„Ich sinke still und anbetend vor Jesus, dem König, hin.
Vor ihm, dem großen Versöhner, in Ehrfurcht sich neigt mein Sinn. …“
Es war ein Sonntag im Mai, wie er nicht schöner hätte sein können. In der Natur strotzte alles von grünenden Bäumen und Frühlingsblühern in strahlendem Sonnenschein und im Nufringer Kirchengebäude war liebevoll geschmückt worden. U. a. mit ganz vielen roten Rosen. Blume und Farbe als Symbol für die Liebe. Priester und Gemeindevorsteher i. R. ( link 31.03.2011 ) Heini Müller und seine Frau Inge feierten zusammen mit ihrer Familie, Freunden und „ihrer“ Gemeinde Nufringen das Fest der goldenen Hochzeit. Und wie sollte das anders gelingen als mit Gottes Segen.
Den Gottesdienst leitete Bezirksvorsteher Klaus von Bank. „Dankbarkeit soll der Grundton eines solchen Fests sein. Und im Zurückblicken gilt es nachzudenken. Nicht vordergründig mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen.“ Dass dies gelingen möge, wünschte sich der Bezirksälteste schon im Eingangsgebet. Gott selbst ist es, der uns zum Gottesdienst einlädt. Der Einladung kann man folgen – oder auch nicht. So begann Klaus von Bank. Es wurde an das Gleichnis erinnert, das Jesus geschildert hat. Da lässt jemand zu einem Fest einladen. Die gewünschten Gäste haben nichts als faule Ausreden. Dass sie zwar sehr gern kommen würden, es aber jeweils aus - vorgeschobenem – angeblich wichtigen Grund nicht können. Der Gastgeber hält sich nicht damit auf. Sein Fest fällt deshalb nicht aus. „Wer da will, der komme!“, so lautet jetzt die Einladung an jedermann. Ein Trost, zu wissen, dass Gott und sein Sohn vorbehaltlos alle , die mühselig und beladen sind, zu sich kommen lassen, um sie zu erquicken.
„Dieser aber hat ein Opfer für die Sünden dargebracht und sitzt nun für immer zur Rechten Gottes und wartet hinfort, bis seine Feinde zum Schemel seiner Füße gemacht werden.“ (Hebr 10, 12 u. 13).
Dieser Text, der den Inhalt des Gottesdienstes bestimmte, geht ein darauf, wie es nach der Himmelfahrt mit Jesus weiterging und -geht und -gehen wird. Passend an diesem Sonntag nach dem Feiertag Christi Himmelfahrt. Mit dem damaligen Geschehen tun sich auch gläubige Christen oft schwer. Da ist Weihnachten, das Fest von Christi Geburt. Zwar auch mit besonderen Umständen verbunden, aber doch eher fassbar. Christi Kreuzigung, Karfreitag, ein konkretes Geschehen. Ostern, Auferstehung, das wird schon schwieriger. Und jetzt Himmelfahrt? Die Wissenschaft kann man getrost an der Stelle beiseite lassen. Zumal die nach eigenen Angaben bislang erst einen minimalen Bruchteil der Schöpfung erforscht hat. Es bleibt nur, zu glauben. Allein Gott weiß alles. Der Mensch hat nur ein begrenztes Vorstellungsvermögen.
Christi Himmelfahrt – schlicht gefragt, was haben wir davon? Wir wissen nichts außer dass Jesus „zur Rechten Gottes“ sitzt. Er kam in die Welt und ist zu seinem Vater zurückgekehrt. Paulus schreibt dazu, dass der Sohn uns bei Gott vertritt. Er kann das, weil er als Mensch gelebt hat und dessen Daseinsgegebenheiten kennt. Vertreten – heißt nicht, dies so zu tun wie es manchem Anwalt nachgesagt wird: Alles schön reden, für alles eine Ausrede parat haben, der Mandant ist grundsätzlich für nichts selbst verantwortlich (?). Der Gottessohn weiß, dass Menschen nicht ohne Sünde leben. Er kennt die Macht des Bösen. Von Jesus vertreten werden, heißt, dass er uns vor seinem Vater zugute halten kann, dass uns Fehlverhalten leid tut, wir es bereuen. Dass wir zur Liebe und zum Glauben fähig sein können, uns ernsthaft darum bemühen. Dann ist Jesus da, bei uns und für uns, als unser Tröster und Freund.
„…und wartet hinfort,…“ Da unterscheiden wir uns nicht vom Gottessohn. Auch er kennt nicht den Zeitpunkt seiner Wiederkunft auf der Erde. Aber bis dahin, sitzend zur Rechten Gottes, wird er, wenn es so weit ist, sich erheben und uns entgegen gehen. Bis dahin können wir gewiss sein: Er weiß um die Nöte der Menschen, Krankheit, Ängste, Sorgen, und leidet mit ihnen. Er freut sich auf den Augenblick, wenn er uns entgegenkommt. Und solange gilt, hier erfolgte der Hinweis auf das kommende Pfingstfest und das damalige vor rund 2000 Jahren mit der Ausgießung des Heiligen Geistes: Ich will den Vater bitten, einen Tröster zu geben, so der Gottessohn. Die Jünger und späteren Apostel sollten versichert sein, Jesus immer an ihrer Seite zu haben. „In diesem Bewusstsein wollen wir das Pfingstfest als Geburtsstunde der Kirche Christi feiern.“, schloss der Bezirksvorsteher.
