„Gott beschenkt uns reich mit Gaben.
Dank sei dir, Gott! Dass wir satt zu essen haben. Dank sei dir, Gott! Pflügen, säen: Still verborgen wächst schon heut das Brot für morgen. Schaffen, schlafen ohne Sorgen. Dank sei dir, Gott.“
(Text Frederick P. Green, 1903 – 2000, Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 93, Vers 1)
„Ein Dankfest wollen wir feiern“, so hieß es schon im Eingangsgebet des Gottesdienstes in der Gemeinde Herrenberg, den Bischof Georg Kaltschmitt leitete. Dorthin waren alle Mitglieder der Gäugemeinden eingeladen. „Lass uns glücklich dabei werden. Auch, wenn so manches Ereignis in diesen Tagen, das viele Leid und Elend auf der Welt dem entgegen stehen könnten.“
G. Kaltschmitt war die Freude über das zu Beginn vom gemischten Chor gesungene, eingangs zum Teil zitierten Lied anzumerken: Noch einmal ein weiteres Gebet, so der Bischof, nachdem der Gesang verklungen war. Eine Fülle von Sachverhalten wird da angesprochen, für die wir Gott danken können. Dankbarkeit kann man nicht befehlen. Aber, der Mensch sollte sie lernen, sagte G. Kaltschmitt, auf gut gemeinte Hinweise von Eltern anspielend, die darauf hinwirken, dass ihr Kind, das noch nicht von allein drauf kommt, sich für ein Geschenk bedanken möge. Dankbare Menschen sind angenehme Menschen. Undankbare hat man nicht so gern um sich herum. Dankbarkeit schließt das Herz auf. Da freut man sich im menschlichen Miteinander, dass es den anderen gibt.
Und Gott? Was hat er alles getan? Damit wurde zum zu Beginn verlesenen Text aus dem Neuen Testament übergegangen:
„So lasst uns nun durch ihn Gott allezeit das Lobopfer darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. Gutes zu tun und mit anderen zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott.“ (Hebr. 13, 15 u. 16)
Nein, Dank kann man nicht befehlen. Aber sich Dinge bewusst machen lassen, das geht schon. Gott braucht uns nicht. Und trotzdem hat er den Menschen geschaffen Ein Wesen, das ihm gleich sein soll. In der „Ausbildungsphase“ dazu befinden wir uns.
Göttliche Größe der Schöpfung – vom Menschen nicht wirklich erfassbar. Weder Makrokosmos noch Mikrokosmos. Von beiden konnte sich bislang die Wissenschaft nur einen ganz minimalen Bruchteil erschließen. Nur so wenig von dem, was Gott mit der Erde, unserem Lebensraum, geschaffen hat. In dem auf wunderbare Weise alles so eingerichtet ist, wie der Mensch es braucht.
Und jenseits des Stofflichen – Gott hat uns erwählt, durch unser Leben geführt und bis jetzt durften wir unseren Glauben behalten, der manch anderem schon verloren gegangen ist. Wie viel Gnade wurde uns schon geschenkt? In seinem Sohn ist er für dich und für mich in die Welt gekommen. Und damit verbunden ist die Zukunft: Das ewige Leben bei ihm. Das kann mit dem, was der Mensch vermag, nur erahnt werden. Dankgebete können da nur einen winzigen Teil der „Gegenleistung“ ausmachen.
Das in Petrus` Brief an die Hebräer erwähnte „Lobopfer“ ist nicht mit ein paar dürren Worten erledigt. Im Herzen soll aufrichtige Dankbarkeit stehen. Und Lob geht darüber hinaus. Das gilt dem, ist dem entgegen zu bringen, der uns alles gibt, was wir jetzt sein dürfen. Und auch für das, was er uns noch geben wird, was wir einmal sein dürfen. Gott allezeit das Lobopfer bringen – immer gibt es dafür einen Grund. Diesem Opfer Platz und Zeit zu geben, so lautet die Aufforderung.
„So lasst uns nun durch ihn…“ Jesus ist gemeint, der kam und das einmalige Opfer brachte. Zuvor gab es im Alten Testament den Opferdienst. Damals, als Jesus den Kreuzestod starb, zerriss im Tempel der Vorhang zwischen dem Heiligsten und dem Allerheiligsten, dessen Betreten dem Priester für den Opferdienst vorbehalten war. Das Zerreißen des Vorhangs war Zeichen dafür, dass sich mit Jesus` Opfer dieser Dienst des Alten Testaments erledigt hatte. Das wahre Lobopfer für Gott wird „durch ihn“, seinen Sohn, dem Menschen möglich gemacht.
„..Frucht der Lippen…“ Das bedeutet, nicht Schlechtes, sondern Gutes zu reden. Dem Nächsten, dem es gerade nicht so gut geht, Mut machen: Wenn Jesus wiederkommen wird, dann verfliegt alle Trauer. Der natürliche Schmerz wird vorbei sein. Durch das eigene Verhalten, auch ohne Worte, ausdrücken, was in uns lebt.
