Am ersten Februarsonntag 2015 war auf der A 81 am Sonntagmorgen sowohl in Nord-Süd-Richtung als auch umgekehrt etwas mehr los als üblich: Bezirksvorsteher Klaus von Bank und sein Vertreter, Werner Lampprecht, leiteten die Gottesdienste in St. Georgen bzw.
Wehingen (Bezirk Villingen-Schwenningen). In den Bezirk Tübingen kamen Hans-Dieter Zöphel (Gemeinde Öschelbronn zusammen mit den Glaubensgeschwistern aus Gäufelden-Nebringen), Dieter Winzenried (Gemeinde Mötzingen) und in die Gemeinde Nufringen, dorthin waren auch die Gärtringer eingeladen, Holger Knop. Letzterer ist Leiter des Bezirks Villingen-Schwenningen, die beiden anderen sind seine Stellvertreter. Der nachfolgende Bericht betrifft den Gottesdienst in Nufringen, von den anderen „ausgetauschten sprechen“ die Fotos.
„Frisch von dem Thron des Lammes, lauter wie ein Kristall fließet der Strom des Lebens, heilbringend überall.“
(neuap. GB Nr. 129, Text Horatius Bonar, 1808 – 1889)
hatte zu Beginn des Gottesdienstes ein großer gemischter Chor, bestehend aus Nufringern und Gärtringern, frisch und lebendig gesungen. Der Besuch aus dem Baar (und drumherum)-Bezirk griff das gern auf: Was Gott uns sagen möchte, soll „frisch“ sein, auch dann, wenn man Vieles davon schon kennt und zum Teil Jahrzehnte lang in den Gottesdiensten gehört hat. Trotzdem – was vom Thron Gottes kommt, immer wieder, ist jedes Mal „frisch“ – es bedarf der Wiederholungen und Denkanstöße, um schon oft Gehörtes auch zu verinnerlichen und sich wirklich damit auseinanderzusetzen. „Lasst uns unsere Herzen weit öffnen, damit Gott uns berühren kann.“, lautete der Appell.
„Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ (1. Kor 11,26) Dieser Bibeltext war zu Beginn verlesen worden. Er ist auch ein fester Bestandteil der Liturgie der Gottesdienste in der Neuapostolischen Kirche. Vor der Feier des heiligen Abendmahls in jedem Gottesdienst so ausgesprochen. Und dennoch, keine „gewohnheitsmäßige Floskel“. Vielmehr ist es wertvoll, diese Aussage näher zu beleuchten, sie ins Herz und ins Bewusstsein zu bringen. Was löst sie in mir aus? Was in anderen? Sich darüber mal miteinander austauschen, wäre eine Möglichkeit, sie wertschätzen zu können. Sich klar machen: Es ist Jesus, beim heiligen Abendmahl mit der Hostie in Brot und Wein dargereicht. Nehme ich das mit in mein Leben? Seine Kraft, wirkt sie sich auch auf meinen Alltag aus? Oder bekommen dort der tägliche Ärger, die verschiedenen Probleme im menschlichen Leben schon gleich am anderen Tag wieder die Oberhand.
