Das mit dem „Herzlich willkommen“ waren nicht nur warme Worte, zu lesen auf einer kleinen Powerpoint-Präsentation im Kirchenschiff.
Vielmehr zeigte sich das willkommen Sein in der gelebten Gastfreundschaft der Nagolder, die in diesem Jahr die Planung und Organisation des Partnertags übernommen hatten. Federführend der dortige Bezirksöffentlichkeitsbeauftragte Jürgen Renz. Und während noch vor etwa einem Jahr die vier Beauftragten im Bischofsbereich Tübingen mit der Vokabel „Partnertag“ relativ wenig anzufangen wussten – im Bischofsbereich Freiburg gab es den schon länger - war das jetzt beim da capo – den ersten gemeinsamen Tag dieser Art hatte es im vergangenen Jahr am Bodensee gegeben (Link zum alten Bericht) schon völlig anders. Frohgestimmt kamen etwa 30 direkt oder indirekt in die Öffentlichkeitsarbeit eingebundene Glaubensgeschwister in Nagold zusammen. Direkt damit befasst die Beauftragten und indirekt deren PartnerInnen, die sie unterstützen und gelegentlich auch mal Verständnis haben müssen, weil gerade dringend etwas zu organisieren, zu schreiben etc. ist. So um 10.00 Uhr war der verabredete Beginn des gemeinsamen Tags. Was sich aber verzögerte, weil es auf der A 81 einen schlimmen Unfall gegeben hatte. Einige, die von Süden kamen, steckten im Stau fest. War nicht so schlimm, denn die guten Gaben vom liebevoll im Foyer der Kirche hergerichteten Büffet sorgten für ein angenehmes Gefühl in der Magengegend und gut unterhalten konnte man sich auch.
Nicht mehr ganz im Zeitplan gab es im Kirchenraum, nachdem sich auch die Spätankömmlinge ausreichend gestärkt hatten, unter der Leitung von Rudi Srock, Bereichsbeauftragter Freiburg/Tübingen für Öffentlichkeitsarbeit, Informationen zu Arbeitsmitteln, die dafür schon jetzt zur Verfügung stehen bzw. noch kommen sollen, zu den geltenden und zum Teil in Überarbeitung befindlichen Regelungen und auch zum „neuen“ Internetauftritt der einzelnen Bezirke in der Gebietskirche Süddeutschland, der vorbereitet wird.
Nachdem die Sachfragen abgehakt werden konnten, wurde musikalisch an den nächsten Tag und dessen besondere Bedeutung erinnert. Es war der Samstag vor dem ersten Sonntag im November, an dem zum dritten Mal im Jahr neuapostolische Christen im Gottesdienst ganz besonders Entschlafener gedenken. Ihre Fürbitte gilt vorbehaltlos jedem, der schon in die Ewigkeit gegangen ist und der zu Lebzeiten keine Möglichkeit hatte, vom Heil in Jesus Christi zu erfahren oder aber es nicht annehmen konnte oder wollte. Dieser Gedanke lag dem musikalischen Zwischenspiel zugrunde. „Klänge der Heimat“ gab es zu hören (aus dem sogenannten „Glockenlied“ von Otto Korth, Satz Friedrich Hänssler, 1892 – 1972, heute schon lange nicht mehr in den Chorliedersammlungen der Neuapostolischen Kirche enthalten). In Variationen, von Kai Walz gespielt auf der wunderschönen Orgel in der Nagolder Kirche. Still wurde es, nachdem die letzten Töne verklungen waren. Aber dann musste es einfach Beifall geben.
Auf ging es – ins Nebelgrau draußen. Immerhin, trocken war es, kein Wind, und der Weg, zunächst entlang der Weidach, wunderschön. Dass Kinder so schnell wachsen – der jüngste Teilnehmer, vor einem Jahr noch im Kinderwagen, lief jetzt tapfer auf seinen kurzen Beinen mit, gelegentlich vom älteren Bruder oder seiner Mutter getragen. Erste Station war ein Pavillon, noch übrig geblieben von der Landesgartenschau 2012 in Nagold. Da war er eine Art „Kirchenraum“ gewesen für verschiedene Veranstaltungen, ein Open-Air-Andachtsraum. Altar und Sitzmöglichkeiten waren geblieben und eine wunderbare Akustik hat er, obgleich es kein geschlossener Pavillon ist. Vielmehr sind die Seiten offen und oben gibt es nur eine fest gespannte Plane zur Abdeckung. Ein Mädchen wartete da schon auf die Gruppe. Es verzauberte mit wunderschönem Spiel auf der Blockflöte. Da war kein falscher Ton zu hören. Der Chronist wagt diese Behauptung einfach mal, obgleich er bestenfalls musikalisches Mittelmaß für sich in Anspruch nehmen kann. Applaus und – Kunst muss nach Brot gehen – die eine oder andere Geldspende gab es auch für die Flötistin.