„…mit anderen teilen…“ , was wir haben dürfen. Im Geistigen ist das die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi. Den Mut des Glaubens mit dem teilen, der gerade in Not ist. Die Freude (mit)teilen, ins Haus Gottes gehen zu dürfen. Im Irdischen teilen, indem man ein finanzielles Opfer bringt. Gott wichtiger nehmen als das eigene Hab und Gut. Eine helfende Hand haben, sich von anderer Not berühren lassen. In diesen Tagen muss man nicht lange suchen, um dazu angesichts des Flüchtlingselends Gelegenheit zu finden.
„…denn solche Opfer gefallen Gott.“ Das gilt und ist das Entscheidende. Ja, man kann Gefahr laufen, dass Hilfsbereitschaft ausgenutzt wird. „Wirklich ein Fall echter Not?“, könnte man sich gelegentlich fragen. Unerheblich. Trotzdem immer ein Gefühl für die Sorgen anderer haben, auch deren Herzensnöte. Die Frage, wie geht es dir, ernstlich stellen, nicht als Floskel. Dann kann man Vieles teilen.
Das alles, so der Bischof zusammenfassend, gehört zum Erntedank. Die natürliche Ernte in diesen Tagen ist nur der äußere Anlass, sich mit dem weitergehenden, umfassenden Dank zu befassen. Derzeit gibt es nicht ausreichend Nahrung für alle weltweit. Zwar wächst genug. Das Problem ist die ungerechte Verteilung. Wenn Gott seinen Sohn schickt, wird es keine Ungerechtigkeit mehr geben. Dann werden nur noch Lob und Dankbarkeit sein. Ein ewiges Leben, eine neue Schöpfung, eine neue Kreatur…unsere Möglichkeit, dann wirklich Gottes Größe wahrzunehmen. In dieser Zukunft wird es noch viele Gründe mehr geben, ihn zu loben.
Bezirksevangelist Werner Lampprecht wies auf die Früchte hin, für die der Mensch arbeiten muss: Säen, pflegen, ernten. Aber wachsen lassen kann sie nur Gott. Jesus wusste die Euphorie der Jünger zu bremsen, die meinten, feststellen zu können, dass ihnen nunmehr „die Geister untertan seien“. Freut euch, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind, hieß es vom Gottessohn. Daran auch dann denken, wenn es uns mal gerade nicht so gut geht. Anderer Hilfsbedürftigkeit sehen und sich dort einbringen, wo es gebraucht wird. Unser Dank soll so sein, dass Gott ihn spüren kann als den seiner Kinder, die alle seine guten Gaben zu schätzen wissen.
Die „guten Gaben“, das griff G. Kaltschmitt gern auf angesichts des mit ihnen wunderbar geschmückten Erntedankaltars. Dazu sei hier auf die Fotos im Bericht verwiesen. Der Bischof betonte des Schöpfers tröstliche Zusage, dass, solange die Erde besteht, Aussaat und Ernte nicht aufhören werden. Bis Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen wird. Seine natürliche Schöpfung jetzt kann der Mensch problemlos wahrnehmen. Aber es gilt, auch das Große zu erkennen, das in das ewige Leben hineinleuchtet. Gott selbst kam in die Welt. Behandelt wurde er wie ein Verbrecher. Wir dürfen heute die Frucht aus seinem Opfer genießen. Wir können als Menschen Gott nicht näher kommen als mit der Feier des heiligen Abendmahls. Kein Gewohnheitsritual. Seine Liebe, sein Blut, ihn genießen zu dürfen – noch enger können wir auf Erden keine Gemeinschaft mit Gott haben.
Im Schlussgebet wurde die Bitte formuliert, das Gute sehen zu können, damit man auch das erträgt, was uns nicht erspart werden kann. Jeder möge mit dem Gedanken nach Haus gehen können, dass Gott viel größer ist, als wir es erfassen können. Darüber viel Freude im Herzen verspüren. Den himmlischen Vater, der der große allmächtige Gott ist, richtig sehen können, das wurde den Besuchern des Gottesdienstes gewünscht und ganz schlicht und ergreifend zum Abschied auf den Punkt gebracht: Alles Gute!
Den himmlischen Vater richtig sehen können…der Textdichter des zu Beginn des Gottesdienstes gemeinsam gesungenen Liedes hat es in wunderbare Worte gefasst:
„Weit über Staub und Sternen, da, wo kein Maß mehr misst Und wo trotz aller Fernen sich alles nahe ist, lebst, webst du, Gott, in Räumen, von denen irdscher Sinn nichts weiß und lässt sich träumen, und suchst uns heim dahin.“
(Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche Nr. 280, Vers 4; Text Arno Poetzsch, 1900 – 1956)