Euer Kindergottesdienst… …diese besondere Widmung des Gottesdienstes in Nagold an die schulpflichtigen Kinder der beiden Bezirke formulierte Bischof Georg Kaltschmitt.
Zwar nicht zu Beginn so ausgesprochen, aber dennoch, eine „Überschrift“ für diesen Vormittag am letzten Junisonntag 2015 und diesen Bericht, wie sie passender nicht sein könnte. Ein blank geputzter Sonntagmorgen war es in der Nagolder Kirche. Sie liegt fast direkt an der Waldach und zu der Fluss-Seite hin waren die Kirchenfenster vor dem Gottesdienst geöffnet. Die Sonne schien herein und während auf der Orgel geprobt wurde, kamen von draußen Vogelstimmen dazu. Ein Konzert der besonderen Art erfreute den frühen Gottesdienstbesucher. Vor dem Gottesdienst traf man sich schon mal nach und nach im fein herausgeputzten und geschmückten Foyer der Kirche. Der fürs Buffet bereit gestellte Tisch wurde reichlich gedeckt mit vielen guten Gaben. Die Nagolder waren mit Behältern voller leckerer und nahrhafter Dinge in die Kirche gekommen. G. Kaltschmitt hatte morgens früh die Befürchtung ausgesprochen, es könnten mehr Erwachsene als Kinder kommen. Unbegründet. Als der Gottesdienst begann, war eine große Menge von Glaubensgeschwistern im Kindesalter anwesend und nicht nur die, die im Herzen zwar immer noch jung sind, aber doch schon einige Lebensjahre hinter sich haben.
„Da dies alles so eingerichtet war, gingen die Priester allezeit in den vorderen Teil der Stiftshütte und richteten den Gottesdienst aus.“ (Hebr 9, 6)
Nach der Verlesung des Bibeltextes und einleitenden Worten zur Begrüßung verließ der Bischof den Altar und trat zu den Kindern, so, wie es in diesem Gottesdienst grundsätzlich gehalten wurde.
„Ist doch schön, nicht allein als Kind hier zu sein,“ freute sich G. Kaltschmitt für seine jungen Zuhörer. Die Erwachsenen sitzen halt so daneben, denn dies ist euer Kindergottesdienst.
Was ist anders am Sonntag? Von Montag bis Freitag habt ihr Schule. Und am Sonntag? Da ist Gottesdienst, kam die Antwort aus den Reihen der Jüngeren. Und, merkt man das irgendwie äußerlich? Antwort: Man zieht sich etwas anderes an als unter der Woche. Nicht wegen Mama, Papa oder Freund und Freundin, sondern? Für den lieben Gott macht man sich schön, wussten die Kinder. Und dann? Geht es in die Kirche. Ob es da etwas Besonderes gebe. Er, der Bischof, bekomme nichts mit davon, weil er vor dem Gottesdienst im Amtszimmer sitze. Da kamen viele Antworten: Wir begrüßen uns. Freuen uns, die anderen zu sehen. Dass wir da sind. G. Kaltschmitt fragte nach dem weiteren Ablauf des Sonntagvormittags. Vorsonntagsschule für die Kleinen, Sonntagsschule für die Größeren und im Anschluss an den Gottesdienst für die noch Älteren der Religionsunterricht. Nachdem auch das geklärt war, die Kinder wussten gut Bescheid, ging es etwas ans Eingemachte. Ab und an gehe man als Kind ja auch in den „großen“ Gottesdienst. Ob man sich darauf freue. Das folgende „Ja“ klang etwas verhalten. Manchmal sei es da eben auch nicht wirklich spannend und eher langweilig…Der Bischof hatte Verständnis. Er riet, dieses „Problem“ angehen zu wollen , damit man auch aus diesen Gottesdiensten etwas für sich mitnehmen kann. Das sei ein wichtiger Schritt. Womit er beim Thema dieses Sonntagmorgens war: Gottesdienst.
Wie beginnt er: Im Namen Gottes. Das unterscheidet ihn von allem anderen. Dadurch ist er etwas Besonderes. Wertvolles. Heiliges und damit Göttliches. Der himmlische Vater ist dann da, bei uns.
„Bezirksältester Hartmut Knecht, Bezirk Nagold, macht jetzt mal weiter.“ Tat der auch. Er wollte wissen, was ist Predigt? Da erzählt einer was…Sachen aus der Bibel, wurde seitens der Kinder die Frage beantwortet. Vielleicht nicht immer ganz so spannend, gelegentlich mehr zum Einschlafen? H. Knecht wusste ein Beispiel aus dem Neuen Testament: Paulus` Abschlussrede in Troas (Apg 20, 7 ff). Darüber wird berichtet, die habe sich von Mittag bis Abend hingezogen, da der Apostel am Folgetag abreisen wollte. Ein junger Mann saß oben in einer Fensternische, schlief ein, fiel hinunter, große Aufregung. Paulus blieb ruhig: Kein Stress, er lebt noch. Und hatte Recht.
