„Vater, ich weiß, dass deine große Gnade noch regiert und auf dem Lebensweg mich näher, näher zu dir führt…“ (Nr. 220 Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Text Helen R. Young u. a., 1900) Das eingangs zitierte Lied hatte der gemischte Chor in der Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen zu Beginn des Gottesdienstes gesungen.
Den leitete Gemeindevorsteher Walter Seidt. Es war am Volkstrauertag, ein Sonntag, der im Jahr 2015 ein besonderes Gepräge bekam durch den sinnlosen Terror, der am Freitagabend zuvor in Paris stattgefunden hatte. So viele Tote, so viele Verletzte, mitbetroffene Angehörige und Freunde der Opfer. W. Seidt formulierte im Eingangsgebet eine Bitte, die sicher dem Wunsch aller entspricht: Gott möge einfach helfen, dieses unendliche Leid ertragen zu können. Und trotz allem Unglück uns, die Besucher des Gottesdienstes, „nur“ durch sein Wort zu stärken.
Ein Priester der Gemeinde griff später dieses mit menschlichem Verstand nicht zu begreifende furchtbare Geschehen in seinem Beitrag zum Gottesdienst auf. Da werden Menschen völlig grundlos aus dem Leben gerissen. Und zwangsläufig muss die Frage kommen: Wo ist Gott? Wo ist Gottes Gerechtigkeit? Keine Antwort. Die Fragen helfen nicht weiter. Aber es gilt, die Geschehnisse wirklich persönlich zu nehmen: Als Anstoß dazu, ein Vorbild für andere zu sein. Bei Diskussionen kein Öl ins Feuer zu gießen. Nicht alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Das können wir leben und wollen es auch. Christlicher Glaube lehrt keinen Hass. Vielmehr zu helfen und jedenfalls für den Anderen zu beten. „Lasst uns für positive Beispiele sorgen und damit für gelebtes Evangelium!“
W. Seidt vertiefte das im Anschluss mit der Frage, die sich jeder ernsthaft stellen muss: Wie stehe ich zu meinem Nächsten? Der Gemeindevorsteher bestärkte, dass Gott jede Seele retten will. An ihm liegt es nicht, wenn jemand sein Seelenheil nicht erlangt. Aber jedem muss bewusst sein, dass Gottes Reich nicht von dieser Welt ist. Letztere dient nur dazu - mit allem Unverständlichen, mit dem sie menschlichen Verstand konfrontiert - dass jeder die Möglichkeit hat, für seine Seligkeit in einer anderen Welt zu sorgen.
Nach dem Gottesdienst folgte eine „Spezial-Übungsstunde“ des gemischten Chors. Die drei Lieder, die zur musikalischen Mitgestaltung der Gedenkstunde der politischen Gemeinde anlässlich des Volkstrauertags gesungen werden sollten, wurden noch einmal geprobt. Danach ging es in die Ortsteilmitte zum Ehrenmal am Rathaus. Meist zu Fuß, denn der Weg war nicht weit.
Das Gedenken an Kriegs- und Gewaltopfer fand unter Leitung der Stellvertretenden Bürgermeisterin, Frau Sabine Kappeler, im Ortsteil Pfäffingen statt, in dem auch die neuapostolische Kirchengemeinde Ammerbuch-Pfäffingen ihr „Zuhause“ hat. Von Seiten der politischen Gemeinde hatte man angefragt, ob der Chor für die musikalische Umrahmung sorgen könne. Der sagte gern zu. Bei der Gedenkfeier gab es anfangs zwei Liedvorträge. Dann folgte die Rede der Bürgermeisterin. Auch sie war entsetzt und betroffen beim Gedenken an die Opfer von Gewalt bei den jüngsten Geschehnissen in Paris. Sie wies darauf hin, dass es seit 70 Jahren keinen Krieg mehr in Deutschland gegeben hat. Aber bis heute gibt es Auswirkungen der schrecklichen Geschehnisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Friede ist nicht für alle Zeiten garantiert. Er muss gepflegt werden. Schon im Alltag. Nicht wegschauen, wenn Böses geschieht. Respekt vor dem Nächsten haben. Nein, keiner ist ohnmächtig…nicht in seinem persönlichen Umfeld. Da kann jeder etwas tun. Toleranz ist der Schlüssel zum Frieden. „Dieser Tag nimmt uns in die Pflicht.“, hieß es, bevor am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt wurde.
Frau Kappeler bedankte sich bei den SängerInnen, nachdem noch einmal an diesem Sonntag das eingangs zitierte Lied zu hören war. Es ist geprägt von der christlichen Überzeugung, dass, was auch immer geschieht, Gott der Verlässliche und Allmächtige ist. Zu ihm zu kommen, einmal auf ewig bei ihm sein zu können, ist trotz aller möglichen widrigen Umstände, und gerade dann erst recht, gläubigen Christen ein inniges Anliegen und Trost für die Seele.
Das letzte Bild unten rechts zeigt den Chor der neuapostolischen Kirchengemeinde Bondorf in der Aussegnungshalle auf dem Friedhof.