„Zu des Heilands Füßen, horchend auf sein Wort,will ich stets genießen Speise immerfort.
“
(Neuap. Gb Nr. 130, Text Theodor Kübler, 1832 – 1905)
Der gemischte Chor hatte dieses Lied zu Beginn des Gottesdienstes in der Gäugemeinde, gelegen in der Nähe des Schwarzwalds, gesungen. Daran knüpfte M. Schnaufer an. Im Refrain heißt es, zu des Heilands Füßen sei der Lieblingsort. Den hatten die Mötzinger längere Zeit entbehren müssen, da ihre Kirche wegen umfangreichen Straßenbauarbeiten nicht oder nur mit Mühe zu erreichen gewesen war und die Gottesdienste in anderen Gemeinden besucht werden mussten. Vorbei. Anlass für den Apostel, vom „Lieblingsort“ zu sprechen. Wo ist der tatsächlich? Zu Haus…in der Kantine…Gewiss hat dort jeder „seinen“ Stammplatz, der ihm gefällt. Aber sich wohlfühlen im Sinne des Liedtextes ist mehr als reine Gewohnheit. Ich kann in den Gottesdienst gehen, zuhören, und nichts „springt über“. Weil ich mich von den Problemen, die mich umgeben, nicht freimachen kann. Dann in solchen Krisensituationen trotzdem die Zuflucht bei Gott suchen. Ihn bitten: Lass mich den Gottesdienst erleben, deine Worte wahrnehmen können. Schenk mir das Gefühl, dass du mit mir sprichst. Gib mir die Chance, zu spüren, dass ich an meinem Lieblingsort bin und ich das für mich nutzen kann.
„Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?“ (Ps 139, 7) zitierte der Apostel König David. Ein schönes Gefühl. Vor allem in „kalter“ Zeit bleibt das allumfassende Dasein Gottes. Darum die richtigen Prioritäten setzen. Sich wünschen, ich will Gott in seiner Kraft erleben. Der Gottesdienst soll mir Orientierung geben. Was auch bedeuten kann, bei sich selbst etwas zu ändern, was die eigene Einstellung anbetrifft.
„So geht es dem, der sich Schätze sammelt und nicht reich ist bei Gott.“ (Lk 12, 21) Der letzte Vers aus dem Gleichnis mit dem „reichen Kornbauern“, darum ging es Textwort des Gottesdiensts. Wobei es nicht um den Reichtum an sich geht, der möglicherweise negativ anzusehen sein könnte. Nein. Es geht um die Einstellung, die jemand dazu hat. Habgier, die dazu verleiten könnte, mit allen Mitteln darum zu kämpfen, mehr und mehr zu bekommen. Da bleibt kein Raum dafür, mit einem anderen zu teilen. Kein Raum für Dankbarkeit Gott gegenüber, der alles schenkt. Kein Blick dafür, dass niemand allein eine reiche Ernte einbringen kann. Da müssen immer andere mithelfen. Sich nicht nur ums eigene Ich drehen. Nehme ich den Kornbauern als abschreckendes Beispiel?
Ganz schnell ist man mit seinen Bitten beim himmlischen Vater – und sonst? Gott schenkt so viel. Der Mensch will gern genießen können. Aber wo bleibt der Sinn für Ewigkeitswerte? Der für das Erstreben des eigenen Seelenheils?
Wenn alles für mich gut läuft, ist dann auch kein Platz für die Sorgen des Nächsten? Absolute Kurzsichtigkeit tritt ein bei dem Reichen in Jesus` Gleichnis. Und dann: „Du Narr! Diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern und wem wird dann gehören, was du angehäuft hast?“ Es gilt, sich zu überprüfen, wo die eigenen Prioritäten liegen. Mehr und mehr und mehr? Egoismus, Kurzsichtigkeit, Undankbarkeit. In diese Richtung lockt das Böse. Salomon bat um ein gehorsames Herz und Gott gab ihm Reichtum und Gesundheit dazu. Der König damals setzte das Irdische nicht an die erste Stelle. Vielmehr ist es wichtig, reich bei Gott zu werden. Dann tritt eine wirkliche, nicht eine nur scheinbare Vermehrung ein. Reichtum im Natürlichen ist regional sehr unterschiedlich. Das geht vom Existenzminimum bis zum Luxus. Bei Gott? Ist es der Reichtum, als schwacher Mensch Gnade erleben zu können. Darum bitte ich ihn. Das gibt eine andere, bessere Lebensqualität. Ich kann dann auch meinen Mitmenschen vergeben. Das macht mich selbst reicher. Ein unvorstellbarer Luxus, das Bewusstsein, wie Apostel Paulus es formulierte: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen.
Der Heilige Geist, der uns gespendet worden ist, gleicht unseren Mangel aus und lehrt uns, Dinge zu verstehen, die sich sonst nicht erschließen. Notsituationen werden weniger schlimm empfunden. Dinge werden im göttlichen Licht, das durch den Heiligen Geist in den Gottesdiensten aufscheint, viel klarer. Wir können erkennen, dass unser Leben nicht eine Aneinanderreihung von Zufällen ist. Gott lässt sich nicht in allem erklären. Aber wir können ihm glauben und vertrauen.
Mit Gott genießen wir einen Überfluss, von dem wir anderen abgeben können, denn darauf ist christlicher Glaube angelegt. Darüber mit anderen zu sprechen, wenn sich die Möglichkeit bietet, gibt Freude ins eigene Herz. Der Heilige Geist lenkt unseren Blick in die Zukunft, das ewige Leben. Christus wird wiederkommen und ich möchte dann zu den Seinen zählen, die er mit zu sich nehmen wird. Sich nicht vom Irdischen einfangen lassen, sich darin „verbeißen“. Auch die eigene Verantwortung sehen können, die ich für andere habe, für die Umwelt, für folgende Generationen. Ein reiches Leben im Überfluss ist dem beschert, der nicht die Schätze dieser Welt sammelt. Sondern von der Hoffnung getragen ist, auf ewig bei Gott sein zu dürfen.
Bischof Georg Kaltschmitt knüpfte an den „Lieblingsort“ an. Das Gotteshaus, das mancher in seinen letzten Lebenstagen nicht mehr besuchen kann. Und es schmerzlich vermisst. Überfluss an Materiellem, führt der zum Glück? Aber anderen abgeben bereichert wirklich. Reichtum in Gott – bedeutet unerschöpfliche Gnade. Gottes Liebe wird nicht weniger, wenn man sie mit anderen teilt. Es gilt, wenn wir Gott in seiner Liebe und Gnade erkennen, diesen Reichtum nicht für sich zu behalten.
Bei der Überleitung zur Feier des heiligen Abendmahls erinnerte der Apostel daran, dabei den Dank an Jesus für dessen Kreuzestod im Bewusstsein zu haben. Ein Opfer aus Liebe. Daran denken: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen Sohn hingegeben hat für die Sünden der Menschheit. Damit die davon befreit werden kann.
Die musikalische Replik am Schluss kam vom gemischten Chor. Mit einem Text, der auf einen Dichter zurückgeht, der Schlimmes mitgemacht hat und mit ansehen musste in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges (Martin Jahn, eigentlich Janus, um 1620 bis um 1682, Neuap. Gb Nr. 350):
„Wohl mir, dass ich Jesum habe Fest ich halte seine Hand;…“