Weiter lief man am Fluss entlang. Dann wurde ein Schlenker in die City von Nagold gemacht und das dortige samstägliche Markttreiben vor der Kulisse schöner alter Häuser bewundert. Von einigen so sehr, dass sie kurzerhand beschlossen, dort etwas länger zu verweilen und einen Einkaufsbummel zu machen, was den örtlichen Handel erfreut haben dürfte. Die Beute, die bei der Rückkehr zur Nagolder Kirche in manchem Kofferraum verschwand, konnte sich sehen lassen. Die anderen zog es nun hinauf zur Höh. Da der Anstieg zum Teil nicht ganz einfach war, konnten die, die weniger gut zu Fuß waren, einen Teil der Strecke mit dem Pkw zurücklegen. Chauffiert von der ortskundigen Ehefrau des Nagolder Öffentlichkeitsbeauftragten, auch dafür herzlichen Dank. Auf Waldwegen, voll mit Herbstlaub, ging es dann zuletzt für alle gleichermaßen das letzte Ende zu Fuß zum Gipfel des Nagolder Schlossbergs, 529m über dem Meeresspiegel gelegen. Darauf befindet sich die Burgruine Hohennagold, deren Turm zu erklimmen war. Oben wartete die Überraschung, die dieser sportlichen Herausforderung ihren Namen gegeben hatte: „Genusswanderung“, so konnte man es im Programm lesen. Der Genuss – der Ausblick nach allen Seiten hinunter ins Tal, ein Gläschen Sekt sowie Pralinen aus Nagolder Manufaktur. Das alles schon vorher hinaufgebracht von Verwandten der Ehefrau des Organisators. Auch an diese HelferInnen ein herzliches Danke. Sie überholten, fröhlich leere Sektflaschen schwingend, die Gruppe auf deren Rückweg.
Jetzt kam der bezirksübergreifende Teil des Tags – es sollte nach Herrenberg gehen, in den Nachbarbezirk Tübingen. Auch „im Ausland“ hatten die Nagolder alles perfekt organisiert. Der Herrenberger Kirchenparkplatz, günstig gelegen zum Ort der beabsichtigten mittäglichen Nahrungsaufnahme, war extra für die Besucher geöffnet worden. Aber er blieb länger leer als geplant. Im Kreis Böblingen wird kräftig saniert, was die Straßen angeht. Die direkte Verbindung zwischen Nagold und Herrenberg war daher gesperrt und die Umleitung – hoffnungslos überlastet. Dem im Bezirk Tübingen beheimateten Chronisten wollte niemand folgen. Kann auch daran gelegen haben, dass er seine Insiderkenntnisse nicht für alle vernehmbar verraten hatte. Also fuhr er allein seine Schleichwege und saß schon längere Zeit, bevor die anderen kamen, beim Viertele im wunderschön dekorierten „Gasthaus zur Traube“, wo für die Gruppe Plätze zum Mittagessen reserviert worden waren. Dem Bibelspruch folgend, dass der Wein des Menschen Herz erfreue (Ps 104, 15).
Das Programm war nun zeitlich etwas verrutscht. Aber das bekümmerte wenig. Mit einer derart verstopften Herrenberger Innenstadt am Samstagmittag konnte niemand vorher rechnen. Statt oben auf dem Herrenberger Schlossberg hörte man sich, nunmehr ausreichend gesättigt, das Glockenspiel, das aus Anlass des Reformationstags an diesem letzten Tag im Oktober erklang, halt beim Hinaufschnaufen auf einem schmalen, steilen Fußweg an. Dieser führt ganz eng an den Hauseingängen der seitlich stehenden, hübsch herausgeputzten Fachwerkhäuser vorbei auf den Schlossberg. „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren…“ war vom Kirchturm her zu hören.
Oben angekommen, wurde die Gruppe vom Leiter der Bauhütte der Herrenberger Stiftskirche begrüßt, der durch das dortige Glockenmuseum führen sollte. Er hatte geduldig auf die verspäteten Besucher gewartet. Alle Mitarbeiter der Bauhütte dort sind ehrenamtlich tätig. Bedingt durch den Untergrund, Gipskeuper, ist die Kirche, die „Glucke vom Gäu“ genannt, eine wandernde in Richtung Schönbuchrand. Dadurch kommt es zu Rissen, die auch deutlich zu sehen sind. Bis heute sind es 70 cm, um die sich die Kirche nach Westen in Richtung Schönbuchrand verschoben hat. Da ist noch eine Menge Platz bis zum Abgrund. Man hat zwischenzeitlich Chor, Schiff und Turm, jeweils für sich, renoviert und stabilisiert. Aber es bleibt so, wie der Museumsführer es sagte: In Herrenberg ist einfach was los.
Es ging noch einmal hinauf zur Höh – in den Kirchturm, in dem sich oben das Glockenmuseum befindet. Die Exponate dort kommen von überall her. Selbst total begeistert von „seinen“ Glocken konnten die Erläuterungen des Führers (fast) kein Ende finden. Aber es dürften alle Teilnehmer des Tags zwar verspätet, doch wohlbehalten wieder daheim angekommen sein. Und sei der Weg auch noch so lang gewesen, denn zum Teil war man aus Orten an der Grenze zur Schweiz angereist.
Herzlichen Dank an alle, die zum Gelingen des zweiten „Partnertags“ im gar nicht mehr so neuen Apostelbereich Freiburg/Tübingen beigetragen haben. Im nächsten Jahr soll es nach Freudenstadt gehen.