Zusammengekommen war man damals, um „das Brot zu brechen“. Die Kinder wussten, dies bedeutet, das heilige Abendmahl zu feiern. „Erfunden“ von Jesus. Wozu? Auch das wurde im Dialog mit den Kindern geklärt: Weil vorher die Sündenvergebung stattfindet. Das heilige Abendmahl ist dann das Gedenken an Jesus. Es soll uns Kraft geben, ihm ähnlicher zu werden und weniger Sünden zu begehen. Eine große Herausforderung, dessen waren sich auch die Kinder schon sicher. „Und jetzt höre ich schnell auf, damit hier bloß niemand einschläft.“
Nun war Klaus von Bank „dran“, Vorsteher des Bezirks Tübingen. Vom Bischof vorgestellt als dreifacher Großvater, sein Amtskollege aus Nagold sei dafür dreifacher Vater.
Zuvor zitierte der Bischof ein weiteres besonderes Bibelwort für diesen Gottesdienst: „Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei vor ihm stille alle Welt.“ (Hab 2, 20)
Der Tübinger Bezirksälteste freute sich erst einmal über den herzlichen Empfang im Nachbarbezirk. Er würdigte den dortigen zahlreichen Nachwuchs an Organisten, die in diesem Gottesdienst zum Einsatz kamen. Ohne Orgel sei das ganz schlecht im Gottesdienst, klang eine der Sorgen eines jeden Bezirksvorstehers an. Zum Thema Müdigkeit im Gottesdienst wusste er aus eigener Erfahrung auch etwas beizusteuern. Ein warmer Sonntagmittag in Zeiten, als zwei Mal sonntags Gottesdienste stattfanden. Der Gottesdienstleiter war nicht nur Priester, sondern auch Schullehrer des damals so zehn/elf Jahre alten Jungen. Der wurde jäh aus einem leichten Dämmern geweckt, als es vom Altar hieß: „Um das Thema Müdigkeit müssen sich schon die Kinder sorgen. Fragt mal den Klaus.“
Mit dem Thema Sündenvergebung ging es weiter. Wozu gibt es sie? Sünde trennt uns von Gott. Sie macht unfrei und lässt uns nicht in den Himmel kommen. „Sündigt ihr überhaupt?“ Lebenswirklich war die Antwort: „Sünden macht doch jeder.“ Wer meint, keine zu begehen, ist realitätsfern, wussten schon die Kinder. Zur Sprache kam auch das Thema Unterlassungssünde: Was Gutes tun können, aber es bleiben lassen, das war allen klar. Anderen eben nicht helfen. Keine Krumbeerenkäfer einsammeln für die Oma, ein Beispiel aus der ländlicheren Welt kam da von einem Jungen. Fazit – man kann sich noch so sehr anstrengen, von morgens bis abends, und hat sich doch falsch verhalten. Für Kinder entscheiden noch Vieles die Eltern. Ist man ihnen dafür dankbar? Eine verblüffend einfache Antwort, vielleicht etwas am Kern der Frage vorbei, aber einleuchtend: Ohne Eltern gäbe es die Kinder ja nicht. Dann müssen sie auch zusehen, dass alles richtig läuft…steckte wohl hinter dieser Erwiderung.
Bischof Kaltschmitt leitete zur Sündenvergebung und zur Feier des heiligen Abendmahls über. Das komme nach dem „Predigtteil“ des Gottesdienstes, wussten die Kinder. Warum redet Gott im Gottesdienst mit uns und wir gehen dort hin? Weil er uns lieb hat. Will, dass wir uns ändern, damit wir durch das Opfer seines Sohns ewig bei ihm in Frieden und Freude sein können.
Das heilige Abendmahl nach der Sündenvergebung feiern wir mit Brot und Wein, in Form der Hostie. Damit Leib und Blut Jesus` in sich aufnehmen mit der Hostie und dadurch ein Stück von ihm bekommen. Und damit göttliche Kraft, hieß es weiter.
Gemeindegesang, Orgel, Kinderchor, Querflöte, Klavier, Kontrabass, ein eigens für diesen Tag liebevoll zusammengestelltes Liedheft…das alles trug zur musikalischen Gestaltung des Gottesdienstes bei. Der Bischof freute sich darüber und wusste alle Mühen der Vorbereitung wertzuschätzen.
Dass die Nagolder Gastfreundschaft eine besondere ist, davon konnte sich nachher jeder beim gemeinsamen Essen und Trinken überzeugen. Ganz herzlichen Dank an die Bezirksnachbarn.