„Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendige Tiere, ein jegliches nach seiner Art.
“ (1. Mos 1, 24)
Nur ein kleiner Bruchteil davon war Thema und Anschauungsobjekt beim Besuch des Zoomobils in der Nagolder Kirche. Aber das reichte durchaus für einen spannenden Nachmittag. Es trafen sich rund neunzig Teilnehmer, Kinder und BetreuerInnen, aus den Bezirken Nagold, Freudenstadt und Tübingen. Von den Gastgebern war alles gut organisiert worden. Snacks und Getränke standen im Foyer der Kirche bereit. Hunger und Durst sollten die Freude am Ausflug in die besondere Art der Zoologie nicht mindern. Für die Tübinger Kinder, mehr als zwanzig insgesamt, gab es noch ein Extra: Der Unkostenbeitrag von eigentlich fünf Euro betrug für sie zwei Euro weniger, weil sich insoweit ein edler Spender gefunden hatte. An den Anonymus auch von dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.
Auf dem Vorplatz der Nagolder Kirche fehlte das Schild „Achtung, frei laufende Kinder und ebensolche Bälle!“ Es herrschte dort gegen 14 Uhr ein munteres Treiben bei frühlingshaften Temperaturen. Um 14.15 Uhr sammelten sich alle erst einmal in der Kirche. Es gab ein Gebet, gesprochen vom Nagolder Gemeindevorsteher. Dann folgten die Regieanweisungen. Hier hatten Michaela und Martin das Wort: Um 15.00 Uhr sollte das Zoomobil vor Ort sein. Bis dahin konnte auf dem Kirchengelände gespielt werden, aber nur dort. „Nicht auf der Straße und an der Nagold!“ Man hielt sich dran, auch an die Anweisung zum „geordneten Abmarsch“ nach draußen. Im Nu war mit gemeinsamen Spielen die Zeit vorbei und Daniel Schmenger, Naturpädagoge, war aus Stuttgart mit seinem Zoomobil angereist gekommen. Das bestand aus einem Auto mit vielen Transportkisten an Bord, die nun alle auf einem Tisch in der Kirche aufgebaut wurden. Schmenger, tierbegeistert von klein auf an, hatte sich zunächst mit der Fauna in seiner näheren Umgebung begnügt, wovon er zur „Freude“ seiner Familie immer wieder gern etwas mit nach Haus brachte. Das reichte nicht. Schon früh mussten es ganz besondere Arten von Tieren sein. Zwar machte er noch eine Ausbildung im Gartenbaumanagement, aber letztlich wurde Arbeits- und Lebensinhalt die kleine „Arche Noah“, sein Zoomobil. Das notwendige Wissen dazu hat er sich autodidaktisch erarbeitet.
Gegen 15 Uhr war es dann so weit. Es herrschte gespannte, aber auch lautstarke Erwartung bezüglich dessen, was nun kommen würde. Auf einem Tisch vorn standen diverse „Schatzkisten“ in verschiedenen Größen. Außerdem hatte sich „Emma“, die vierbeinige haarige Assistentin, parat gelegt. Später sollte sie munter zwischen den Reihen umherlaufen, sich von jedem streicheln lassen. Eine Eigenschaft, die etwas im Widerspruch zu denen der anderen Protagonisten stand. Die wirkten eher stoisch, vom Vortragenden damit erklärt, dass es sich um nachtaktive Tiere handelt, die jetzt eigentlich ihre Schlafenszeit hatten.
Was konnte man an diesem Nachmittag alles über die kleinen Tierchen lernen. Insekten haben sechs, Spinnen acht Beine. So zum Beispiel der theoretische Unterricht, immer im Dialog zwischen Schmenger und dem aufmerksamen Publikum.
