Am ersten Sonntag im August fand in Tübingen – trotz der Straßensperrungen wegen eines sportlichen Ereignisses – nach dem Gottesdienst eine Orgelmatinée statt.
Vom 31.7. bis zum 5.8.2015 kommen in Tübingen ehrenamtliche Organistinnen und Organisten aus ganz Süddeutschland zusammen, die sich für ihre Aufgaben im Gottesdienst weiterbilden möchten. Dazu gehört neben den praktischen Unterrichten und theoretischen Informationen auch ein Begleitprogramm, das die Vermittlung von Orgelmusik in die Gemeinden hinein beispielhaft zeigt. Ein Dozentenkonzert in Sonnenbühl am Samstagabend und eine Andacht mit Orgelmusik am Sonntagabend in Neuhausen sind darin enthalten. Und eben auch die Matinée in Tübingen, die von Andreas Ostheimer moderiert wurde. Im Mittelpunkt stand dieses Mal die Orgelmusik nach dem Gottesdienst. Musik begleitet die Gemeinde nach dem Gottesdienst aus der Kirche hinaus. Nun haben deren Mitglieder aber nicht einen einheitlichen Geschmack und nur eine Vorstellung, wie Orgelmusik zu klingen habe. Der Eine freut sich über einen fröhlichen Beitrag, der den Sonntag beschwingt weiterträgt, der Andere möchte mit einem andächtigen Stück oder einem Gesangbuchlied den Gottesdienst nachklingen lassen. Ein Dritter will kurz mit dem Dienstleiter ein Gespräch führen, ihm ist jede Musik zu laut und störend. Der Vierte möchte auch mit dem Dienstleiter, aber vertraulich, sprechen, da sollte Musik gern noch ein wenig lauter sein, so dass nahe dabei Stehende das Gesprochene nicht mitverfolgen können. Wie in allem: Allen gleichzeitig kann man es nicht recht machen. Daher wurde für Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme geworben. Als Beispiele für Musik nach dem Gottesdienst erklangen dazu von F. Mendelssohn Bartholdy ein Satz einer Orgelsonate sowie ein dreisätziges Concerto von J. G. Walther und die Variationen von D. Bédard über Amazing Grace. Ein besonderes Erleben stellte das von Manuel Mader gespielte Concerto dar, denn da wurde kein Strom gebraucht. Dazu betätigten drei Teilnehmer der Orgelwoche die Schöpfanlage der Orgel, mit der sie Luft in den Blasebalg der Orgel pumpen konnten und so Motor und Strom unnötig werden ließen.