dazu, bei den Kindern vielleicht noch mit den Eltern zusammen. Außerdem waren deren Fahrdienste immer wieder gefragt. Das Resultat war aller Mühen wert, deshalb auch noch einmal von dieser Stelle ein großes „Danke“. Und wer weiß, vielleicht - hoffentlich fühlt sich manche/r auch angesprochen, dem Werben der DirigentenInnen zu folgen und ist beim nächsten Konzert aus wichtigem Grund verhindert, im Publikum dabei zu sein.