Dann ging es zur Sache. Wie der Naturpädagoge sich die notwendige Ruhe verschaffte? Ganz einfach (und zur Nachahmung in der Sonntagsschule durchaus zu empfehlen): „Augen zu. Mund zu!“. Das funktionierte, aber wie. Die berühmte Stecknadel hätte man fallen hören können. Erst wenn totale Stille eingekehrt war, durfte man sich melden. Jeweils eine/r wurde von Schmenger ausgesucht. Die/der wählte drei „Kollegen/innen“ aus und jeweils zu Viert ging es nach vorn. Die erste Kiste… beim Öffnen und Hineinschauen ließen die Gesichter vermuten, dass man mindestens den Inhalt der Büchse der Pandora zu erwarten hatte – und – es waren Leckerlis für Emma. Die wurden im Publikum verteilt, damit sie auch gern durch die Reihen lief und gestreichelt werden konnte.
Aus der nächsten Kiste kam eine Gespenstschnecke. Heimat Australien. Man erfuhr, dass sie dort im Eukalyptusbaum lebt und sich von dessen Blättern ernährt. Lebensalter achtzehn Monate, die Weibchen, Männer leider nur drei bis sechs Monate. Und noch dazu eigentlich überflüssig, weil sie zur Fortpflanzung nicht benötigt werden. Wozu eventuell sonst, blieb ungeklärt.
Das nächste zu bestaunende Lebewesen war eine Tiger-Achat-Schnecke, das größte auf dem Land lebende schleimige Tier dieser Art. In Afrika lebt sie auf Bäumen im Wald. Bis zu einem Kilo schwer wird sie - nach zehn Jahren. Über eine von vier Kindern gebildete „Handstrecke“ kroch – schlich – das Tier. Zwischendurch dann wieder Lehrreiches in der Theorie: Tiere mit Innenskelett, z. B. Emma. Außenskelett - Schnecke. Schon wieder was gelernt.
Dann eine Königsnatter. Harmlos im Vergleich zu der ihr ähnelnden Korallenschlange. Wieder eine „Handstraße“, dieses Mal nicht am Boden kniend gebildet, sondern vor den Oberkörpern. Über die Handrücken sollte die Schlange schlängeln. So blieb sie trocken, denn die Handinnenseite ist immer etwas feucht. Orange-schwarz-weiß-gestreift ist sie und lebt im Hochland von Mexiko, wird 300 g schwer und bis zu 1,20 m lang. Kauen kann sie nicht, aber sehr wohl alles verdauen. Mäuse, Ratten…
Einen 1000-Füßer gab es auch noch. Die deutschen sind ziemlich klein. Prachtexemplare leben im Kongo. Bis zu zehn Jahre werden sie alt und sie wachsen ihr ganzes Leben lang. Immer, wenn sie sich häuten, gibt es einen neuen Ring mit zusätzlichen Beinen. Tausend ist etwas übertrieben, tatsächlich gezählt wurden bislang maximal 730 Beine. Ernährt wird sich in der Hauptsache von Erdmännchen. Und allem, was sonst keiner haben will.
Noch eine Kiste wurde geöffnet. Man war jetzt schon Vieles gewöhnt, aber das… flatterig, schwarz, irgendwie nicht greifbar – der Meister selbst nahm das Ganze in die Hand, völlig furchtlos. Bestand auch kein Anlass sich zu ängstigen. Es waren zusammengeballte Straußenfedern…
Ob es Spaß gemacht habe? Was für eine Frage. Sie wurde mit Applaus beantwortet. Eine kurze Pause und dann sollten die gefährlichen Tiere an die Reihe kommen. U. a. eine Königspython war mit nach Nagold gereist. Die Kinder konnte jetzt nichts mehr erschrecken. Sie freuten sich auf das, was nach der Pause kommen sollte. Für die schwachen Nerven des Chronisten hingegen war das nichts. Der befand, dass er erst einmal genug erfahren hatte und er sich die lebensgefährlichen Tiere ersparen wolle. Weshalb der Bericht an dieser Stelle endet.
Ein herzliches Dankeschön an die freundlichen Nagolder Gastgeber und die Tübinger Glaubensschwestern vom kids-aktiv-Team für einen alles andere als langweiligen Nachmittag mit dem Inhalt des Zoomobils.