„Von guten Mächten wunderbar geborgen…“ Ein ganz „normaler“ Sonntagmorgen in der Tübinger Kirche – sieht man davon ab, dass sich vorn vor dem Altar eine Gruppe von Instrumentalspielern hingesetzt hatte.
Streicher und Bläser, mit Flöten, Geigen, Posaune u. a. Sie würden, so zu Beginn Gemeindevorsteher und Hirte Arndt Bayer, der den Gottesdienst leitete, für die Musik sorgen. Mit einer Ausnahme, aber dazu später. Generalpause heute für den gemischten Chor. Dessen Mitglieder nahmen es gelassen. Zusammen mit der Orgel begleiteten die SpielerInnen auch den Gemeindegesang.
Schon am Freitagabend zuvor war man zum Proben in der Tübinger Kirche zusammengekommen. Eingeladen dazu waren „alle im Bezirk, die ein Instrument spielen…es mal in grauer Vorzeit gespielt haben…es noch lernen…egal auf welchem Niveau.“ Das Ergebnis war am Sonntagmorgen in der Tübinger Kirche zu hören. Unter wechselnder Leitung von einem Dirigenten und zwei Dirigentinnen wurde gespielt. Vor und nach dem Gottesdienst und währenddessen zwischendurch. Auch eine musikalische Einladung an alle derzeit noch schlummernden Talente im Kirchenbezirk, beim nächsten Mal mit dabei zu sein.
„Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete? Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange bitte?“ (Mt 7, 9 u. 10)
Dieses Bibelwort lag dem Gottesdienst zugrunde. „Spätzle und Soß`“ , die kämen zwar hierzulande den Ernährungsgewohnheiten näher als Brot und Fische, so A. Bayer leicht schmunzelnd. Aber, bleiben wir beim biblischen Bild – rein von der Optik her ist kein großer Unterschied zwischen Stein und Brot, Fisch und Schlange. Sonst sehr wohl ein riesiger. Bei Gott gibt es keinen Etikettenschwindel. Das, was er anbietet, ist echt. Was seinem Wesen entspricht, ist gut und vollkommen.
Gott will dein Heil. Aber du hast keinen Anspruch darauf. Es ist seine Gnade. Der Mensch verkehrt nicht auf Augenhöhe mit ihm. Er muss in Jesus` Wesen hineinwachsen. Gott gibt vermeintlich einen Stein – große Enttäuschung. Aber denken wir daran – der Gottessohn selbst musste schlimmer leiden. Und sich fügen: Nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Im Vaterunser beten wir: Dein Reich komme. Schon heute muss sichtbar werden, wie ich da hineinwachse. In Jesus` Leben, das Beispiel für alle Menschen. Strahle ich Freude aus dem Heiligen Geist heraus aus? Wenn man sich danach ausrichtet, lebt Gott immer stärker in uns. Wir als Gemeinde stehen so gemeinsam vor unserem Gott, das war der Appell zum Schluss.
Ein Priester aus der Gemeinde Tübingen setzte fort: Eine eindeutige Zusage, keine Steine statt Brot, keine Schlange statt Fisch. Und doch – Gott erfüllt nicht jede Bitte. Ein Widerspruch? Gottes Wille steht über allem. Wir beten um etwas. Es geht aber trotzdem nicht gut aus. Aber vielleicht kann uns das helfen, die Dinge anders zu sehen als zuvor. Zwar folgt nicht immer die Gebetserhörung, die uns gerade am Herzen gelegen hat. Aber eine Erfahrung, mit der Enttäuschung umgehen zu lernen, die uns weiter bringt in unserem Glaubensleben. „Ich wünsche uns ein Gebetsleben, an dem Gott seine Freude hat und von dem wir profitieren.“
A. Bayer ging auf das Glaubensleben ein: Kinder fixieren sich auf etwas, das sie unbedingt haben wollen. Gummibärle zum Beispiel. Dann darf es partout nichts anderes sein, sonst wird es laut. Wir müssen in allem Gott die Antwort überlassen. Trotz aller theologischen Forschung und Weisheiten wird man letztlich immer wieder an einem Punkt landen, an dem der Glaube einsetzen muss. Der Glaube daran, dass ein Vater nichts mutwillig, ohne dass es einen Sinn dahinter gibt, an seinen Kindern tut.
Während die Kinder vom Sonntagsschulunterricht in den Kirchenraum kamen, spielte das Orchester noch einmal, wie schon vor dem Gottesdienst, die Vertonung des Gedichts von den guten Mächten, die den Menschen wunderbar bergen. Seinerzeit getextet von Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945 ) in Lebensumständen, die schlimmer nicht sein konnten. Da waren wirklich nur noch „Stein und Schlange“, wie A. Bayer sagte. Der Dichter hatte den Tod vor Augen. Nichts zum Schönreden. Das kann sich nur aus dem Glauben erschließen, trotzdem solche Worte finden zu können wie damals Bonhoeffer.
Es sollte an diesem Sonntagvormittag ein Kind getauft werden. Weshalb die Kinder, anders als sonst üblich, nicht nach vorn in die Kirche zur Feier des heiligen Abendmahls kamen. Sie wollten zusehen können, wie Jakob Emanuel getauft wurde und das geht von oben herunter wunderbar. Großes Gepolter, leicht besorgte Blicke aus dem Kirchenschiff zur Empore hoch, aber dann kehrte feierliche Stille ein.
Ein Gesangsensemble leitete die heilige Taufe musikalisch ein. Dazu mehr am Schluss des Berichts. A. Bayer freute sich über dieses besondere Fest für alle, so seine Worte, als er zu den Eltern mit ihrem Sohn getreten war. Die Taufe – der Auftakt zum christlichen Lebensweg. Christsein hat etwas mit Entwicklung zu tun. Aufgabe der Eltern dabei: Ein guter Wegweiser sein auf dem Weg des Kinds zum Christen, bis es allein laufen kann. Jesaja (41,13) wurde zitiert: „Denn ich bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir!“ Und, wie der Gemeindevorsteher schmunzelnd ergänzte, im folgenden Vers heißt es dann: „Fürchte dich nicht, (du Würmlein) Jakob,…“
Die Instrumentalgruppe stimmte nach dem Gottesdienst das altbekannte „Ich bete an die Macht der Liebe…“ an. Sie hatte ihre öffentliche Bewährungsprobe gut hinter sich gebracht. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass sie sich erst zwei Tage zuvor in dieser Konstellation zusammengefunden hatte. Weiter so und immer und jederzeit sind weitere SpielerInnen herzlich willkommen.
Weil es so schön vor der heiligen Taufe vorgetragen wurde, es ist ein neueres Lied im Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst (Nr. 277, Text Friedrich Karl Barth, geb. 1938, und Peter Horst, 1927 – 2008), nicht einmal der davon sehr angetane Gemeindevorsteher, der im Bezirk Tübingen noch als langjähriger Jugendchorleiter bekannt ist (link zum EJT) ( link ) kannte es zuvor, und das will etwas heißen) sollen am Schluss dieses Berichts die gesungenen guten Wünsche für Jakob stehen (Vers 2):
„Dieses Kind ist noch zu klein, weiß noch nichts von Gottes Güte. Dennoch, unser Kind ist sein und wir bitten Gott: Behüte unser Kind auf allen Wegen, schließ es ein in deinen Segen.“