„Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis Und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß.
“
(aus Vers 2, Nr. 3, Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Text Paul Gerhardt, 1607 - 1676)
Den musikalischen Auftakt der Feier am Samstag vor dem Ersten Advent 2015 machte der gemeinsame Gesang des Lieds, aus dem das Eingangszitat stammt. Man war, inzwischen Tradition, wieder im großen Saal eines Herrenberger Hotels zusammengekommen. Perfekt organisiert von der Seniorenbeauftragten im Gäu, Renate Wießner, und ihren unermüdlichen HelferInnen. Musik und Textbeiträge für das Tagesprogramm hatte die Dirigentin des Seniorenchors der Gäugemeinden, Gerlinde Kleemann, zusammengestellt. Auf den festlich gedeckten, adventlich geschmückten Tischen lag an jedem Platz ein hübsch weihnachtlich verziertes Päckle mit nahrhaftem Inhalt zum Mitnehmen bereit: Nudeln eines bekannten schwäbischen Herstellers. In dessen Fabrik auf der Alb hatte einer der vielen Seniorenausflüge im Jahr 2015 geführt.
Ein Gast war besonders willkommen. Bischof i. R. Hermann Kaupp hatte sich aus dem Schwarzwald ins Gäu begeben. R. Wießner eröffnete die Adventsfeier 2015 mit der Begrüßung der Anwesenden. G. Kleemann überbrachte herzliche Grüße von Apostel i. R. Wolfgang Bott. Für den Nachmittag wurde noch der stellvertretende Leiter des Bezirks Tübingen, Werner Lampprecht, erwartet. Bezirksvorsteher Klaus von Bank war vom östlichen Ende des Schönbuchs nach Herrenberg gekommen und das, wie auch viele andere, verkehrsbedingt nur mit viel Geduld. Ausgerechnet an diesem Wochenende war auf der A 81 der Schönbuchtunnel wegen Bauarbeiten komplett in beide Richtungen gesperrt. Die Folgen auf den Ausweichstraßen waren zum Teil chaotisch, gelinde ausgedrückt. Manchmal kommt halt alles zusammen. Der eine oder die andere SeniorIn dürfte in Gärtringen oder Gäufelden schmerzlich bei der Mithilfe an Ständen ihrer Kirchengemeinden auf den Weihnachtsmärkten ihrer politischen Gemeinden vermisst worden sein. Die fanden ausgerechnet auch an diesem Samstag statt. Das alles konnte niemand bei der Planung ahnen, als der Saal im Hotel gebucht wurde. Macht nichts, denn trotz widriger Umstände war die Adventsfeier wie immer wunderbar.
Bei allem, was Glaubensgeschwister tun in ihren Kirchengemeinden, sind die etwas Älteren nicht hinwegzudenken. Wie es im Eingangszitat ausgedrückt wird – Gott nicht nur das Herz schenken, sondern ihm dienen in Wort, Wesen und auch ganz praktisch bei allem, was in einer Kirchengemeinde zu tun ist. Da geben die nicht mehr ganz so Jungen das beste Beispiel.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank staunte bei seiner Begrüßung zuerst ein wenig über die vielen freien langen und runden Tische im hinteren Teil des Saals. Praktisch denkend hieß es, da hätte man doch glatt gleichzeitig noch eine Vorsteherversammlung abhalten können…Keine Chance, denn die freien Tische wurden im Lauf des Nachmittags fürs Kuchenbuffet gebraucht. Was da immer an selbst hergestellten gut aussehenden und ebenso schmeckenden Backkunstwerken von den SeniorInnen mitgebracht wird, könnte jede/n Konditormeister/in zum Staunen bringen. K. von Bank freute sich, den Tag in diesem besonderen Kreis verbringen zu dürfen. Und er stellte beruhigt fest, dass eine Adventsfeier zweifellos kein Gottesdienst ist. Weshalb nichts dagegen einzuwenden sei, wenn ein Bischof im Ruhestand jetzt ein Gebet spreche. Der trat ans Mikrofon und begrüßte auch noch einmal die Glaubensgeschwister aus den Gäugemeinden, die in seiner aktiven Zeit zu seinem Bischofsbereich zählten. Er freute sich über diese Gelegenheit, sie mal wiedersehen zu können. Im darauffolgenden Gebet trat er fürbittend für diesen besonderen Kreis von Glaubensgeschwistern ein, die „ein großes Kapital“ in ihrer Kirche seien.
