„Still und demutsvoll ergeben stehe ich an heil´gem Ort,warte voller Heilsverlangen, Herr, auf deines Geistes Wort.
“
(Chorbuch für den neuap. Gottesdienst Nr. 124, Text und Musik Günter Brücher (1930 – 2009)
So sang der gemischte Chor zu Beginn. Die SängerInnen stammten aus den Gemeinden Gärtringen und Nufringen. Die Glaubensgeschwister der Nachbargemeinde waren ebenfalls gekommen so wie viele Gemeindevorsteher aus dem Bezirk Tübingen. Zweieinviertel Jahre waren seit dem ersten Gottesdienst mit dem Apostel in der Gäugemeinde, gelegen ganz am Ende des Bezirks, vergangen ( siehe ) .
„Wichtig, dass es Gottes Wille ist, der geschieht.“, knüpfte M. Schnaufer an das gerade verklungene Chorlied an. Wichtig für alle Entscheidungen, die heute von der Kirchenleitung in der Neuapostolischen Kirche zu treffen sind, ist, dass die richtigen Impulse ins Volk Gottes fließen. Damit es Gottes Wille ist, der geschieht. Den umzusetzen, ihn in die richtigen Worte zu kleiden, sind das Gebet, das Herz und auch der Verstand gefragt. Durchaus auch letzterer, denn der ist ein Geschenk Gottes und nicht des Teufels. Und, so unterschiedlich es weltweit in den vielen Bezirken der Kirche aussehen mag – letztlich geht es darum, eine Braut auf die Wiederkunft Jesu vorzubereiten. Es gilt, über den eigenen Tellerrand hinaussehen zu können. Fürbittend auch auf das zu sehen, was der andere braucht. Sich bemühen, den richtig zu verstehen und ihn nicht zu verurteilen. Niemand soll sich rechtfertigen müssen. Vielmehr sich gegenseitig getragen fühlen können. Dieses Verbundensein macht Gemeinde aus. Jeder sollte die Erwartung haben, Gott will mir etwas sagen, das macht einen Gottesdienst aus. In dem kann Gott jeden Einzelnen ansprechen.
„Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.“ (Mt 22, 14) So lautete das zu Beginn verlesene Bibelwort. Darin geht es um die königliche Hochzeit, zu der viele eingeladen waren und eine Begründung dafür wussten, weshalb sie gerade nicht kommen konnten. Berufen – auserwählt. Über die Einladung entscheidet Gott. Völlig souverän. Es geht nicht um das persönliche Verdienst des Einzelnen. Für Gottes Entscheidung gibt es keine Begründung. Das Volk Israel war im Alten Testament das auserwählte. Auch dafür gibt es keine Begründung. Nur die, dass Gott es liebte, aber keine dafür, dass er es vor anderen Völkern als seins ausersah. Bei diesem Volk damals galt das Vorrecht des Erstgeborenen. Dem stand alles zu. Das war so und konnte auch nicht hinterfragt werden.
Im Neuen Testament ist es die souveräne Entscheidung Gottes, sich unabhängig von der Nationalität ein Volk aus allen Völkern zu suchen. Auch da gibt es nichts zu hinterfragen. Etwa Vergleiche anzustellen, warum gerade so und nicht anders, oder zu argumentieren. Vielmehr – es ist so. Weil Gott mich lieb hat. Er verspricht mir eine Zukunft, die ich mir noch nicht einmal vorstellen kann. Und wir – Ich bekenne mich dazu, ein Kind Gottes zu sein. Halte die Verbindung zu ihm und bin bereit, ihm zu dienen. Das wirkt sich aus in unserer Lebensführung, bei unseren Entscheidungen darüber, wo wir Prioritäten setzen. Anders als bei den Juden damals gibt es keine äußeren Zeichen für die Zugehörigkeit zu seinem Volk. Die Wiedergeburt aus Wasser und Geist ist nicht mit Augen zu sehen. Aber in der Seele tut sich etwas. Es beginnt ein Wachstum hin zum Wesen Jesus`. Gott erwartet von uns äußere Zeichen dafür: seinen Willen tun, ihm zuhören. Wenn Christen klagen, ihre Werte gehen verloren – es ist an ihnen, selbst etwas zu tun: Gemeinsame Gottesdienste, Gemeinschaftsleben und gemeinsame Ausrichtung auf das Ziel ihres Glaubens. Der Gottessohn wollte, dass alle Welt erkenne, dass seine Jünger sich als solche zeigen: Indem sie untereinander Liebe üben. Aus Gottes Liebe zu uns entsteht die Liebe, an der man seine Kinder erkennt. Und sich an Jesus ausrichten, denn der ist nach Gottes eigenen Worten sein lieber Sohn.
