Im Rahmen des Bezirksämteraustauschs Tübingen/Lörrach gab es noch einen „Nachtrag“ im Jahr 2015: Bezirksevangelist Berthold Krumm kam als Letzter von Dreien aus Südbaden bis fast ganz ans andere Ende des noch relativ neuen Apostelbereichs Freiburg/Tübingen, und zwar in die Gemeinde Ammerbuch-Pfäffingen. Seine beiden „Amtskollegen“ hatten sich noch im alten Jahr ins Schwäbische gewagt (siehe früherer Bericht) wie umgekehrt auch die Tübinger Bezirksvorsteher bis kurz vor die Schweizer Grenze.
„Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.“ (1. Joh 4,21)
Wenn auch aus unterschiedlichen Richtungen in Ammerbuch-Pfäffingen zusammengekommen, so doch als eine Gemeinschaft im Glauben. Ein Reichtum, der nicht selbstverständlich ist, hieß es zu Beginn. B. Krumm bezog sich dabei auf das zuvor vom gemischten Chor mit Klavierbegleitung gesungene Lied „Ich glaube fest…“ (Neuap. Chorbuch Nr. 332, Text Martin Bogdahn, geb. 1936). Man könnte die Welt auch von einer anderen Seite sehen, Gott nicht in den Mittelpunkt stellen, sondern ihm eine Nebenrolle zuweisen. Glaube soll nichts Theoretisches, Hochtheologisches sein. Vielmehr im täglichen Leben präsent, oft nur in Kleinigkeiten gelebt. Es ist ein Geschenk Gottes, glauben zu können. Das gibt Sicherheit, Perspektive und Freude in der Seele. Dabei ist jeder Gottesdienst ein Fest der Gemeinschaft mit Gott und seinem Sohn und, nicht zuletzt, der untereinander. Geborgenheit spüren und göttliche Impulse in den Alltag transferieren, das soll ein Gottesdienst bewirken können.
Jahresanfang, 365 Tage, die vor einem liegen. Bange Gefühle aufgrund der Ungewissheit könnten aufkommen. Deshalb Horoskope, Wahrsager zu Rate ziehen – brauchen wir nicht. Gott hat für jeden seine individuelle Botschaft. Wenn der Mensch sie denn glauben und wahrhaben will. Ein Fischer – Petrus – fing auf Jesus` Wort hin entgegen allem Fachwissen so viel aus dem See, wie es eigentlich nicht sein konnte. Und doch. Wenn wir Gottes Wort Platz einräumen – auch wenn es von einem Badener in Schwaben verkündet wird, hieß es mit leichtem Schmunzeln – dann sorgt er für uns im richtigen Augenblick. Der himmlische Vater erfüllt sein Wort.
Entscheidend ist die richtige, intensive Beziehung zu Gott und seinem Sohn. Dann kann man zur Erkenntnis kommen. Wie in einer Liebesbeziehung. Die muss sich auch nach und nach entwickeln: gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen. Nicht bei Äußerlichkeiten stehen bleiben, sondern den Schatz im anderen entdecken, der sich nicht jedem sofort erschließt. So wachsen zwei zu Einem zusammen. Jesus erkennen, ist keine theoretische Angelegenheit. Dazu gehört, ihn im Gottesdienst wahrnehmen zu können. Miteinander reden… wie betest Du? Sprachlosigkeit ist ganz schlecht in einer Beziehung. Wie opferst du? Auch deine Zeit? Man gibt damit nur einen kleinen Teil dessen zurück, was Gott schenkt. Ihm die Möglichkeit geben, sich im eigenen Leben entfalten zu können. Ihn als täglichen Ratgeber haben wollen. Damit erschließt sich eine Zukunft in ewiger Gemeinschaft mit Gott und seinem Sohn. Eine liebende Braut hat sich entschieden: Dabei, bei ihm, meinem Bräutigam, bleibt es. Sie grenzt sich ab und muss nicht alles mitmachen, was ihr angeboten wird. So wächst auch die im Bibelwort vorausgesetzte Liebe zu Gott.