Der gemischte Chor, ein kleiner, aber um so feinerer, wusste die musikalische Antwort. Sie begann mit dem Text im Eingangszitat (erste Strophe) und endete mit der am Schluss dieses Berichts einschließlich des Refrains wiedergegebenen dritten Strophe (Nr. 236 Chorbuch für den neuap. Gottesdienst, Text nach Charles Homer Gabriel, 1856 – 1932).
Gemeindevorsteher Dietmar Marquardt sprach allen aus dem Herzen, als er angesichts des Wonnemonat-Mai-Wetters, leicht schmunzelnd auf das „goldene Paar“ schauend, die nicht ganz schwierige Prognose wagte: Es verspricht, ein schöner Tag zu werden. Sowohl im Gottesdienst als auch beim Goldene-Hochzeits-Fest möge die Freude am Zusammensein dominieren.
„Ohne den Glauben an Gott geht gar nichts!“, brachte D. Marquardt eine Aussage des Gottesdienstes auf den Punkt. Und betonte noch einmal: Ohne Gott – geht gar nichts. Ohne Glauben – geht gar nichts. Ein Atheist mag klagen, er würde sich gern beschweren, aber bei wem? Er würde sich auch mal gern bedanken, aber bei wem? Ein Christ weiß, bei wem er beides tun kann. Jesus, Gott, sie sind das Haupt. Das allein kann helfen und vor Schaden bewahren. Wichtig dabei ist, dass jeder auf sich selbst schaut, bei sich und nicht etwa bei den Glaubensgeschwistern Fehler sucht. Gefragt sind vielmehr eigene Bußfertig- und Reumütigkeit.
Nach der Feier des heiligen Abendmahls leitete der Chor zur Segenshandlung für die beiden Jubilare über. Es wurde musikalisch – mit Sicherheit dem Herzenswunsch der Beiden entsprechend - die Bitte an den Allmächtigen zum Ausdruck gebracht, immer um sie herum und über ihnen zu sein, sie zu segnen und zu schützen. Sie, die ihm dienen und seinen heiligen Namen ehren wollen. K. von Bank trat zu den Eheleuten. „Inge und Heini, ich freue mich!“ Ein lange geplantes Fest und doch, ohne göttliches Zutun konnte es nicht gelingen. Ein halbes Jahrhundert gemeinsam verbracht, eine grandios lange Zeitspanne. Geprägt vom Leben mit kleinen Kindern, später mit Heranwachsenden, ja, auch von Krankheit und Sorge, und inzwischen auch von der Freude an den Enkelkindern. Ja, nicht alles nur Lust, auch Last, schlaflose Nächte…“ Aber so, wie wir heute hier stehen, ist alles gut. „Aus dem, was nicht so einfach war, konntet ihr, gestärkt mit der guten Erfahrung, wir schaffen das, weiter vorangehen. Und das Bewusstsein entwickeln, jetzt ist es so wichtig und allein entscheidend, dass wir einander haben. Wir gehen miteinander und dürfen füreinander da sein. Wir sind ineinander aufgegangen.“ Und das, damit wurde ein Bogen zum Thema des Gottesdienstes geschlagen, im Bewusstsein, dass Jesus zwar zur Rechten Gottes sitzt, aber trotzdem, wie zuvor vom Chor besungen, der Gottessohn ist um uns herum und über uns. „Ihr habt euch in eurer Gemeinde eingebracht. Für Gott und sein Werk als Priester und Vorsteher, dabei nicht hinwegzudenken die Partnerin. Die unterstützt mich, die lässt mich nicht im Stich, die Sicherheit war immer da. Ihr könnt getrost und zuversichtlich in die Zukunft schauen. Liebe lässt einen in jeder Lebenslage das Richtige tun. Gottes Segen soll euch bleiben. Da ist nichts dem Zufall überlassen.“
Den Gottesdienstbesuchern war es sichtlich ein Herzensbedürfnis, nach vorn zu kommen und Glück- und Segenswünsche zu überbringen. Im Kirchenfoyer waren Getränke und Snacks hergerichtet worden und, s. o., bei dem prächtigen Wetter konnte man die Festlichkeiten auch auf den Bereich vor der Kirche ausdehnen.
Der Chor hatte schon zuvor (s. o., Chorbuch Nr. 236, Vers 3) musikalisch den Dank ausgedrückt, den an diesem strahlenden Sonntagmorgen sicher nicht nur das goldene Hochzeitspaar im Herzen trug:
„Sei hochgelobt, sei gepriesen, du König auf höchstem Thron; und ewig Dank deiner Liebe, o Jesus, du Gottessohn! O wie wunderbar, immer wieder rühm ich`s neu, o wie wunderbar ist des Lammes Lieb und Treu!“