Zusammengefasst:
- Grundsätzlich Gott an die erste Stelle setzen. Es sind unterschiedliche Lebensumstände bei jedem Einzelnen, aber jeder kann sich am Evangelium ausrichten.
- Das Sehnen nach der Wiederkunft Jesus`an die erste Stelle setzen.
- Erwählung und zu den Auserwählten gehören bei der Wiederkunft Christi, das ist Gottes Entscheidung aus Gnade und kein persönliches Verdienst.
Wen Jesus eingeladen hat, ihm nachzufolgen, der nehme sein Kreuz auf sich. Erwählt zu sein als Erstling, um Gemeinschaft mit Gott haben zu dürfen, das Gefühl weckt Vorfreude und gibt die Sicherheit der Wiederkunft Jesu. Im Empfinden, dass Gott mich liebt und trägt und ich mein Glaubensziel erreichen kann.
Bischof Georg Kaltschmitt wies darauf hin, dass die Erwählung durch Gott, die im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand, ein vertrauter Begriff ist. Sie spielt eine wichtige Rolle dabei, wie der himmlische Vater seinen Heilsplan vollzieht. Zu allen Zeiten hat er ausgewählt: Noah, die Propheten und Könige und schließlich auch seinen Sohn. Der wiederum wählte als seine Botschafter die Jünger aus. Erwählung – letztlich ein Geheimnis. Und kein Grund, Exklusivität des einen vor dem anderen zu rügen. Es ist eben so.
Die Erwählung erfolgte immer zu einem bestimmten Zweck. Jede hatte zu einem bestimmten Zeitpunkt einen tieferen Sinn und war verbunden mit einer besonderen Aufgabe: Ziel für uns ist, in Jesus` Wesen hineinzuwachsen. Gott kann das Wachstum sehen und der Mitmensch kann es spüren. Die Erwählung muss gegen den Bösen verteidigt werden, denn der will sie banal erscheinen lassen.
Vor der Überleitung zur Feier des heiligen Abendmahls vertiefte der Apostel noch einmal: Schauen wir nur auf uns selbst. Allein Gott entscheidet und über den Nächsten haben wir nicht zu befinden. Bleiben wir fest im Glauben an unsere Erwählung, zu Gott zu kommen. Nutzen wir dafür die uns gegebene Zeit. Das heilige Abendmahl als Vorschmack der Gemeinschaft genießen. Jesus hat seinen Leib und sein Blut für Dich ganz persönlich gegeben. So wollen wir diese Augenblicke miteinander gestalten.
„Alles Gute zu allem“, war M. Schnaufers Wunsch nach dem Gottesdienst, bevor der Chor mit Orgelbegleitung das Schlusslied sang. Das war, schwungvoll und überzeugt vorgetragen, geeignet, (nicht nur den Apostel) zum Mitsingen zu verleiten, wie er den Gesang im Nachhinein schmunzelnd kommentierte.
„Ich danke meinem Gott von ganzem Herzen…“
(Text und Musik Klaus Heizmann, geb. 1944)