Im heiligen Abendmahl wird Jesus` Opfer präsent. Für dich und auch für mich. Leben wir dieses Gemeinsame. Das heilige Abendmahl ist das Zeichen der Liebe Gottes und der seines Sohns zu den Menschen. Nehmen wir seine Liebe bewusst wahr. Im Alltag kann das schnell verblassen. Das heilige Abendmahl bedeutet, Gott ist da. Der mit dem Opfer seines Sohns, der Vergebung der Sünden, Großes, Unfassbares getan hat und es weiter tun wird. Im Alten Testament erinnerte man sich auch an Geschehenes, an Gottes Wunder, die er bewirkt hatte. Aber Jesus` Opfertod ist mehr – er bestimmt die Gegenwart und weist in die Zukunft. Verkündigt den Tod des Herrn, bis er kommt – bedeutet, sich sein Wesen zu eigen machen. Das Wesen dessen, der Gott und Mensch war. Der alles erlebt hat und nachempfinden kann. Der bis zu seiner Wiederkunft Gnade schenken wird. Den Tod des Herrn verkündigen bedeutet auch, von dem Glaubensziel, Jesus` Wiederkunft, um auf ewig bei ihm sein zu können, zu zeugen. Sich in ihm freuen zu können. Die besondere Nähe zu ihm als Stütze in schwierigen Situationen zu erleben. Nicht aufzugeben, wenn es problematisch wird. Auch schwere Stunden haben ihren Wert. Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Unversöhnlichkeit erleben müssen und doch sich sicher sein können: Er, Gott, ist da. Zur Feier des heiligen Abendmahls gehört auch, sich selbst zur Versöhnungsbereitschaft durchkämpfen zu können. Das kann ein langwieriger Prozess werden. Nicht überheblich sein. Auf die zugehen können, die am Rande der Gesellschaft stehen. Im Gebet für den anderen da sein. Es kann so viel bewirken: Gott kann uns Segen und Kraft geben, uns die Liebe seines Sohns erkennen zu lassen, auch, um sie weiterzugeben an andere. Dafür dankbar sein und Gottvertrauen bewahren, auch wenn wir Lasten zu tragen haben, denn: Gott ist da. Wir dürfen seine Nähe und Liebe im heiligen Abendmahl immer wieder erfahren.
Gemeindevorsteher Dietmar Marquardt, Nufringen, freute sich, dass das Zusammenwachsen des nunmehr aus zehn Bezirken bestehenden „neuen“ Apostelbereichs Freiburg-Tübingen schon einen guten Anfang genommen habe. Wie auch der Gottesdienst an diesem Morgen zeige: Ein aus dem „alten“ Nur-Freiburger- Bereich in den „alten“ Nur-Tübinger-Bereich gekommener Bezirksvorsteher, der den Gottesdienst leitet, na und? Nichts anderes als „Herzlich willkommen!“ D. Marquardt sprach vom heiligen Abendmahl als einem Gedächtnis- und einem Bekenntnismahl. Er ging auf das damalige Geschehen ein, als Jesus mit seinen Jüngern zusammen war. Sozusagen in „vertrauter“ Runde, so, wie wir heute vielleicht im kleinen Kreis von Freunden und Bekannten. Da hatte Petrus kein Problem, sich zu Jesus zu bekennen. Als der Jünger dann, allein auf sich gestellt, Position zum Gottessohn beziehen sollte, da wurde er schwach. Er verleugnete ihn. Aber, es gab eine Entwicklung: Später, vor den Hohen Rat gestellt, konnte Petrus bekennen, dass allein Jesus Christus der Maßgebende ist. Der Jünger und spätere Apostel hatte dazugelernt.
Und, ganz wichtig: Der Mensch trägt beides in sich, Hass, Eifersucht, Zwietracht, Unversöhnlichkeit wie auch Liebe, Frieden und Versöhnung. Es ist seine Entscheidung, welchen Gefühlen er Raum gibt, sie nährt. Der Rat des Gemeindevorstehers: Auf den anderen zugehen, eventuelle Missverständnisse ausräumen und den Mitmenschen wertschätzen.
Nach dem Gottesdienst freute sich der Besuch aus dem „anderen“ Bezirk, dass die Entfernung zum Tübinger gar nicht sooo groß sei. Das sei gut zu schaffen, eine dreiviertel Stunde Fahrt. Und außerdem ohnehin dann kein Thema mehr, wenn wir alle auf ewig bei Gott sein dürfen. Bis dahin und für die Rückreise wusste der Chor für jeden Nachhauseweg der Gottesdienstbesucher, sei er nun kurz oder etwas länger, eine musikalische Gewissheit mitzugeben.
„Der Herr ist mein Hirte, mir mangelt nichts mehr. Er heget und pfleget, er liebet mich sehr,…“
(neuap. Chorbuch Nr. 161, Textdichter unbekannt)