„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt, auch euch hat Jesus Christus in seinen Dienst gestellt, zu leben und zu künden sein Evangelium, zu zeugen von der Wahrheit, zu mehren Gottes Ruhm.
“
(Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst Nr. 392, Vers 2, Text Martin Arzt, geb. 1959)
Dieses Lied sang, u. a., der gemischte Chor im Gottesdienst, in dem es darum ging, anderen nahe zu bringen, was man selbst erfahren durfte und darf. Nach Herrenberg eingeladen waren die Mitglieder aller Gäugemeinden.
„Ein ganz herzliches Willkommen an diesem Sonntag, der uns gut tut“, begann der Apostel. In einer Zeit, die von Unsicherheit geprägt ist, ein sicheres Gefühl bekommen können: Gott ist in der Lage, jeden mit dessen individuellen Sorgen und Wünschen persönlich anzusprechen. Er soll unsere Seelen erreichen, seien sie voller Freude oder mit Sorgen belastet. Damit wir nach dem Erleben des Gottesdienstes empfinden, dass Gott alles gesehen hat.
„Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich erwählt, dass du seinen Willen erkennen sollst und den Gerechten sehen und die Stimme aus seinem Mund hören; denn du wirst für ihn vor allen Menschen Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast.“ (Apg 22, 14 u.15)
Um diese Worte Paulus` aus seiner Verteidigungsrede nach einer Verhaftung ging es im Gottesdienst. Der Apostel erzählt dessen persönliche Geschichte: Als Saul zog der los nach Damaskus im festen Glauben, Gottes Willen und damit das Richtige zu tun, wenn er Christen bekämpfte. Und wurde auf dem Weg dorthin bekehrt. Hananias, ein gottesfürchtiger Mann, angesehen bei den Juden, kam dann in Damaskus zu ihm und sprach ihn an: Saul, lieber Bruder, sei sehend. Danach sprach Hananias die Worte, die im Textwort des Gottesdienstes wiedergegeben sind. Und Paulus wurde wirklich ein Zeuge, in Kleinasien und Europa. Dass ausgerechnet der ein Erwählter sein sollte, der zuvor bestimmt vielen Menschen Böses angetan hatte, das glauben? Aber Gott wusste, dass dieser der richtige Mann war. Es war seine Erwählung und damit war alles andere uninteressant.
Gottes Erwählung ist nach neuapostolischem Katechismus ein Mysterium. Nicht beweisbar. Man muss es glauben. Er hat dich, wie Paulus, so erwählt wie du bist. Gott hat sich ganz persönlich für dich entschieden. Warum? Damit du seinen Willen erkennst. So wirst, wie sein Sohn es war. Jesus hat durch sein Leben einen Blick auf das göttliche Wesen ermöglicht. Er hat gezeigt, wie man Gottes Willen tut. Jesus war als Sohn Gottes beides: Gott und Mensch. Das sind wir nicht. Wohl aber Gottes Kinder. Daran erinnert uns der Heilige Geist, damit wir in das göttliche Wesen hineinwachsen können. Fragen wir uns, ob Jesus` Leben in uns sichtbar wird. Göttliches Wesen ist mit göttlichem Frieden verbunden. Jesus zeigte den Weg zu seinem Vater: Zu Beginn muss der Glaube vorhanden sein. Beweise gibt es nicht.
Was uns widerfährt, sollen auch andere erleben dürfen. Wenn sie es denn wollen. Den Nächsten, dessen wir uns annehmen, müssen wir nicht suchen. Er ist schon da. Denn Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Sortieren steht uns nicht zu. Diesen Willen Gottes ernst zu nehmen, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Den Nächsten auch tatsächlich wahrnehmen zu können ist nicht leicht. Das bedarf auch einer gewissen „Ausbildung“. Dazu gehört lernen, Gottes Liebe auch sehen zu können. Nicht sich auf den Standpunkt zurückziehen, dass, wenn Gott die Liebe ist, dürfte dies und jenes nicht geschehen. Seine Liebe zeigt sich nicht in irdischen Dingen. Er hat die Ewigkeit im Blick und möchte uns dahin entwickeln. Das setzt einen Lernprozess voraus. Mal eine tolle Erfahrung zu machen ist nicht damit gleichzusetzen, etwas wirklich begriffen zu haben. Über den Tellerrand hinaussehen und wie Gott immer den Blick auf das Ziel richten. Zu sehen, zu hören und daraus zu lernen. Im Gottesdienst sein Wort wahrnehmen und nicht etwa die persönlichen Defizite anderer sehen. Seinen Willen aus seinem Wort entnehmen. Den lieben Gott wirklich hören . Seine Stimme verlautbart keinen Unfrieden. Darum kämpfen, wirklich ihn zu hören. Ohne Lernprozess ist das alles nicht möglich.