Dem nach der Begrüßung gemeinsam gesungenen Lied folgte die Geschichte von „Zwei Geschenken“, vorgelesen von G. Kleemann. Was soll man sich nur schenken, denn das Haus ist voll von oben bis unten. Diese Frage trieb ein Ehepaar in der Adventszeit um. Die Lösung: mal ganz etwas Anderes. Nichts neu kaufen. Den Partner mit etwas überraschen, was eh schon da ist. Die Ehefrau sortierte jede Menge alter Fotos und ordnete sie chronologisch. Dazu war ihr Mann bislang nicht gekommen oder ihm hatte die Lust dazu gefehlt. Sie fand eine passende alte Schachtel, die entstaubt, aufgefrischt und hübsch verziert wurde. So manches schon vergessene Reisesouvenir erblühte als äußeres Dekor des Behältnisses zu neuem Leben. Und ihr Mann – schenkte ein als solches von ihm nicht mehr gebrauchtes Zigarettenetui. Das würde ein befreundeter Goldschmied zur Puderdose – kostenlos – umarbeiten. Der Grund, weshalb kein Zigarettenbehältnis zukünftig mehr benötigt werden würde – noch ein Geschenk. Seit acht Tagen kein Nikotingenuss mehr und das solle auch so bleiben, wurde versprochen, der Gesundheit und der Gardinen wegen. Gemeinsames Resümee der Eheleute: Geschenke, die nichts an Geld gekostet haben, aber sonst ganz viel: Nachdenken, Liebe und Verzicht.
Die Zeit bis zum Mittagessen verging rasend schnell. Der Chor 60+ sang zwei Lieder. Fleißige Hände hatten sogar „Liederhefte“ zusammengestellt für den Gesang bei der Adventsfeier. Eifrig hatte man geprobt, denn das Bestreben war, neueres Liedgut nicht zu scheuen und nicht immer nur Althergebrachtes zu singen. Das erforderte zwar volle Konzentration. Aber das Resultat der Mühe konnte sich hören lassen. Ein Gedicht wurde vorgetragen, ein Duo spielte auf Flöte und Akkordeon und anschließend gab es einen weihnachtlichen Textvortrag (G. Kleemann; die gesprochenen Worte vom Klavier - Dieter Schwarz - einfühlsam untermalt).
Dann sollte es losgehen mit dem Mittagessen. Draußen vor der Saaltür wartete schon, in dampfende Tassen verteilt, die Grießklößchensuppe. In einer der Gäugemeinden hatte es bei der Vorbestellung des Hauptgerichts – Rindfleisch, Geflügel oder Vegetarisches – leichte Irritationen gegeben. Es war von „Wintergulasch“ als Angebot zu lesen gewesen. Ob es sich da eventuell um einen Irrtum handele und Rindergulasch gemeint sei, wurde gefragt. Nein, es hatte seine Richtigkeit mit dem Wintergulasch. Und wer das bis zu diesem Samstag noch nicht gekannt hatte, nun, der hatte jetzt Gelegenheit, diese Wissenslücke im Kopf zu schließen und den Magen mit dem bislang unbekannten Fleischgericht zu füllen.
Der Chronist musste in der Mittagspause gehen, weil er noch die Weihnachtsmärkte besuchen wollte, an denen sich die Gärtringer und die Gäufeldener mit einem Stand beteiligten. So verpasste er leider die weiteren Programmpunkte: einen Bilder- und Filmvortrag mit einem Rückblick auf die Aktivitäten der Senioren im Jahr 2015 sowie weitere Lieder und Gedichte. Und das ausgiebige Kaffeetrinken mit allen guten Genüssen vom Torten- und Kuchenbuffet und guter Unterhaltung miteinander, das soll hier noch einmal besonders erwähnt werden.
Schön war sie wieder, die Adventsfeier der Senioren. Trotz äußeren Novembergraus kam vorweihnachtliches Glänzen in einen trüben Tag.