Die Mitglieder der Gäugemeinden waren aus Platzgründen nicht am Sonntag zuvor beim Gottesdienst mit Apostel Martin Schnaufer in Tübingen eingeladen gewesen.
Die Herrenberger damit auch nicht. Aber sie sollten noch etwas von dem hören, was in Tübingen im Mittelpunkt gestanden hatte und über den Tag hinaus gilt: Das Glaubensgebäude auf festen Grund bauen und Gottes Wort nicht nur hören, sondern auch tun (Lk 6, 47, 48). Bezirksvorsteher Klaus von Bank leitete den Gottesdienst. Er knüpfte zu Beginn an das gerade verklungene Lied des gemischten Chors an. „Wenn dein Wort soll nicht mehr gelten, worauf soll der Glaube ruhn?“ (aus Nr. 105, Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst, Text Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, 1700 – 1760). Ohne Gottes Wort ist kein Glaube möglich. Dieses allein führt zwar nicht zum Seelenheil. Aber es vermittelt Gottes Willen und führt zum ewigen Heil, wenn der Mensch mit dem, was er tut, göttliches Vorhaben realisiert Nicht nur hören, konsumieren, sondern handeln. Von Kochsendungen im Fernsehen kann niemand satt werden. Sich selbst an den Herd stellen muss schon sein.
Und mit der Gegenleistung für das eigene Handeln ist es auch nicht so einfach. Ich tue und dann? Gibt es automatisch einen Lohn? So nicht. Gottes Liebe soll uns motivieren, nicht die erhoffte Belohnung. Gottes Liebe, die sich daran zeigt, dass er seinen Sohn für die sündige Menschheit geopfert hat. Ginge es um das Gleichgewicht von Leistung und Gegenleistung, wäre, wer weniger tun kann, weil ihm die Kräfte dazu fehlen, ungerechtfertigt benachteiligt. Sollte es ihm etwa schlechter gehen als einem, der arbeiten kann?
Und wer dabei sein Glaubenshaus nicht fest auf einen Felsen gebaut hat – wird mit einem einsturzgefährdeten Gemäuer und den daraus resultierenden Gefahren für Leib und Leben auskommen müssen. Wer kann das für sich wollen?
„Dieser Text aus dem Lukasevangelium ist ein Bibelwort, das gespickt ist mit Aufgaben für das Alltagsgeschehen. Lasst uns versuchen, es in die Tat umzusetzen.“, schloss der Bezirksvorsteher.
Danach begrüßte er herzlich den seitherigen Gemeindeevangelisten von Tübingen, Carsten Dehner, und dessen Ehefrau in Herrenberg, ihrer neuen Gemeinde, in der dieser nun in alter Funktion an anderem Ort tätig sein wird. An Ostern 2013 hatte Apostel Wolfgang Eckhardt C. Dehner in einem Gottesdienst in Tübingen zum Gemeindeevangelisten ordiniert. Der erinnerte sich jetzt noch gut an das, was ihm seinerzeit mit auf den Weg gegeben worden war: „Hab ein offenes Herz, eine offene Tür für deine Glaubensgeschwister.“ Er freue sich, jetzt in Herrenberg sein zu dürfen. Niemand solle sich scheuen, mit seinen jeweiligen Anliegen auf ihn zuzugehen. Die Liebe sei das Zeichen, woran man uns erkennt. „Und sei ein freudiger Verkünder des Evangeliums“, auch das habe W. Eckhardt ihm für seine Tätigkeit mit auf den Weg gegeben. Freudig – nicht denken, die Kirche engt mich zu sehr ein, ich soll Gebote beachten…vielmehr sich gern daran halten, um im Glauben Wunderbares erleben zu dürfen. Wir haben ein gemeinsames Ziel: die Wiederkunft Christi zu erleben und damit bei Gott sein zu können. Das ist eine Bereicherung für unser Leben. In Sorgen und bei Problemen nicht Gottes Liebe in Frage stellen. Es gehört dazu, dass es auch mal schwierig werden kann. Aber Gottes Wort ist die Grundlage dafür, dass unser Glaubenshaus niemals einreißen kann.
Hirte Klaus Giringer, Gemeindevorsteher in Herrenberg, freute sich über und war dankbar für den Zuwachs im Amtsbrüderkreis. Die Gemeinde kann sich auf einen weiteren Pfeiler stützen. Das hilft, das Gemeindeleben zu stabilisieren. Er erinnerte sich an ein Haus an der Westküste der USA, das er gesehen hatte, nachdem zuvor ein Sturm darüber hinweggefegt war. Der Vorbau war weggespült. Das Haus selbst aber stand. Möglicherweise hatte es eine Bodenplatte, über die es fest verankert war. Im Geistigen sind das Glaube, Liebe und Hoffnung. „Lasst uns auf dieser Plattform unser persönliches Glaubensgebäude aufbauen. Gott ist da. Wir können uns immer an ihn wenden.“, hieß es. Und besser, sich nicht zu viel vornehmen, nicht zu viel wollen, da könnte man gänzlich auf der Strecke bleiben. Ein wenig tatsächlich tun, das gilt es zu schaffen, damit das Gebäude stabil bleibt.
Das vertiefte der Chor mit seinem zum Schluss gesungenen Lied:
„Du heil´ger Wille meines Herrn, mein Ankergrund und Fels bist du, der sichre Hort, dahin ich flieh, in dir geborgen find ich Ruh.“
(Chorbuch Nr. 166, Text nach William Tidd Mantson, 1833 – 1899)
Nach dem Gottesdienst freute sich ein zufriedener Bezirksvorsteher, dass der – nunmehr ehemalige – Tübinger Gemeindeevangelist im Gäu einen zu seinem jetzigen Arbeitsplatz günstig gelegenen Wohnort gefunden hat und damit dem Bezirk Tübingen nicht verloren geht. Und K. von Bank überbrachte die Einladung der Herrenberger zu einer Tasse Kaffee (mit etwas Nahrhaftem dabei) im Foyer der Kirche im Anschluss an den Gottesdienst, die gern angenommen wurde.