Zeugen sollen wir sein. Das Evangelium leben und erleben. Mit Gott darum ringen, seinen Frieden in einem Gottesdienst zu spüren. Es gibt keinen Anspruch darauf, dass er uns ihn schenkt. Vielmehr nur die demütige Bitte: Gib uns dein Licht und deinen Frieden. Und Freude – wenn die verloren geht, sehen wir Gottes Liebe nicht mehr. Die innere Waagschale gerät aus der Balance. Wir wollen sehen, hören und die richtigen Prioritäten setzen. Dann können wir Zeuge sein. Authentisch sein, um auch vermitteln zu können, das lebt in mir. Deshalb verhalte ich mich so. Deshalb reagiere ich so. Das bedeutet, Zeuge zu sein. Es führt mich ins Leben Jesus`. Damit er wiederkommt und wir dann so sind, dass wir vom irdischen ins himmlische Leben gelangen können.
Bezirksvorsteher Klaus von Bank freute sich über den Festtag an diesem Sonntagmorgen. Es sollte vier Kindern der Heilige Geist gespendet werden, davon einem auch die Heilige Wassertaufe. Er griff noch einmal auf, dass Hananias seinerzeit Saul als Erwählten sehen konnte, der dies aber auch annehmen musste und konnte. Und der es als Paulus schwerer hatte als die ersten Apostel. Zu Jesus` Zeiten gehörte er nicht zu ihnen und musste deshalb um Akzeptanz kämpfen.
Die Erwählung als solche ist kein elitärer Schritt. Es bedeutet, nicht von, sondern zu etwas bestimmt zu sein: Mit seinem Leben, in Gänze, Zeugnis von der Erwählung zu geben. „Und wenn Gott uns dazu seine Gnade schenkt, dann haben wir alle Möglichkeiten, unser Glaubensziel zu erreichen.“
Zur Feier des heiligen Abendmahls überleitend hieß es vom Apostel weiter: Es gilt, vergeben zu wollen. Kleinigkeiten können das verhindern. Vorurteile, auf die man sich „blind“ verlassen könnte. So nicht.
Jesus identifiziert sich mit den Seinen. Er fragte Saul vor dessen Bekehrung, warum verfolgst du mich ? Das heilige Abendmahl ist die innigste Lebensgemeinschaft mit dem Gottessohn, der jedem, der Reue zeigt, Vergebung schenkt.
Nachdem Väter und Mütter, mit ihren Kindern auf den Armen, an den Altar getreten waren, damit diese getauft und/oder versiegelt würden, erklang, zwar nicht in deutscher Sprache gesungen, aber von der Melodie her für jeden erkennbar „Der Heiland sorgt für dich…“ (Neuap. Chorbuch Nr. 158, Text nach unbekanntem Dichter von Gustav Mankel, 1907 – 1987). Da eins der Kleinen einen italienischen Vater hat, gab es als überraschendes „Taufgeschenk“ für alle, zusätzlich zum „normalen“ gemischten Chor auf der Empore, im linken Teil des Kirchenschiffs den Italienischen Chor, der sich im Großraum Stuttgart, derzeit unter Leitung von Werner Schauberle, Gemeinde Sindelfingen, zusammengefunden hat. Alles „Schwobe“, war später von einem Chormitglied zu erfahren. „Gott ist nicht so, dass er sagt, wir sind Freunde, solange du nicht in Not kommst.“, so der Apostel in seiner Ansprache an die Eltern. Und er machte ihnen Mut: Was ihr tut, ist nicht vergeblich. Auch, wenn das Kind mal mit Worten nach Haus kommt, die es besser nicht gebrauchen sollte. Wenn ihr Zeugen Jesus` seid, dann sorgt so etwas nicht für Irritationen. Man kann den Kindern auch nicht jede Niederlage ersparen. Wohl aber ihnen das Bewusstsein vermitteln: Der Heiland sorgt für dich!
Nach der Spendung der Sakramente wusste M. Schnaufer zu würdigen, dass sich alle Kinder währenddessen mucksmäuschenstill verhalten hatten. Aber, falls nicht, niemand hätte es ihnen übel genommen. Jeden Tag den Herrn erleben können, das wurde Eltern und Kindern abschließend gewünscht.
Ein Diakon aus der Gemeinde Jettingen wurde in den viel zitierten wohl verdienten Ruhestand verabschiedet. Er hatte 36 Jahre als Amtsträger gewirkt. Im festen Glauben und mit großer Beständigkeit. Immer sehend, wo es etwa etwas zu tun gäbe. Sozusagen ein „Oberdiakon“, wie der Apostel ihn würdigte. Mit selbstlosem Einsatz und als Vorbild für alle. Diese Haltung endet nicht mit dem Erreichen einer Altersgrenze, dessen war sich M. Schnaufer gewiss.
Er bedankte sich nach dem Gottesdienst besonders bei „den italienischen Gästen“ für die lebhafte musikalische Mitgestaltung. Die wussten das mit ihrem gesungenen Schlusspunkt zu danken:
„Herr, deine Güte reicht, so weit, so weit der Himmel ist…“
(Neuap. Chorliederbuch Nr. 146, Text nach Ps 36,6)
Ein gewaltiges, temperamentvoll, wenn auch (s.o.) von Nichtitalienern gesungenes, dennoch südländisch anmutendes „Halleluja“ zum Schluss des Liedes musste einfach jeden als fröhlich gestimmten Gottesdienstteilnehmer den Nachhauseweg antreten lassen. Ging gar nicht anders.