„Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir…“ Am Abend des letzten Aprilsonntags 2015 fand zum ersten Mal im Rahmen der „Stunde der Kirchenmusik“, Tübingen, ein Konzert für Harfe statt.
Petra Kruse, bekannte Harfenistin in der Region Tübingen, spielte Werke von Debussy, Bach, Fauré und anderen. Kirchenmusik ohne Harfe dürfte eigentlich kaum denkbar sein, denn 46-mal wird dieses Instrument im Alten Testament erwähnt. Die Harfe gehört zum fest stehenden Abbildungskanon des Königs David, der fast nur mit ihr dargestellt wird. So oft wie sie in der Bibel erwähnt wird, müsste es doch eigentlich selbstverständlich sein, dass man sie oft und vielfach in der Kirche hört. Doch so ist es leider nicht. Es muss schon etwas Besonderes sein, um eine Harfe in der Kirchenmusik bewusst zu hören.
Was ist das Besondere an der Harfe? Einer laut singenden Gemeinde kann eine Harfe mit ihrem feinen, leisen, filigranen Ton wenig entgegensetzen. Sie ist eher befähigt, Stimmungen zu erzeugen, Stille einkehren zu lassen und Architektur mit Klanggirlanden zu schmücken. Und das war in den Werken der französischen Komponisten Debussy und Fauré deutlich zu hören. Bei den Stücken von Bach konnten die klangliche Vielfalt und die feine Differenzierung in der Tongebung wahrgenommen werden.
Im Neuen Testament sind im Gegensatz zum Alten nur vier Stellen zu finden, an denen die Harfe erwähnt wird. Der Blick auf die Harfe scheint ein anderer geworden zu sein, denn drei dieser Texte sind in der Offenbarung zu finden. Die Harfen gehören darin zur Schilderung des Himmels, des Zukünftigen. Von daher scheint das, was wir heute schon als ein Klischee wahrnehmen, seinen Ausgang zu haben: Die Harfe ist zum Instrument der Engel geworden.
Mendelssohns Motette "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir" erklang in einer Bearbeitung für Harfe und gab mit dem Text aus Psalm 91 auch dem gesamten Abend seine Überschrift.