Woraus das Gebot folgt, auch seinen Bruder zu lieben, wie es weiter im Brief des Johannes heißt. Wiederum nichts Theoretisches. Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. Er fordert Nächstenliebe. Die entspricht seinem Willen. Christus wünschte sich, dass alle in ihm fröhlich sein können. Niemand soll ausgeschlossen sein. So will der Sohn Gottes seine Braut in die Herrlichkeit führen. Dabei ist das Gebet eine ganz entscheidende Säule. Bitten, die vor Gott nichts und niemanden ausgrenzen. Ihm dankbar sein können in allen Dingen. Auch wenn seine Wege uns zunächst nicht gefallen könnten. Er ist uns voraus, hat eine andere Warte. Und letztlich können wir feststellen, dass er es besser gemacht hat als je unsere eigene Planung es hätte schaffen können. Geduld ist nötig. Gott reagiert dann, wenn er es für richtig erachtet. Sein Plan und sein Weg sind auch nicht die der herrschenden Meinung. Und außerdem muss Liebe Taten bewirken. Jesus konnte In allem sagen, dass nicht sein, sondern des Vaters Wille geschehen möge. Gelübde allein reichen dazu nicht. Sie müssen lebendig bleiben, gelebt werden. Glaube ist eine Lebensaufgabe. Christus als Vorbild nehmen. Wie ging er mit seinem Nächsten, Sündern, Fremden um? Nächstenliebe heißt, sich mit dem anderen zu beschäftigen. Wirkliches Interesse haben und nicht ohne Erwartung einer wirklichen Antwort mal eben sagen: Wie geht`s? Wir alle tragen den Geist der Liebe und des Verständnisses in uns. Wir können uns in den Nächsten hineinfühlen, ihn im Gebet begleiten. Wenn ich will, kann ich spüren, wo es der Hilfe bedarf. Mir Zeit zum Zuhören nehmen. Gibt man dem Heiligen Geist Raum, dann führt der Geist der Liebe. Dann sind wir fähig, so zu handeln, dass wir dem Nächsten wohl tun und ihn göttliche Zuneigung verspüren lassen können.
Gemeindevorsteher Walter Seidt freute sich über den Besuch aus dem Badischen, über die Fülle segensreicher Gedanken, die dieser formuliert hatte. Mit Liebe ans Werk – das Motto für das Tun neuapostolischer Christen im Jahr 2014 und, die „Freude in Christus“, so das Motto 2015. Die „geht“ gar nicht – ohne Liebe. Damit ist man und war auch der Gemeindevorsteher ganz schnell beim „Hohenlied der Liebe“ (1. Kor 13) des Apostels Paulus. Jedem, immer wieder, zum Lesen empfohlen und deshalb hier nicht wiedergegeben. In der Lutherschen Übersetzung zeitlos schöne deutsche Dichtkunst.
„Heute schon ist es eine Lebensaufgabe, diese Eigenschaften der Liebe, wie Paulus sie aufzählt, zu leben. Vollkommen gelingen wird es uns nicht. Gott stellt aber nicht auf den Erfolg ab, sondern auf das ehrliche Bemühen. Wenn man die Aufgaben der Liebe annimmt, dann wird Manches gelingen.“, so zum Schluss, zum Tun und Anpacken ermunternd, der Gemeindevorsteher.
Der Besuch aus dem Badischen meinte nach dem Gottesdienst, sich entschuldigen zu müssen, weil er irgendwie übersehen hatte, dass auch in Schwaben die Stunde nur sechzig Minuten hat. Man könne es als Kompliment dafür nehmen, dass er sich wohl gefühlt habe. Und, für alle Fälle als Trost für die, die es vielleicht eilig hatten: Bei nunmehr zehn Bezirken im Bereich Freiburg/Tübingen könne es bis zum nächsten Austausch Tübingen/Lörrach durchaus Jahre dauern, womit der heute etwas längere Gottesdienst als üblich hoffentlich zu verschmerzen wäre…
„Ein gesegnetes 2015 und Gott mit euch, auf Wiedersehen!“