„Alle“ heißt in dem Fall alle Jugendlichen und die Jugendleiter und sonst in der Jugendarbeit Tätigen.
Das ergab an einem nur draußen unfreundlichen Aprilabend – was das Wetter anbetraf – eine fast bis auf den letzten Platz besetzte Kirche in Ammerbuch-Pfäffingen. Dort finden jetzt die Jugendstunden im Bezirk statt, und zwar für die jungen Glaubensgeschwister aus dem Gäu einschließlich Rottenburg wie auch für die aus den Tübinger Gemeinden. So ist es ein größerer Kreis, der zusammenkommt. Die Kirche in Ammerbuch- Pfäffingen ist von allen Seiten her gut erreichbar. Zur Jugendstunde an diesem Montagabend gekommen waren auch Bezirksältester Klaus von Bank und Bezirksevangelist Werner Lampprecht.
Zuerst wurden die „Neuen“ vom Bischof vorgestellt und mit großem Applaus begrüßt. Gestern noch Konfirmand/in (siehe Bericht ), heute „vollwertiges“ Mitglied im Kreis der Jugendlichen. Während des vergangenen Jahrs, in dem der Konfirmandenunterricht stattfand, hatten sie schon mal bei den Jugendstunden und –veranstaltungen hospitiert.
Danach hatte W. Lampprecht noch etwas zu klären. Zu Beginn zeigte er sich hocherfreut darüber, dass an diesem Abend so viele gekommen waren. Er ist im Bezirk Tübingen u. a. mit der Jugendarbeit beauftragt und kam auf das in der letzten Jugendstunde zuvor Besprochene zurück. Da war es darum gegangen, an welchen sozialen Projekten sich die Jugendlichen im laufenden Jahr beteiligen könnten. Ihre Vorschläge waren auf einem großen Blatt notiert worden und inzwischen war die Stimmabgabe dazu erfolgt: Viele waren bereit gewesen, alte Menschen, die in einem Seniorenheim leben und die auf den Rollstuhl angewiesen sind, spazieren zu fahren, aber noch mehr wollten sich an einem Tübinger Spendenlauf, organisiert von der dortigen Sparkasse, beteiligen. Die „vergütet“ die gelaufenen Meter mit einem bestimmten Betrag, der für einen guten Zweck gespendet wird. An dieser jährlich wiederkehrenden Aktion hatten sich es schon einmal Jugendliche aus dem Kirchenbezirk beteiligt (siehe Bericht) .
Nachdem das geklärt war, war der Bischof „dran“. Er wolle „nicht aus seiner Brille etwas überstülpen“, daher habe er kein Thema „zum Abspulen“ mitgebracht. Vielmehr stelle er sich den Fragen, die aus dem Kreis der Jugendlichen kommen würden. Es ging zuerst, über eine gute halbe Stunde lang, um die – scheinbare – Diskrepanz zwischen einerseits der Notwendigkeit der Erwählung durch Gott und andererseits dessen erklärtem Willen, dass allen Menschen geholfen werde. Nein, keine Sorge oder falsche Hoffnung, dass hier eine vollständige Wiedergabe der Ausführungen dazu kommen könnte. Wozu gibt es einen Katechismus…Nur so viel zu dem Thema: Der Bischof begann ganz konkret und nicht nur, wie man oft landläufig sagt, wenn etwas sehr umfassend dargestellt wird, bei Adam und Eva. Es ging durchs Alte und Neue Testament, um mit der Neuen Schöpfung, der ewigen Gemeinschaft mit Gott, frei von allem Bösem, zu enden. Die Zeit dazwischen mit ihrer Bedeutung für den göttlichen Heils- und Erlösungsplan wurde Schritt für Schritt detailliert dargestellt. Es ist eben so – Gott hat zu allen Zeiten Erwählungen getroffen. Seine Propheten, sein Volk im Alten Testament. So trifft er auch seine Auswahl für die, die er sich als Könige und Priester auserwählt, wie es im Neuen Testament zu lesen ist. Aber jede Seele, wenn auch nicht zu jedem Zeitpunkt - schon die irdischen Gegebenheiten zu Lebzeiten jedes Einzelnen sind höchst unterschiedlich - bekommt die Möglichkeit oder wird sie bekommen, sich entscheiden zu können. Für oder gegen ein ewiges Leben in der Neuen Schöpfung in enger Gemeinschaft mit Gott, ohne Unterschiede nach erster, zweiter, dritter Klasse. Nicht „sortiert“ danach, wann und auf welchem Weg der Einzelne es dorthin geschafft hat. So weit die hier nur verkürzt mögliche Darstellung der Ausführungen G. Kaltschmitts.
Auch das, was danach Thema war, sei hier nur kurz geschildert. Es gab die Frage, dass Jesus zu Lebzeiten Sündern Vergebung erteilt hat. Schon vor seinem Opfertod, der geschah, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, von ihren Sünden erlöst zu werden. Wie kann das sein? Es war Gottes Entscheidung, diesen Weg der Sündenvergebung durch Jesus` Opfertod zu wählen. Der himmlische Vater ist souverän. Sein Sohn als Teil der göttlichen Trinität konnte als Gott entscheiden, ob und wie er Sünden vergibt und damit dies auch schon vor seinem Opfertod tun, so die Antwort..
Was auch nicht fehlen durfte, die Frage, natürlich (?) von einer Glaubensschwester gestellt: Wie es denn mit der Ordination von Frauen zu Amtsträgerinnen in der Neuapostolischen Kirche bestellt sei. Derzeit nicht vorgesehen, das ist bekannt. Aber in entsprechenden Arbeitsgruppen durchaus ein Thema, so der Bischof. Wie es denn so ist, wenn Änderungen im Gespräch sind. Den einen kann es nicht schnell genug gehen, die anderen möchten lieber, dass alles bleibt, wie es ist. Da können die Meinungen schon innerhalb einer Gemeinde weit auseinander gehen…Und Änderungen in einer internationalen Kirche wie der neuapostolischen müssen weltweit konsensfähig sein. Ein weites Feld, um einen bekannten deutschen Dichter zu zitieren, und damit soll es hier sein Bewenden haben. Und musste es auch beim Jugendabend, denn mehr als eineinhalb Stunden waren plötzlich um…
„Ein interessanter Abend mit Interessierten“, so die Feststellung eines sehr zufrieden wirkenden Bischofs am Ende einer ganz besonderen Jugendstunde im Kirchenbezirk Tubingen.